Mülheim. Die Puppenbühne Josef Tränkler gastiert mit ihrem Theaterzelt am Flughafen.Sie spielt mit echten Hohnsteiner Puppen. Auch Tochter Shirley (10) hilft mit
Der kleine Drache Fauchi, der falsche Zauberer, Waldgeist Ulle Ulle, die Hexe Medusa, Prinzessin Wunderschön und Hauptwachtmeister Blaumütz – sie alle leben in einer Wohngemeinschaft in einem Campingmobil zusammen. Mit Kasper, dem Star im Team, reisen sie das ganze Jahr über durch NRW.
Schausteller Josef Tränkler strahlt über beide Ohren und kramt in seinem Puppen-Fundus. „Schauen Sie mal, unser Kasper ist schon 25 Jahre alt. Ich finde, das sieht man ihm nicht an.“ Damit ist die holzgeschnitzte Puppe wesentlich älter als einige ihrer Mitstreiter. Erst kürzlich hat Josef Tränkler wieder eine neue Puppe bestellt. Natürlich aus Hohnstein, denn dort schuf Max Jacob im Jahr 1921 einen Kasper, wie man ihn auch heute noch kennt.
Gänzlich gewaltfrei
„In der jetzigen Zeit ist der Kasper vollkommen diplomatisch und frisst auch keine Krokodile mehr. Wir spielen also gänzlich gewaltfrei“, erklärt Josef Tränkler. Früher habe der Kasper für die Problemlösung einfache und schlagkräftige Methoden gekannt: Hammer, Bratpfanne und Klatsche.
Ermäßigung für Zeitungsleser
Das Theaterzelt steht auf der Wiese am Flughafen. Die Aufführungen starten am 27. und 28. Mai um 16 Uhr und am 29. Mai um 14 Uhr. Gezeigt wird „Kasperle spielt verstecken“. Weitere Vorführungen: 2., 3. und 4. Juni, 16 Uhr und 5. Juni, 14 Uhr. Dann ist zu sehen: „Kasper und der kleine Drachen“.
Wer diesen Zeitungsartikel ausschneidet und an der Kasse vorlegt, bekommt eine Ermäßigung (1€). Information/Buchung unter 0163/2559637.
Die Geschichten denkt sich die Familie Tränkler selbst aus, sie seien aktuell und strategisch durchdacht, würden sich aber teilweise an den alten Erzählungen über den Kasper orientieren. Die Tränklers, das sind Shirley, Josef und Jennifer. Die drei spielen und sprechen gemeinsam, so erhält jede Puppe ihre eigene Stimme und ihren speziellen Charakter. Tochter Shirley ist erst zehn Jahre alt und besucht die Schule für Circuskinder NRW der Evangelischen Kirche im Rheinland, so kann sie mit ihren Eltern durch das Land reisen und drückt die Schulbank meist online: „Ich erledige den Unterrichtsstoff am Computer oder im mobilen Schulwagen, das ist alles organisiert.“
Das Handgemachte erhalten
Eine super Sache, findet auch ihr Vater. Der 40-Jährige kommt aus einer traditionellen Schaustellerfamilie. Seit 2013 ist er mit seinem eigenen 18 mal 12 Meter großen Zelt und zwölf dazu gehörigen Wagen, die aber nicht immer alle im Einsatz sind, unterwegs. „Wir sind eine sehr große Familie, irgendwann ist es dann an der Zeit, etwas Eigenes zu machen, das kommt in unserer Branche häufig vor. Aber man hält natürlich auch weiterhin zusammen und sieht sich sehr häufig“, erklärt der Dortmunder.
Auch wenn er die digitalen Hilfsmittel bei der Schulbildung positiv bewerte, so hätten Smartphone und Co. auch ihre Nachteile: „Einige Kinder können einfach nicht mehr so gut zuhören wie früher. Das liegt unter anderem auch daran, dass ihnen weniger vorgelesen wird. Manche Figuren kennen sie auch gar nicht mehr. Ich muss zum Beispiel erklären, wer der Müller ist und was der macht.“ Umso wichtiger sei es, dass auch „das Handgemachte“ erhalten bliebe.
Die Familie beteiligt sich auch an Schul- und Ferienprojekten, tritt in Kindergärten und Seniorenheimen auf oder ist privat für Sommerfeste oder Kindergeburtstage buchbar. Langweilig wird es also nie im Leben der Tränklers.