Mülheim. Die Schausteller-Familie Tränkler kampiert derzeit am Mülheimer Flughafen in Raadt. In der Krise kämpfen sie ums wirtschaftliche Überleben.
Eigentlich hätte der Kasperle längst Quatsch gemacht. Doch in diesem Corona-Winter bleiben die Puppen im Theater-Körbchen, der Vorhang geschlossen. Für Familie Tränkler, Schausteller in siebter Generation, bedeutet das eine wirtschaftliche Katastrophe. „Wir sind ohnehin ein Unternehmen, das immer am unteren Limit schwimmt“, sagt Vater Josef Tränkler. „Wir möchten kein Sozialfall werden.“
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Am Flughafen in Raadt haben sich die Tränklers derzeit ihr Winter-Quartier eingerichtet. Hier hätten sie in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge ihre Weihnachtsshow mit dem Puppentheater gespielt. „Mittlerweile kennen uns viele Mülheimer Familien, die jedes Jahr wieder kommen.“ Zusammen mit Ehefrau Jennifer, der 15-jährigen Tochter Sherley und dem dreijährigen Sohn Tayler bietet Josef Tränkler, der ursprünglich aus dem Zirkus kommt, die Puppenshows für Kinder ab zwei Jahren an.
Alle Anfragen für nächstes Jahr werden abgelehnt
„Die Original Hohensteiner Handpuppen, die Kulisse, die Geschichten – wir machen alles selbst“, sagt Josef Tränkler. Jeden Tag gebe es trotz Auftrittsverbot zu tun: „Wir basteln an neuen Kulissen, restaurieren die Zelte oder arbeiten an neuen Geschichten.“ Nun seien etwa 95 Prozent der Einnahmen durch das Spielverbot weggebrochen, die letzte Aufführung fand im Oktober statt. Wann es die nächste geben wird, sei unklar. „Egal, in welcher Stadt wir anfragen, alle sagen ab.“ Einen Tourneeplan für nächstes Jahr können die Schausteller also nicht aufstellen. „Wir blicken in eine ungewisse Zukunft.“
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Mit Hartz IV bestreite die Familie die Grundsicherung. „Aber wir haben laufende Kosten, die uns keiner zahlt: Versicherungen, TÜV und neue Reifen für die Fahrzeuge, eine neue Heizung für den Wohnwagen“, zählt Mutter Jennifer auf. Dankbar seien sie dafür, dass die Stadt Mülheim ihnen die Standgebühr erlasse. Und, dass sich die Schausteller untereinander aushelfen. „Wir sind sehr solidarisch miteinander.“
Noch bis Ende Februar am Flughafen
Bis Ende Februar wollen die Tränklers noch am Flughafen bleiben. Freuen würde sich die Familie nicht nur über Anfragen für das kommende Jahr, wenn wieder gespielt werden darf, sondern auch über praktische Hilfe aus der Mülheimer Bevölkerung: sei es über Windeln oder Hundefutter. Kontakt: 0163-2559637 oder über die Facebook-Seite „Josef Tränkler’s Puppenbühne“.