Mülheim. Die Mülheimerin Natalija Usakova stellt in der Greens Galerie in Saarn „Dots, Dots, Dots“ aus. Ihre Bilder bestehen aus Tausenden von Punkten.
Die Bilder von Natalija Usakova entstehen Punkt für Punkt. Sie bestehen aus Hunderten von geometrisch angeordneten Kreisen, die alle einzeln gemalt wurden. Betrachtet man die Arbeiten aus der Nähe, nimmt man lediglich abstrakte Flächen oder Formen wahr, tritt man aber einige Schritte zurück, wird plötzlich ein gegenständliches Motiv sichtbar – ein Kussszene beispielsweise oder das Portrait einer schönen Frau.
Die Künstlerin, die seit zehn Jahren in Mülheim lebt und seit 2015 auch Mitglied der Künstlergruppe AnDer ist, stellt einige dieser wandlungsfähigen Werke jetzt in der Galerie Greens in Saarn aus. „Dots, Dots, Dots“ (also „Punkte, Punkte, Punkte“) heißt die kleine, aber feine Schau. Sie ist bis Ende Dezember zu sehen.
Eine Kussszene wird sichtbar
Mit der Pop-Art hat sich Natalija Usakova, die ursprünglich aus Lettland stammt und dort Kunst studiert hat, in letzter Zeit intensiver beschäftigt. Künstler wie etwa der Amerikaner Roy Lichtenstein verwendeten bei ihre Arbeiten zeitweise ebenfalls Rasterpunkte. „Es gibt aber einen grundlegenden Unterschied. In der Pop-Art waren die Punkte gedruckt, wirkten die Bilder kühl. Bei Natalija Usakova ist jeder Punkt einzeln – in ganz eigenem Farbton – gemalt. Das ist neu und wohl einzigartig. Die Arbeiten wirken sehr sinnlich“, sagt Kunsthistoriker Dr. Tobias Kaufhold.
Hinter jedem Bild steckt ein langer komplizierter Arbeitsprozess, der zunächst mit der Bearbeitung einer ausgewählten Fotografie am PC und dem Anfertigen einer Skizze beginnt und später auf der Leinwand mit Acrylfarben – Ausschnitt für Ausschnitt – fortgeführt wird. „Für ein Bild dieser Art brauche ich etwa einen Monat, die Arbeit erfordert viel Disziplin und höchste Konzentration“, erklärt die 40-jährige Künstlerin.
Betrachten ist ein aktiver Prozess
Neben dem „Spiel mit dem Abstand“, dem optischen Überraschungseffekt, haben ihre Gemälde noch eine andere spannende Dimension. „Sie zeigen nur einen Teil einer Szenerie. Ihre Wirkung geht daher über den Bildrahmen hinaus, ist nicht auf das gezeigte Motiv beschränkt. Natalija Usakova überlässt es der Fantasie des Betrachters, aus einzelnen, bruchstückhaften Formen eine eigene Geschichte zu imaginieren. Das Betrachten ist ein aktiver Prozess“, so Tobias Kaufhold.
Bei der Vernissage am Freitag, 6. September, von 18 bis 20 Uhr, in der Greens Galerie an der Düsseldorfer Straße 15 kann man Usakovas Bilder auf besondere Weise erfahren. Es werden Ferngläser verteilt, durch die die Besucher verkehrt herum schauen sollen. So betrachten sie die Anordnung von Punkten wie aus der Ferne, können die Verwandlung vom abstrakten zum gegenständlichen Motiv erfahren ohne sich zu bewegen.