Mülheim. . Der Vorplatz am Flughafen hat sich zum Veranstaltungsort für Schausteller entwickelt. Denn für Zirkus und Co gibt es weniger Plätze in der Stadt.

Die Atmosphäre ist familiär im blauen Zelt am Flughafenvorplatz. Rund 50 Kinder und Eltern warten gespannt auf den Mann im roten Anzug. Denn er kündigt das heutige Puppenspiel an: die Schlümpfe – „und wer seid ihr?“ „Die Kinder!“

Mehr als die Hälfte sind nicht zum ersten Mal Gast im Zelt. Inga Knauss und Britta Büschken besuchen die Vorstellung mit ihren Kindern zum dritten Mal. „Ein Puppenspiel ist etwas Besonderes“, findet Knauss, Büschken ist das gewaltfreie Spiel wichtig, „der Spaß und, dass es um die Ecke ist“. Dafür nehmen sie den Preis von 10 Euro pro Person in Kauf – 60 an diesem Tag. „Schauspieler müssen davon leben“, hat Knauss Verständnis.

Familienbetrieb bereist die ganze Republik

Mindestens ein Mal im Jahr – zu Weihnachten – ist Schausteller Josef Tränkler mit seinen Figuren hier. Dass sich der Flughafen auch als Puppenbühne und Zirkus-Spielort etabliert hat, ist nicht nur Zufall: Der Kirmesplatz in Saarn etwa steht aufgrund der Flüchtlingsunterkünfte nicht zur Verfügung – „es gibt in vielen Städten immer weniger Veranstaltungsplätze für Schausteller“, beklagt der Puppenmeister. Mit seinem Familienbetrieb bereist er die ganze Republik, vor allem aber das Ruhrgebiet. Immer häufiger würden freie Flächen zugebaut, stellt er fest.

In diesem Fall hatte das Mülheimer Stadtmarketing einen Ausweichort für den Schausteller finden können: den Flughafen. „Das war für uns eine einfache Geschichte, die Anschlüsse und der Platz waren da“, meint Flughafengeschäftsführer Wolfgang Sauerland. Und auch die Nachfrage in Mülheim und Essen stimmt aus Sicht des Puppenspielers: „Wir haben kurzfristig Vorstellungen bis zum 25. Februar eingeschoben, weil Besucher uns gefragt haben.“

Gänzlich gewaltfreie Geschichten

Die schätzten, meint Tränkler, die besonderen Hohensteiner Puppen, mit denen das kleine Familienunternehmen unterwegs sei. Ein weiteres Plus sieht er „in unseren gänzlich gewaltfreien Geschichten. Denn es gibt zu viel Gewalt in der Welt“, meint der Mittvierziger.

Puppenbühne am Flughafen spielt „Die Schlümpfe
Puppenbühne am Flughafen spielt „Die Schlümpfe".

Und so bekommt der Räuber für seine Missetaten vom Kasper keine Klatsche ab, stattdessen wird das pädagogisch wertvoll „verbal geregelt, man sucht das Gespräch. Deshalb besuchen uns die Menschen.“

Auch die Geschichte über die Schlümpfe geht friedlich aus, obwohl Schlaubis Hund Struppi bei der Suche nach dem Zauberwald an den bösen Gargamel gerät. „Wir haben das Stück ‘just for fun’ entwickelt“, sagt Tränkler. Man hat eine Idee, den Rest improvisieren die Spieler – „und die Kinder, die wir einbeziehen“. Das klappt hervorragend, etwa als Schlaubi nach Struppi ruft: „Wo ist er denn?“ „Im Zauberwald“, schallt es zur Bühne.