Mülheim. Mülheimer können ihre Stadt jetzt aus der Luft inspizieren. Die frei zugängliche Seite „3d.ruhr“ bietet vielfältige Anwendungen und Perspektiven.
Luftbilder haben auf den Betrachter stets eine besondere Wirkung. Sie geben Einsichten, die der Beobachter der Nachbarschaft vom Boden der Tatsachen aus nicht hat. Sie helfen längst bei der Suche von Blindgängern im Boden sowie noch bebaubaren Grundstücken. Der R
egionalverband Ruhr (RVR) hat jetzt 150.000 Schrägluftbilder von der Metropole Ruhr
ins Internet gestellt, die neue Einblicke in die Region ermöglichen und neue Arbeitsfelder für Kommunen, Firmen und Privatpersonen eröffnen. Das ist europaweit einzigartig. Auch Mülheim-Ansichten lassen sich zu einem zusammenhängenden Großluftbild vereinen.
„Das gehört zur Basis dieses Projektes“, erläutert André Kiese, der mit weiteren Kollegen das Luftbildprojekt beim RVR betreut. „Wir möchten damit möglichst viele Menschen erreichen. Privatpersonen können sich ihre Heimat, die Nachbarschaft oder das ganze Ruhrgebiet aus der Vogelperspektive anschauen.“ Alle Bilder aus dem RVR-Bestand sind frei zugänglich.
Straßenbreite vor der Haustür am Bildschirm messen
Für Profis bietet dieses Luftbildarchiv weitere Werkzeuge. „
Höhen- und Flächenmessungen
sind möglich, mit denen nicht nur Vermesser arbeiten können. Wer wissen möchte, wie breit die Straße vor seiner Haustür ist, kann das ebenfalls auf dem Luftbild mit Unterstützung einer Messhilfe ermitteln“, erklärt Kiese einige der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten.
„3d.ruhr – Das Ruhrgebiet
online aus der Vogelperspektive erleben
“, lautet das Ziel für die kommenden Jahre. Denn längst sind noch nicht alle Flächen und Gebäude der Metropolregion fotografiert. Direktaufsichten gibt es bereits viele. Schrägaufnahmen fehlen noch. „Die sind aber unerlässlich für die dreidimensionale Darstellung“, erklärt André Kiese.
Schrägbilder helfen bei dreidimensionaler Darstellung
Die Kombination mehrerer Schrägluftbilder und Direktablichtungen macht es möglich, mit elektronischen Rechenverfahren dreidimensionale Darstellungen auf den Bildschirm zu bringen. „Diese Dateien werden für alle Städte und Regionen im Laufe der nächsten Jahre bei regelmäßigen Überflügen erstellt und dann den Nutzern zugänglich gemacht“, beschreibt der RVR-Mitarbeiter. Die ersten Tests seien gerade angelaufen.
Seit 100 Jahren lässt der RVR für die Raumbeobachtung
die Region aus der Luft
fotografieren. Der ehemalige Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) hatte damals für die gesamte Region Planungshoheit, um Industrie und Wohnbebauung gleichmäßig auf die Areale der Verbandsmitglieder zu verteilen und eine Zersiedlung zu verhindern. Das Rennen um Gewerbesteuereinnahmen hat diese gute Idee ab den 1980er-Jahren immer mehr aufgeweicht.
Mögliche Kaufobjekte und die Gegend ohne lange Wege betrachten
Daher begann der SVR bald nach seiner Gründung mit einer systematischen Kartierung der Region und ließ sie mit Luftbildern erfassen. Diese Bilddokumente waren zuerst analog und schwarz-weiß. Es folgten die Wechsel zu farbig und digital. „Im Jubiläumsjahr wird es ganz besonders schräg“, sagt Kiese. Die neuen Bilder aus der Vogelperspektive – Schrägluftbilder – zeigen das Ruhrgebiet aus einem ganz besonderen Blickwinkel.
„Mit den Anwendungswerkzeugen können Nutzer um ihr Haus herumlaufen oder ihr Viertel inspizieren. Sie können sich auch Häuser anschauen, in die sie eventuell einziehen oder die sie kaufen möchten“, beschreibt der
3d.ruhr-Gestalter weitere Möglichkeiten
. „Heute muss niemand mehr lange Wege machen und vor Ort nachschauen. Es sei denn, es geht um das Mosaikmuster auf der Haustürtreppe“, sagt Kiese. Aber die neuen Bilder hätten schon eine hohe Auflösung.
Lob und Anfragen aus dem Ausland
Die Luftbilder stehen seit Ende August auf der Webseite
www.3d.ruhr
zur Ansicht bereit. Eine Adresssuche bringt Orte, Plätze und Straßen auf den Bildschirm. Ein Video in der Anleitung erklärt, welche verschiedenen Möglichkeiten der Betrachtung und Suche die Seite bietet.
Dass für eine so große Region flächendeckend rund 150.000 Bilder eine Region komplett abbilden und in Ausschnitten zeigen, sei bundes- und europaweit einmalig. „Wir bekommen bereits Anfragen und Lob aus England und Frankreich“, weiß André Kiese. Die intensive Zusammenarbeit der Städte und Kreise im Ruhrgebiet mache das möglich.
Veränderungen mit leichtem Blick über die Stadtgrenze erkennen
Die Luftbilder werden jedes Jahr nach abgestimmten Standards erneuert und die Ansichten aktualisiert.„Diese überregionalen Ansichten aus verschieden Perspektiven sind auch für alle grenzübergreifenden Fragen, wie zum Beispiel – ganz aktuell – der Entwicklung des
Flughafens Essen/Mülheim
, sehr wichtig und hilfreich“, ergänzt Juliane Neubner, stellvertretende Leiterin des Amtes für Geodatenmanagement, Vermessung, Kataster und Wohnbauförderung.