Mülheim. Bislang hat die Stadt Mülheim erst 400 Tablets für Schüler erhalten. Die fehlenden 5000 sind noch nicht bestellt, auch nicht die 2500 für Lehrer.

Fröhlich lächeln Oberbürgermeister und Schuldezernent in die Kamera, in der Hand halten sie brandneue Tablets: Leider stammt dieses Bild nicht aus Mülheim, sondern aus Essen. Während in der Nachbarstadt in dieser Woche 19.500 digitale Endgeräte an Schulen ausgeliefert werden, sind in Mülheim immer noch erst 400 Tablets für die Schüler verfügbar. Bis weitere kommen, werden vermutlich noch Monate vergehen. Denn bislang sind sie nicht einmal ausgeschrieben.

5379 – das ist die von den Mülheimer Schulen ermittelte Zahl der Kinder, „die aus Sicht des Lehrpersonals eine Unterstützung durch ein geeignetes digitales Endgerät bedürfen, auf welches sie von Hause aus keinen Zugriff haben“. Dagegen stehen derzeit nur 400 Tablets , die die Stadt bereits erhalten hat. Nicht einmal acht Prozent der Schüler sind also versorgt.

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Digitale Endgeräte für Mülheim werden erst nach Ratssitzung ausgeschrieben

Und das wird auch noch eine Weile so bleiben: Denn erst nach der nächsten Ratssitzung am 17. Dezember wird es eine Gesamtausschreibung geben – für die 5379 Geräte für die Schüler sowie die 1745 für die Mülheimer Lehrer. 1,562 Millionen Euro stehen für die Tablets für die Schüler zur Verfügung, die Stadt trägt einen Eigenanteil von 156.000 Euro, also zehn Prozent. 867.000 Euro Landesmittel stellt Nordrhein-Westfalen für Mülheim zur Verfügung. Ob mit diesen Geldern der Bedarf gedeckt werden kann, sei noch nicht klar, teilt die Stadt auf Anfrage mit, das müssten die Ausschreibungsergebnisse zeigen.

Kinder sollen auch eigenen Internetzugang bekommen

Auch der technische Support wird bei der Ausschreibung berücksichtigt. So sollen die Geräte per Ferndiagnose konfigurierbar sein.

Zudem sollen Tablets mit Sim-Karten-Funktion bestellt werden, die einen eigenen Internetzugang ermöglichen, falls keiner im Haus der Kinder verfügbar ist. Der Bund hat in Aussicht gestellt, die laufenden Kosten für diesen Zugang zu tragen.

Bei einem Volumen über insgesamt zwei Millionen Euro müsse die Stadt europaweit ausschreiben – und vorher einen Ratsbeschluss einholen, sagt Oberbürgermeister Marc Buchholz. Ab Zeitpunkt der Ausschreibung kann es noch mehrere Monate dauern, bis die Lieferungen tatsächlich eintreffen. „Das ärgert mich auch“, sagt Buchholz. Eine Begründung, warum der Ratsbeschluss nicht schon früher angestrebt wurde, sei, dass erst vor drei Wochen die letzten Rückmeldungen der Schulen auf die Bedarfsabfrage gekommen seien.

Duisburg und Essen haben bereits Endgeräte geliefert bekommen

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Aber warum hat die Stadt nicht bereits im Sommer eine höhere Zahl als 400 Tablets bestellt , war es doch absehbar, dass diese Zahl nicht ansatzweise ausreichen würde? „Weil im Sommer noch kein Geld da gewesen ist“, sagt Buchholz. „Und weil damals noch nicht klar war, dass auch ein anderer Hersteller neben Apple die Anforderungen erfüllt.“

Nun könne man systemoffen ausschreiben und hofft damit auf eine deutlich zügigere Lieferung als bei den 400 iPads im Herbst. Denn aufgrund der hohen Nachfrage dauert es derzeit lange, bis der Bedarf von den Herstellern gedeckt werden kann. Zudem hätten die Schulen dem Oberbürgermeister gespiegelt, dass sie „bis dato so gut in der Pandemie klargekommen sind, dass sie auf die Geräte auch noch etwas warten können“.

In den umliegenden Ruhrgebietsstädten hat es mit den Bestellungen oft schneller geklappt: Duisburg hat wie Essen soeben seine 11.961 iPads für Schüler bekommen , die 2500 Laptops für die Lehrer sollen Ende Januar/Anfang Februar geliefert werden. Zwar warten beispielsweise Herne, Bochum und Oberhausen auch noch auf die Lieferung der Geräte. Aber die Bestellungen sind auf den Weg gebracht. In Mülheim wird das erst kurz vor Weihnachten passieren.