Mülheim. Bezirksvertreter fordern seit einem Jahr ein Handlungskonzept für Styrum. So eine Analyse existiert seit Januar 2017. Wir stellen Auszüge vor.

Ein Handlungskonzept für Styrum fordert die Bezirksvertretung 2 seit knapp einem Jahr von der Planungs- und Sozialverwaltung. Bisher ist dazu nichts passiert, Gespräche sind für September geplant (diese Zeitung berichtete). Recherchen haben jetzt ergeben: Ein Handlungskonzept für Styrum existiert bereits seit Mitte Januar 2017.

Darin steht: „Styrum braucht einen Stadtteilmanager.“ Dass eine solche Untersuchung mit Handlungsempfehlungen in Arbeit ist, hat das Protokoll der Stadtviertelkonferenz vom Juni 2015 festgehalten. Warum dieser Faktenkatalog bisher nicht in die politischen Gremien und an die Öffentlichkeit gelangt ist, bleibt offen. Seit gestern (später Nachmittag) liegt die knapp 100 Seiten starke Analyse unserer Redaktion vor.

Einige Daten müssten aktualisiert werden

Auch interessant

Der oder die Verfasser schildern darin den Ist-Zustand Styrums. An diesen akribisch ermittelten Daten und Eindrücken dürfte sich bis heute nicht viel geändert haben. Zahlen müssten aktualisiert werden. Das Papier zeigt bereits deutlich auf, was in Styrum verbessert werden muss.

Beispielsweise gibt es eine Datenerhebung über das Wahlverhalten der Styrumer. Nur 37 Prozent der Einwohner gingen 2014 zur Kommunalwahl. Mit 34 Prozent fiel dieser Wert nur noch in Eppinghofen geringer aus. Der Stadtdurchschnitt lag bei 50 Prozent. 60 Prozent alle Holthauser gingen an die Urnen, um Bezirksvertreter und Ratsmitglieder zu wählen.

Gebäude aufstocken, um Wohnraum zu schaffen

Auch interessant

Für den Mangel an Wohnraum hat das Konzept eine klare Empfehlung. Nicht bestehende Immobilien abreißen, sondern aufstocken. Bei Neubauten müssten größere Abstandsflächen zu bestehenden Industriebetrieben eingehalten werden. „Bestehende Bauten sind um ein bis zwei Geschosse leichter zu erhöhen“, heißt es in dem Papier. Die meisten Gebäude hätten die „dafür tragfähige Bausubstanz“.

Auch in Sachen Energieeinsparungen lässt sich in Styrum noch viel verbessern. „Viele Häuser werden noch mit fossilen Brennstoffen beheizt“, steht in der Analyse. Ziel sollte es sein, die Gebäudewände energetisch zu isolieren und die Heizungen auf erneuerbare Energien umzustellen“, empfehlen der oder die Verfasser bereits vor zweieinhalb Jahren. Begonnen wurde damit bisher kaum.

Acht Handlungsfelder sind beschrieben

Nach dem Vorbild Eppinghofens

Nach dem Vorbild des Handlungskonzeptes für Eppinghofen ist die Analyse mit Empfehlungen für Styrum entstanden. Seit zweieinhalb Jahren schlummert das Papier in einer Rathausschublade. Politische Gremien haben es bis heute nicht gesehen, warten aber auf solch ein Konzept.

Um die guten Seiten Styrums herauszustellen, fordert die Analyse einen Manager für Styrum. Ähnlich wie bei Firmen soll dieser Manager Zuschüsse für Projekte generieren sowie Projekte anschieben und begleiten. Die Bezirksvertretung 2 könnte ihre 10.000 Euro dafür einsetzen.

Insgesamt acht Handlungsfelder zählt das Papier auf, die an Aktualität nichts verloren haben. Dass Integration und Bildung verbesserungswürdig sind, ist bekannt. Dass Kindergärten und Schulen enger zusammenwirken müssen, hat teilweise bereits begonnen. Netzwerke sind geknüpft. Organisationen und Vereine stehen in ständigem, engen Austausch.

Mit dem neuen Sportpark an der Von-der-Tann-Straße wird gerade ein Projekt verwirklicht, das so konkret nicht im Styrum-Papier steht. Aber die Empfehlung, Sportstätten zu stärken, weil sie die Integration und den Zusammenhalt der Stadtteilbewohner fördern, ist deutlich beschrieben. Dass auf der anderen Seite der Bahnstrecke ein Bolzplatz geopfert wurde, ist die Kehrseite.

Kaum Werbung für die guten Seiten Styrums

Was Sicherheit und Sauberkeit betrifft: „In den vergangenen Jahren ist kein Anstieg der Kriminalität in Styrum zu verzeichnen“, heißt es im Konzept. Aktuell verzeichnet die Polizei einen Rückgang. Viele Styrumer fühlen das genau umgekehrt. Faktische Belege aus amtlichen Protokollen oder Anzeigen dafür existieren jedoch nicht. Die Sauberkeit muss verbessert werden.

Die vielen guten Seiten, die Styrum zu bieten hat, werden „in Mülheim kaum transportiert und deshalb auch nicht wahrgenommen“, sagen die Verfasser. Das Styrumer Schloss, das Wassermuseum Aquarius, die Feldmann-Stiftung, das Naturbad oder der neue Sportpark – mit diesen Glanzpunkten würde der Stadtteil kaum „nach innen und nach außen werben“. Auch dafür stehen Vorschläge in diesem Papier.

Alle Institutionen und Vereine beteiligen

Klar definiert sind im Papier auch die Abläufe: Beteiligung alle politischen Gremien und der Stadtviertelkonferenz. Davor sollte mit allen Institutionen und Vereinen abgestimmt sein, wer was für Styrum leisten könne. Bisher haben die Styrumer vieles aus eigener Kraft verwirklicht. Max Schürmann und Ulrike Nottebohm aus dem Büro in der Feldmannstiftung haben sie dabei kräftig unterstützt.