Bochum. 9000 Tablets und Laptops will die Stadt Bochum für Schulen kaufen. Doch es gibt Probleme. Wie gut Technik funktioniert, zeigt eine neue Messe.

Obwohl Landesgelder in Millionenhöhe zur Verfügung stehen, können die Schulen in Bochum in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr mit zusätzlichen Laptops und Tablets ausgestattet werden. Das kündigte Schuldezernent Dietmar Dieckmann am Wochenende am Rande der „Barcamp“-Messe in der Jahrhunderthalle an.

Über fünf Millionen Euro Fördergelder für Endgeräte verfügt die Stadt bei ihrer Digital-Offensive für Schulen. Das reiche für 9000 PCs (meist Tablets): 6000 für Schüler und 3000 für Lehrer, so Dieckmann. Gerade in Coronazeiten wäre die Technik wichtig. Doch es gibt massive Probleme.

Digitalisierung in Bochum: Verzögerung bei Geräten

„Der Großauftrag muss europaweit ausgeschrieben werden. Das bringen wir jetzt auf den Weg. Das Verfahren wird aber mindestens drei bis vier Monate dauern“, schildert der Schuldezernent. Hinzu komme: Der Markt ist wegen der hohen Nachfrage derzeit leergefegt. Dabei müssen die Landesgelder bis 31. Dezember ausgegeben werden. Dieckmann befürchtet: „Bis zum Jahresende wird das nichts mehr.“ Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) drängt deshalb auf eine Fristverlängerung.

Sind die Geräte da, sei es mit den Schwierigkeiten nicht vorbei, so der Dezernent. Die Fördergelder aus Düsseldorf reichten nur für den Kauf, nicht aber für die Unterweisung in den Schulen, den Betrieb und etwaige Reparaturen. Offen ist auch die Verteilung. Die 6000 Geräte für Schüler (sie bleiben im Besitz der Stadt) sollen an „bedürftige“ Kinder und Jugendliche ausgeliehen werden. Wer gilt als „bedürftig“? „Das“, sagt Dieckmann, „wollen wir gern den Schulen überlassen. Jede Schule erhält ein Kontingent. Vor Ort weiß man am besten, wer für die Geräte infrage kommt.“

Beim „Barcamp“ in der Bochumer Jahrhunderthalle diskutierten und informierten sich Lehrer und Schüler über das digitale Lernen.
Beim „Barcamp“ in der Bochumer Jahrhunderthalle diskutierten und informierten sich Lehrer und Schüler über das digitale Lernen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Barcamp“ feiert gelungene Premiere

Wie Technik effizient eingesetzt wird, demonstrierte am Samstag das „Barcamp“ in der Jahrhunderthalle. Erstmals veranstaltete die Stadt die Messe, die ihre Teilnehmer hauptsächlich im Netz generiert. Das dazu passende Thema: die Digitalisierung der Bochumer Schulen. „Das hat zum Auftakt sehr gut geklappt“, zog Dietmar Dieckmann im WAZ-Gespräch eine erste Bilanz.

Mit insgesamt rund 30 Millionen Euro sollen die 80 Bochumer Schulen mit ihren 93 Standorten bis 2025 fit fürs digitale Lernen gemacht werden. So sieht es der 2019 beschlossene Medienentwicklungsplan vor. Aktuell werden alle weiterführenden Schulen mit leistungsstarken Internetanschlüssen ausgestattet. Die Zeit drängt. In der Pandemie wurde deutlich, wie notwendig es ist, eine hinreichende Infrastruktur für das „Home-Schooling“ bereit zu halten.

Schulen sollen sich vernetzen

Ein funktionierendes Netzwerk sollen auch die Schulen selbst knüpfen. Mit dem Barcamp bot die Stadt dazu eine Plattform. „Gespannt wie ein Flitzebogen“ sei er gewesen, sagt Dietmar Dieckmann. Nach der Premiere ist er sicher: „Das ruft nach einer Fortsetzung.“

Virtuelle Messen werden zunehmen

Für die Jahrhunderthalle war das Barcamp eine der ersten Veranstaltungen seit der Corona-Zwangspause im März.

Hallenchef Andreas Kuchajda wertet die Premiere als „weiteren Beleg, dass hybride Events sehr gut funktionieren und trotz Corona vieles möglich ist“.

In der Veranstaltungsbranche wird erwartet, dass virtuelle Messe-Formate auch nach der Pandemie deutlich zunehmen werden: auch im Ruhrcongress und in der Jahrhunderthalle.

100 Lehrer und Schüler konnten persönlich in der Jahrhunderthalle dabei sein. Mehr erlaubt die Corona-Schutzverordnung nicht. Am Vormittag wurden in zwei Durchläufen zehn „Sessions“ eingerichtet: Arbeitsgruppen, die sich – ausgestattet mit Kopfhörern, Mikrofonen und Monitoren – mit vielfältigen Themen rund ums digitale Lernen und Lehren beschäftigten.

100 Lehrer schalteten sich dazu

Die Besonderheit: Per Livestream hatten weitere Lehrer daheim die Möglichkeit, die Diskussionen zu verfolgen und sich selbst einzubringen. Rund 100 Nutzer nahmen auf diesem Weg an der Messe teil. „Eine beachtliche Zahl. Immerhin haben dafür alle ihre Freizeit geopfert“, meint Dieckmann und zeigte sich erleichtert: „Der gegenseitige Austausch war sehr fruchtbar. Von den Ergebnissen profitieren auch wir als Verwaltung.“