Düsseldorf. In einem Siegener Seniorenheim begann die größte Impfkampagne in der Landesgeschichte. Die Corona-Impfung nimmt in den nächsten Tagen Fahrt auf.
Die 95-Jährige Erika Löwer aus Siegen, war am Sonntag die Erste in NRW, die gegen das Coronavirus geimpft wurde. Damit begann die größte Impfaktion in der Geschichte des Landes. Sie soll der Schlüssel zum Ende der Coronakrise sein. „Das ist ein Tag der Hoffnung in der Pandemie“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Wochenende, als die erste Impfstoff-Lieferung in NRW eintraf.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte gegenüber dieser Redaktion: „Wenn wir den Impfstoff so einsetzen können, wie erhofft, und im Sommer viele Menschen geimpft haben, wird 2021 auch das Jahr, in dem wir wieder ein Stück der alten Normalität zurückbekommen.“ Laumann besuchte am Sonntag zum Impfstart ein Seniorenheim in Emsdetten.
„Dass der Impfstoff jetzt da ist und verimpft wird, ist wie Weihnachten und Ostern zusammen“, freute sich SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty. Es dürfe jetzt kein Tag verloren gehen, um das Ende der Pandemie so schnell wie möglich zu erreichen.
Weiter Weg bis zur Immunisierung der Bevölkerung
Der Weg bis zu einer Immunisierung der Bevölkerung gegen das Virus ist allerdings noch weit. Zunächst erhielten die 53 kreisfreien Städte und Landkreise nur je 180 Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer für die Bewohner von Pflegeheimen und das Heimpersonal, die von mobilen Impfteams verabreicht werden.
In den kommenden Tagen dürfte die Aktion Fahrt aufnehmen: Bereits am Montag soll eine Lieferung mit 131.625 Impfdosen in NRW eintreffen, am Mittwoch weitere 141.375. Im Januar sollen jede Woche 141.375 Impfdosen an das Land ausgeliefert werden. Unklar ist noch, wann die 53 Impfzentren an den Start gehen können.
Start in ganz Deutschland und Europa
Die Impfkampagne ist eine medizinische und logistische Herausforderung, denn der Biontech-Impfstoff ist äußerst empfindlich und muss bei minus 70 Grad gelagert werden. Nach dem Auftauen bleiben nur wenige Stunden zum Verimpfen. Außerdem kann nur die Hälfte der jeweils einteffenden Lieferung verimpft werden, weil die andere Hälfte für die nach drei Wochen notwendige Folgeimpfung verwahrt werden muss. Rund 14.000 Freiwillige haben sich in NRW gemeldet, um bei der Kampagne zu helfen.
Den Auftakt zur Impfaktion machte bereits am Samstag ein mobiles Team in einem Seniorenheim in Halberstadt/Sachsen-Anhalt. Die 101-Jährige Edith Kwoizalla war die Erste, die in Deutschland eine Corona-Schutzimpfung erhielt. Auch in den europäischen Nachbarländern begannen die Immunisierungen. Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babis ließ sich sogar vor laufenden TV-Kameras die Spritze verabreichen.
Europol-Chefin warnt vor Impfstoff-Betrügern
Die Chefin der europäischen Polizeibehörde Europol warnte vor Betrug. Es bestehe die reale Gefahr, dass Kriminelle versuchen, die Nachfrage nach dem Impfstoff auszunutzen, sagte Catherine De Bolle dieser Zeitung. Wer solche Angebote im Internet annehme, erhalte nach Bezahlung entweder keinen Impfstoff oder gefälschten.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sprach sich gegen Sonderrechte für Geimpfte aus. „Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften kommt einer Impfpflicht gleich. Ich bin aber gegen einen Impfzwang“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Er warnte auch vor Sonderrechten, die Fluglinien oder Kulturveranstalter Geimpften geben könnten. Dies spalte die Gesellschaft.