Mülheim. Die Spendenaktion Jolanthe kommt in diesem Jahr der Krebsberatung für Betroffene und Angehörige zugute. Ihre Projektförderung endet im April.

Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, ändert sich das Leben einer Familie schlagartig und gewaltig. Wie kann man mit Kindern am besten über dieses Thema sprechen? Wie lässt sich die Lebensqualität soweit wie möglich erhalten? Das Team der Krebsberatung steht betroffenen Familien mit dem Projekt der integrativen psychoonkologischen Beratung (IPB) unterstützend zur Seite. Es wird von unserer Benefizaktion „Jolanthe“ in diesem Jahr profitieren.

Seit 1. Mai läuft das im Gesundheitsamt ansässige Projekt, das ausschließlich über eine Stiftung finanziert wird. Die Förderung läuft allerdings im April 2021 aus. „Um das Projekt, das gut angenommen wird, weiterführen zu können, benötigen wir dringend finanzielle Unterstützung“, erklärt die Psychoonkologin Annette Friedrich, die gemeinsam mit der Diplom-Psychologin Kathrin Bochmann das Team der IPB bildet.

Thema Krebs soll enttabuisiert werden

Mit ihrer Arbeit wollen die beiden Frauen das Thema Krebs enttabuisieren. „Da statistisch gesehen jeder Dritte einmal in seinem Leben an Krebs erkrankt, ist es in unserer Gesellschaft, aber das Thema ist natürlich sehr oft mit Angst besetzt“, weiß Annette Friedrich. Daher vermeiden es viele, offen darüber zu sprechen.

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Genau das ist aber die klare Empfehlung der Expertinnen. „Kinder geben sich sonst oft selbst die Schuld, wenn sie merken, dass es einem Elternteil schlecht geht“, sagt Kathrin Bochmann. Sie und ihre Kollegin erklären den Kindern oder Jugendlichen altersgerecht, was die Krankheit bedeutet. Auch den Eltern geben sie Tipps für Gespräche mit den Kindern mit an die Hand. „Gerne sind wir auch bei solchen Gesprächen dabei“, berichtet Friedrich.

Kinder sollen nicht in die Rolle pflegender Angehöriger schlüpfen

Sparkasse verdoppelt den Wert jedes verkauften Loses

Das Gesundheitsamt hat der Krebshilfe kostenlos einen Raum im Untergeschoss zur Verfügung gestellt. Mit den Geldern, die durch die Aktion „Jolanthe“ gesammelt werden, soll dieser Raum aufgewertet werden. Spielsachen sowie altersgerechte Materialien für Angehörige sollen angeschafft werden. Auch in die Öffentlichkeitsarbeit soll künftig noch mehr investiert werden.

Da wegen Corona dieses Mal kein Neujährchen bei Franky‘s stattfinden kann, gibt es die Lose für Jolanthe ab sofort und bis zum 6. Januar im Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr. Die Lose kosten jeweils fünf Euro.

Auch kann gespendet werden: Die IBAN des Spendenkontos lautet DE 0536 2500 000 1750 34277. Dazu bitte das Stichwort „Jolanthe“ angeben. Der Erlös geht komplett an die Integrative psychosoziale Beratung der Krebsberatung für Betroffene und Angehörige. Die Sparkasse verdoppelt den Wert jedes verkauften Loses.

Diese Preise gibt es diesmal zu gewinnen: einen WAZ-Reisegutschein für einen Städtetrip über 300 Euro, zwei Ruhrtop-Cards im Wert von 112 Euro, ein Stadtporträt von Mülheim im Wert von 99 Euro, die Heimat-Box „Die Wilde“ im Wert von 49,90 Euro und einen Bilderband „Ruhrgebiet von oben“ im Wert von 18,95 Euro.

Auf der anderen Seite – das ist ein weiterer Ratschlag – sollen Kinder auch nicht zu pflegenden Angehörigen werden. „Unser Tipp ist es, feste Aufgaben zu verteilen, mit denen das kranke Elternteil entlastet werden kann“, rät die Diplom-Sozialpädagogin Friedrich.

In einer Lebenskrise, wie sie nach einer Krebserkrankung entsteht, haben Patienten eigentlich einen Anspruch auf eine Psychotherapie. „Die Plätze sind aber oft ausgebucht, und es gibt Wartezeiten von bis zu einem Jahr“, berichtet Kathrin Bochmann. Die Krebsberatung hingegen schaffe Termine innerhalb einer Woche. Aktuell betreut das Team zwölf Familien mit Kindern von drei bis 22 Jahren. Am Anfang finden Gespräche im Schnitt einmal pro Woche statt.

Auch schöne Momente gehören zum beruflichen Alltag

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Mit ihrem Angebot wollen Friedrich und Bochmann auch die erkrankten Personen stärken, ihnen einen vernünftigen Alltag und soziale Teilhabe ermöglichen. Außerdem unterstützen sie Familien im sozialrechtlichen Bereich, denn die Kosten etwa für eine Therapie können schnell zu einer finanziellen Schieflage führen. Die Beratungsstelle stellt zum Beispiel Anträge bei Stiftungen. Auch Trauerarbeit gehört dazu. „Auf der anderen Seite gibt es aber auch sehr schöne Momente, wenn Familien bei uns anrufen, um zu erzählen, wie gut es ihnen mittlerweile geht“, berichtet die Psychologin.

In Schulen und Kindergärten wollte das Duo eigentlich Werbung in eigener Sache machen. Auch Beratungen für Lehrer und Erzieher waren angedacht. „Aber Corona hat auch uns ausgebremst“, bedauert Kathrin Bochmann. Dies zeige sich schon in ganz banalen Dingen. „Wir vermissen es, die Gesichter zu sehen. Mimik und Gestik sind sehr wichtig in unserem Bereich“, erklärt Annette Friedrich.

Corona hat die Arbeit ausgebremst

Viel schlimmer ist es aber für die betroffenen Familien, die nicht zu Hause betreut werden können. In Krankenhäusern gibt es Besuchsrecht zurzeit nur im Palliativbereich. Gemeinsame Unternehmungen sind weitestgehend unmöglich. „Es ist für alle aktuell schwierig, aber für kranke Menschen und ihre Familien ist es noch mal eine ganz andere Qualität“, weiß Bochmann. „Wir können nur raten, es sich zu Hause so schön wie möglich zu machen.“