Mülheim. . Martina Busch vom Mülheimer Geohaus ist die vierte Frau unter den 100 öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren im Bezirk Düsseldorf.
- Die Mülheimerin Martina Busch ist eine der ersten öffentlich bestellten Vermessungsingenieurinnen in NRW
- Es war die Mischung aus Tätigkeit unter freiem Himmel und Büroarbeit, die die 46-Jährige von Beginn an reizte
- Busch hatte bei der Berufswahl das richtige Händchen: Das Image von Stiefeln und Stange hat sie nicht abgeschreckt
Mit Gummistiefeln an den Füßen und rot-weißer Stange in der Hand über eine Baustelle stapfen: So stellen sich heute noch etliche Menschen die Kernaufgabe eines Vermessungsingenieurs vor. Der Beruf werde dieses Image nicht los, sagt Martina Busch. Das sei einer der Hauptgründe, warum sich nicht viele Frauen davon angesprochen fühlten. Bei Busch selbst war das anders: Sie fand spannend, was sie als Abiturientin im Straßenbild beobachtete, informierte sich genauer über die Arbeit so genannter Geodäten. Seit Februar ist sie eine der ersten öffentlich bestellten Vermessungsingenieurinnen in NRW, erst die vierte von rund hundert im gesamten Bezirk Düsseldorf.
Es war die Mischung aus Tätigkeit unter freiem Himmel und Büroarbeit, die sie von Beginn an reizte. Interesse an Karten, Luftbildern, Physik, Technik sowie Neugier auf die Arbeit mit besonderen Instrumenten waren vorhanden. So stand schnell fest: Der Studiengang ist etwas für mich. Busch ging an die Hochschule nach Hannover, saß mit gerade einmal 40 Kommilitonen in Vorlesungen, arbeitete danach als junge Diplom-Ingenieurin in einem Büro in Werl, entschied sich dann doch fürs Referendariat bei der Bezirksregierung Hannover.
Martina Busch ist seit 2002 im Geohaus tätig
Seit 2002 lebt und arbeitet sie in Mülheim, ist Teil des Teams im Geohaus am Rathausmarkt. Von Gummistiefeln und rot-weißer Stange ist in ihrem Alltag nicht viel übrig. „Mein Schwerpunkt sind rechtliche Dinge“, sagt die 46-Jährige, „baurechtliche und planungsrechtliche Situationen sowie strategische Grundstücksberatung.“ In Studium und Referendariat hat sie das juristische Know-how erlernt, nun klärt sie Eigentümer zum Beispiel darüber auf, welche Nutzung auf einem Grundstück möglich ist, ob und wie es bebaut werden darf.
Dazu nimmt sie Einblick in öffentliche Unterlagen, tauscht sich mit Mitarbeitern des Planungsamtes aus und durchaus auch mal mit Nachbarn, unterstützt die Behörden beim Erstellen von Beschlussvorlagen für politische Gremien. Nicht immer sei sie dabei auf Seiten des Amtes: „Wir stellen uns auch schon mal klar gegen die Behörde, um Eigentümern zu ihrem Recht zu verhelfen.“
Moderne Technik wie Laser, GPS oder Drohnen
Martina Busch arbeitet mit Vater Otmar und Sohn Hanns-Florian Schuster zusammen, die ebenfalls öffentlich bestellte Vermessungsingenieure sind. Der Senior ist, wie sie selbst, vorrangig in der Grundstücksberatung tätig, der Junior konzentriert sich auf technische Entwicklungen. Auch in dem Bereich hat sich eine Menge getan, erzählt Busch. Längst werden nicht mehr nur herkömmliche Theodoliten genutzt; auch Laser- und GPS-Technik sind im Einsatz und, wenn Eigentümer es erlauben, Drohnen.
Grenzvermessungen oder Gebäudeeinmessungen, die Eingang in die Liegenschaftskarte finden, sind klassische hoheitliche Aufgaben, für die Martina Buschs neuer Titel Voraussetzung ist. „Nur mit öffentlicher Bestellung dürfen wir Tatbestände an Grund und Boden mit Dienstsiegel beurkunden“, erklärt sie. In Mülheim gibt es noch ein zweites Vermessungsbüro; „die Anzahl ist limitiert“. Im Geohaus arbeiten 30 Mitarbeiter, „das ist ungewöhnlich groß und daher besonders vielfältig und spannend“, sagt sie. Busch hatte bei der Berufswahl das richtige Händchen: Das Image von Stiefeln und Stange hat sie zum Glück nicht abgeschreckt.
>> Busch fordert schnellere Entscheidungen in Mülheim
Martina Busch ist „daran gelegen, dass in Mülheim etwas Schönes entsteht“. Leider dauere es manchmal extrem lang, ein Vorhaben durchzubekommen, seien zu lange Diskussionen notwendig. Zu wenige Gewerbegrundstücke gebe es, bekanntermaßen, auch deswegen, weil ökologische Auflagen oft hoch seien. „Man muss handlungsfähig bleiben, abwägen, ob man der Ökologie immer den Vorzug gibt.“
In Düsseldorf sei die Nachfrage nach gehobenen Wohnungen sehr groß, der Immobilienmarkt angespannt, sagt Martina Busch. Davon könne man in Mülheim profitieren, doch es gelinge noch nicht ausreichend, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Martina Busch bedauert dies: „Mülheim möchte doch attraktive Wohnstadt bleiben; deshalb brauchen wir hier auch Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen.“