Ruhrgebiet. . Das neue Geoportal des Regionalverbands Ruhr bietet eine faszinierende Zeitreise in Luftbildern. Bis 1926 reichen die Revier-Bilder zurück.
Wie sah die Essener Innenstadt 1926 aus – fast mickrig neben den Krupp-Werken? Und diese Zerstörung nach dem Krieg! Da ensteht die Universität ... und der Krupp-Park ... Eine solche Zeitreise in Luftbildern kann nun jedermann am Computer unternehmen. Mit luftbilder.geoportal.ruhr hat der Regionalverband Ruhr (RVR) einen Kartendienst geschaffen, über den man aktuelle und historische Luftaufnahmen in sehr guter Qualität betrachten kann. Die fast 50 000 Bilder decken das gesamte Ruhrgebiet ab – eine wahre Schatzkiste!
Essen – Kruppsches Gelände 1926 und 2015
(ziehen Sie den grünen Slider nach links und rechts)
Die Bedienung erinnert an Google Maps, man kann also in einer Stadtplanansicht auch nach Adressen suchen. Anders als bei Google oder Bing kann man im Geoportal des RVR aber zwischen den Zeitebenen umschalten und zum Beispiel nachschauen, wie die Westfalenhallen und das Stadion Rote Erde 1926 oder 1952 aussah – oder 1969, 1990, 1998, 2006, 2009 und zwischen 2011-2014 . Zudem sind die aktuellsten Daten höher aufgelöst als bei der „Konkurrenz“ und eben: aktuell.
Kleine Stichprobe: Das Einkaufszentrum Limbecker Platz ist in der Satellitenansicht von Google Maps noch nicht einmal gebaut! Beim RVR sieht man es 2009 im Bau und aktuell kristallscharf. („Lass mal schauen“, sagt die Kollegin in der Redaktion. „Tatsächlich, der Nachbar hat auf dem Bild schon das Trampolin.“)
Dortmund – Hoesch-Stahlwerk 1998 und Phoenix-See 2014
Was den Datenschutz und damit einhergehende Probleme wie Einbruchsrisiken angeht, gilt schlicht das gleiche wie für Google & Co: Bislang haben Gesetzgeber und Gerichte nichts einzuwenden. „Man hat bei uns ja auch nur die Draufsicht, Fassaden, Nummernschilder oder Gesichter sind nicht zu erkennen“, sagt Wolfgang Beckröge, RVR-Referatsleiter Geoinformation.
Auf den aktuellen Luftbildern entspricht ein Pixel etwa zehn Zentimetern (der RVR hat die Auflösung für das Internet aber bewusst etwas reduziert gegenüber den Originaldokumenten). Die nächsten Befliegungen sollen eine Auflösung von vier Zentimetern pro Pixel bringen.
Bochum – A40 in Stahlhausen 1952 und 2013
Die Luftbilder werden für Planungszwecke ohnehin gebraucht, der RVR, die Städte und das Land teilen sich die Kosten. Ein gewisser Teil, etwa die Hälfte, kommt durch den Verkauf wieder herein. „Das schnell wachsende Ruhrgebiet“, sagt Beckröge, „war einer der ersten Regionen überhaupt, die systematisch beflogen wurden – schon in den 20er-Jahren.“ Aus der Nazizeit und dem Krieg liegen natürlich keine Luaftaufnahmen vor. Die anderen alten Bilder wurden in den vergangenen fünf Jahren aufwändig digitalisiert, um sie vor dem Verfall zu retten. Und es waren längst nicht alle. Weitere Zeitebenen sollen nach und nach in das Geoportal eingepflegt werden.
Herten – Halde Hoheward 1969 und 2012
Für private Zwecke ist der Datenschatz des RVR freigegeben. Man kann sich etwa den Ausschnitt seiner Wahl bis DIN A3 ausdrucken. Wer andere Ausschnitte oder Ausdrucke braucht, kann diese beim RVR bestellen: geoinfo@rvr-online.de.