Mülheim. 26 Jahre lang hat Max Schürmann die Styrumer Stadtviertelkonferenz geleitet. Nun scheint das infrage gestellt. Ein Protokoll wird zum Brandbrief.
Die Styrumer Stadtviertelkonferenz steht vor einem Scheideweg. 26 Jahre lang hat ihr Initiator Max Schürmann Akteure aus dem sozialen Bereich, der Kultur, Migranten, Schulen, Kitas, Vereine in diesem Bezirk mit besonderem Erneuerungsbedarf an den runden Tisch gebracht . Damit das Viertel, das in Mülheim nicht selten gegenüber anderen den Kürzeren gezogen hat, sich aus eigener Kraft weiter entwickelt. Doch ausgerechnet diese Stelle droht nun zusammengestrichen zu werden.
Denn bereits 2022 gehen Schürmann und Ulrike Nottebohm in die Altersrente , eine Nachbesetzung der städtischen, beim Kulturbetrieb angesiedelten Stellen wäre notwendig. Zwar lässt Frank Baudy, Leitung des Kulturbetriebs, auf Anfrage der Zeitung mitteilen, dass die Stadtviertelkonferenz nicht gefährdet sei, sondern lediglich die Stelle der Geschäftsführung der Feldmann-Stiftung ab 2022 neu besetzt werden müsse.
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Entbrannte Diskussion über Aufgaben
Doch hier spielen die Feinheiten eine Rolle, zum einen das Personalrecht. Das legt etwa fest, dass städtische Stellen ein Jahr lang nicht besetzt werden können. In diesem Fall müsste auch die Leitung der Feldmann-Stiftung „pausieren“ – mit entsprechenden Folgen für die Organisation der Stadtviertelkonferenz.
Schwerwiegender aber ist zum anderen eine offenbar intern entbrannte Diskussion über die Aufgaben dieser Geschäftsführung: Die Entwicklungsarbeit im Stadtviertel Styrum, die der Sozialwissenschaftler Schürmann fast eine Generation lang mit sichtbarem Erfolg angenommen hat, soll die Leitung des Kulturbetriebs in Frage gestellt haben. Sie stünde angeblich so nicht im Arbeitsvertrag – das soll Leiter Baudy Schürmann mitgeteilt haben. Sie sei, so zitiert Schürmann aus einem Gespräch, sein „privates Engagement“.
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Für Schürmann eine unbegreifliche Auffassung, die dem Konzept der Feldmann-Stiftung widerspreche. Denn sie habe als Ziel die „kulturelle Stadtteilarbeit, alters- und zielgruppenübergreifend eine Kooperation zwischen den verschiedenen Gruppen und Bevölkerungsschichten herzustellen, gemeinsame Interessen, die aus den Problemlagen im Stadtteil entstehen, herauszuarbeiten, und so das kulturelle Leben im Stadtteil vielfältig und kreativ zu gestalten“.
Stadtviertelkonferenz aktuell ohne Führung
Hält der Kulturbetrieb an seiner Auffassung jedoch fest, wäre die seit Jahrzehnten wirksame Stadtviertelkonferenz nicht erst 2022 zu organisieren , sondern schon jetzt Geschichte. Ein scheinbar harmloses Protokoll zur Stadtviertelkonferenz vom 27. Oktober 2020, das dieser Redaktion vorliegt, entpuppt sich dabei als Brandbrief: „Es geht darum, ob künftige Mitarbeiter der Feldmann-Stiftung die gleichen Tätigkeiten fortführen werden. Solange nicht geklärt ist, ob die Nachfolger auch beispielsweise die Stadtviertelkonferenz weiter moderieren sollen, werde ich zu weiteren Stadtviertelkonferenzen nicht mehr tätig sein“, schreibt Schürmann dort.
Bezirksbürgermeister fordert Erhalt der Stelle
Die künftige Stellenbeschreibung des Geschäftsführers müsse die Organisation der Stadtviertelkonferenz enthalten , darauf pocht SPD-Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon: „Das ist unumgänglich.“
Auch habe er den Oberbürgermeister Marc Buchholz gebeten, die drohende Besetzungssperre auszusetzen , „damit diese wichtige Sozialarbeit fortgesetzt wird und die starken Kooperationen zwischen Bildungsbereichen, Kirchen, sozialen Partnern und Bürgern erhalten bleiben“.
Dass dies das „private Engagement“ von Schürmann sein soll, hält Czeczatka-Simon für eine „unglaubliche Aussage“ . Auch für das Integrierte Handlungskonzept, das die Stadt eigentlich Mitte 2020 erstellen wollte, wäre „eine Beschränkung der Stadtviertelkonferenz kontraproduktiv“.
Die Explosivität des Protokolls ist Schürmann bewusst: „Die Stadtviertelkonferenz ist das wichtigste Gremium im Stadtteil, das die Zusammenarbeit fördert und stabilisiert. Es sind viele positive Impulse aus diesen Treffen hervorgegangen und der Transfer von aktuellen Vorgängen im Stadtteil kann nicht besser gefördert werden.“ Es gehe deshalb darum, dass die vermeintlich freiwillige Aufgabe nun fest mit der Stelle verankert werde.
Schürmann fordert personelle und finanzielle Absicherung der zukünftigen Stelle
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Aus Schürmanns Sicht müsse die Organisation der Konferenz politisch unabhängig und frei von persönlichen Interessen sein, deshalb könne sie eben nicht von einem Verein oder einer Einrichtung in Styrum übernommen werden, sondern sie sei eine kommunale Pflichtaufgabe: „Dabei kann es nicht nur um ,Willensbekundungen’ gehen, die ohne personelle und finanzielle Absicherung Hoffnungen aufkommen lassen, die letztendlich nicht erfüllt werden und die Vertrauenskrise der Bürger zu Rat und Verwaltung weiter verschärfen.“