Mülheim. Der Kita-Zweckverband schließt die Kita Christ-König in Mülheim. Grund ist ein Feuchtigkeitsschaden. Die Eltern halten das für fadenscheinig.
Die Fronten sind verhärtet im Streit um die Schließung der Kita Christ König in Winkhausen zum 6. Januar . Während der Kita-Zweckverband als Träger von einem „kontinuierlichen Austausch mit den Eltern“ seit Anfang November spricht, sind die wiederum „sehr unzufrieden“ mit der Kommunikation, wie Sven Fischer, Mitglied des Elternbeirates, sagt. „Das läuft nicht so transparent, wie wir uns das erhofft hätten.“
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Am 1. November waren der Elternbeirat und die Kita-Leitung kurzfristig zu einer Videokonferenz eingeladen worden. Dort erklärte der Kita-Zweckverband , dass die Einrichtung in den nächsten Wochen geräumt werden müsse wegen eines Feuchtigkeitsschadens und dass die beiden Gruppen mit insgesamt 46 Kindern auf die Kita St. Joseph und die Kita Heilig-Kreuz verteilt werden sollen. Ein Gutachten von Juni dieses Jahres soll dies begründen. „Wir haben den Zweckverband gebeten, uns das Gutachten vorzulegen“, sagt Sven Fischer. Das sei aber bis heute nicht passiert.
Mülheimer Kita: „Vollständige, fachgerechte Sanierung“ nötig
Lediglich eine Art Fazit des Gutachtens haben die Eltern bekommen. Darin wird erklärt, dass bei Luftmessungen am 2. Juni „in einigen Bereichen gegenüber der Außenluft erhöhte Schimmelpilzgehalte“ festgestellt wurden. „Kurzfristig können durch intensive, regelmäßige Reinigungsarbeiten sowie durch das Entfernen der offensichtlichen Feuchteschäden die Belastungen im Innenraum verringert werden.“ Mit Blick auf die Perspektive heißt es weiter: „Sofern keine vollständige, fachgerechte Sanierung erfolgt, kann es vermehrt zu einem mikrobiellen Wachstum auch von gesundheitlich schädlichen Schimmelpilzarten kommen (...). Eine Nutzung der Räume wäre dann nicht mehr möglich.“
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Für Sven Fischer und die anderen Eltern werfen diese Feststellungen mehrere Fragen auf: Warum muss jetzt akut gehandelt werden, obwohl der Ortstermin des Sachverständigenbüros bereits im Juni war? Warum wurden im neuen Kita-Jahr überhaupt noch Kinder aufgenommen?
Kita-Zweckverband: „Wir können das als Träger nicht mehr verantworten“
„Wir beobachten das Gebäude schon seit längerer Zeit“, sagt Eva Ortmann, Referentin der Geschäftsführung des Zweckverbandes. Die Luftmessungen im Juni seien nur ein Puzzleteil. So seien beispielsweise in einem Raum Teile der Decke heruntergekommen, ein Raum sei zwischenzeitlich nicht nutzbar gewesen. „Wir können das als Träger nicht mehr verantworten.“ Die nötigen Sanierungsmaßnahmen könnten nicht mehr ergriffen werden im laufenden Betrieb.
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Die Verträge mit den Eltern der Kinder, die im August in das neue Kita-Jahr gestartet sind, wurden bereits im April geschlossen, sagt Ortmann. Da sei die Gefahr für die Gesundheit der Kinder noch nicht absehbar gewesen. Der Vorwurf, hier solle Geld gespart werden, sei so nicht richtig, sagt Ortmann. „Das hat mit Geld nichts zu tun, wir sparen hier nicht. Im Gegenteil: Der Umzug der Gruppen ist sehr aufwendig .“
Mülheimer Eltern sind „geschockt und überrascht“
Für Bernd Reimers, dessen Sohn seit Sommer die Kita Christ-König besucht, wirken die Argumente „fadenscheinig und widersprüchlich“. „Vorher war von diesen Feuchtigkeitsschäden nie die Rede gewesen“, sagt Reimers. Er und die anderen Eltern seien „geschockt und überrascht“ worden von der Entscheidung des Trägers, die Kita so kurzfristig zu verlassen. „Wir fühlen uns über den Leisten gezogen. Das Verhalten dieses katholisch geprägten Trägers ist mehr als merkwürdig.“
Für ihn und auch Sven Fischer ist vor allem der Zeitpunkt ein unmöglicher. „Wir wollen nicht in Pandemie-Zeiten hier raus“, sagt Fischer. Für die Kinder und Erzieherinnen sei die Situation ohnehin sehr belastend. Einige Kinder müssten in einer neuen Umgebung gegebenenfalls neu eingewöhnt werden. Außerdem gebe es Eltern, die ihre Kinder nicht mit dem Auto zum Kindergarten fahren können – und nun einen Fußweg von mehreren Kilometern vor sich hätten.
Keine Kündigungsfristen
Das Gebäude, in dem die Kita untergebracht ist, gehört der Kirchengemeinde. Der Zweckverband ist nicht Mieter, sondern juristisch gesehen Besitzer der Räumlichkeiten , erklärt Pfarrer Christian Böckmann. Er ist zuständig für Dach und Fach, hat das Gebäude als instand zu halten. Eigentümer ist die Pfarrei.
„Wenn der Zweckverband den Betrieb beendet, fällt das Gebäude wieder der Kirchengemeinde zu“, sagt Böckmann. Es gebe aber keine Kündigungsfristen wie bei einem Mietvertrag, auch gebe es kein festgeschriebenes Ende der Nutzungszeit durch den Zweckverband.
Zweckverband sucht Kontakt zum Mülheimer Gesundheitsamt
Das Verhältnis zum Zweckverband sei mittlerweile gestört. Trotzdem herrsche seitens der Eltern weiter Kooperationswille und natürlich wolle man für die Kinder eine gute und sichere Umgebung: „Wir unterstützen alles, was notwendig ist“, sagt Sven Fischer. „Aber wir zweifeln daran, dass das notwendig ist.“
Indessen hofft der Zweckverband, dass ein „guter Weg für die Familien, aber vor allem für die Kinder gefunden wird“, sagt Eva Ortmann. Sie könne verstehen, dass die Emotionen hochkochen. „Wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Denn die letzte Verantwortung liegt beim Träger.“ Sie habe nun den Kontakt zur Landesunfallkasse gesucht, werde am Montag mit dem Mülheimer Gesundheitsamt sprechen. „Wenn jemand sagt, wir können ohne Bedenken bis Sommer bleiben, dann machen wir das.“