Mülheim. Vorgezogene Weihnachtsferien sollen Jung und Alt trotz Corona ein gemeinsames Fest bescheren. Was für die NRW-Regelung spricht, und was dagegen.

Die Schulen schließen in diesem Jahr schon am 18. Dezember, damit sich der Nachwuchs in Vor-Quarantäne begeben kann. Die Redakteurinnen Deike Frey und Annette Lehmann haben unterschiedliche Meinungen dazu.

Eine Auszeit von Einsamkeit und dunklem Grübeln ist in Sicht

Deike Frey
Deike Frey © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Zwei Tage weniger Schule! Als die Nachricht reinkommt, ist da erst mal simple Erleichterung. Keine Schule heißt: weniger Gefahr. Selbst die minimale Ferienverlängerung macht deutlich, welchen Druck wir Eltern zum Teil empfinden. Für besorgte Menschen trägt jeder Schultag die Überschrift: Kommt das Kind gesund wieder heim, ruft die Schule an, weil es einen Corona-Vorfall gibt? Inwieweit gefährden wir die Kleinen – und im Nachgang andere – dadurch, dass wir sie jeden Tag mit Ranzen auf dem Rücken in die Welt mit dem unsichtbaren Feind hinausschicken?

Mit etwas Abstand verkehrt sich der Blick wieder ins Gegenteil: Ohne Unterricht in der Schule geht es nicht! Klar gibt es ein Risiko, aber das müssen wir aushalten. Die Kinder lernen dort besser, vor allem auch soziale Kompetenzen. Und sie sind glücklicher, weil sie ihre Freunde um sich haben. Außerdem sind sie in der Schule über viele Stunden gut betreut; die Eltern können arbeiten gehen.

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Trotzdem: Die Entscheidung, die Ferien zu verlängern und die Kinder vor Weihnachten quasi in Quarantäne zu schicken, ist richtig. Die Hoffnung von Großeltern und anderen Verwandten auf ein gemeinsames Fest wächst. Eine Auszeit von Einsamkeit und dunklem Grübeln ist in Sicht. Der befürchtet lange, traurige Corona-Winter wird durchbrochen.

Selbst wenn die Mini-Quarantäne nicht in jedem Fall ausreichen wird für absoluten Schutz: Die Entscheidung des Landes transportiert Zuversicht. Auch das kann ein Grund sein, sich darüber zu freuen.

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Ein Segen, dass es die Corona-Krisenhotline gibt

Annette Lehmann
Annette Lehmann © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die komplette Woche vor Weihnachten ist schulfrei – Halleluja, was für ein Segen! Nach allem, was die führenden Forschungsinstitute bislang herausgefunden haben, trägt dann garantiert und ganz automatisch kein einziges Kind mehr Covid-19-Viren in sich , gemütliches Kuscheln mit Oma und Opa ist unbedingt angesagt, Küsschen hier, Küsschen da. Kein Teenager wird die freie Zeit mit gekrümmter Wirbelsäule verdaddeln, alle 14-, 15-, 16-Jährigen werden sich beseelt in die Vorbereitung der herrlichen Weihnachtsgottesdienste in ihrer Kirchengemeinde stürzen.

Zu jedem Haushalt gehören bekanntlich: ein großzügiger Garten und ein kerngesunder Hund, der sich auf stundenlange Spaziergänge im nahe gelegenen Wald freut. Los geht’s schon am vierten Advent!

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Berufstätige Eltern sind selig, den Nachwuchs zeitig zu Hause zu haben – sie nehmen spontan freie Tage, planen gemeinsame Ausflüge. So viele stimmungsvolle Weihnachtsmärkte wollen besucht werden, all die Weihnachtsmärchen, Weihnachtsfilme warten auf ein vielköpfiges Publikum.

Alleinerziehende, die keinen Urlaub mehr übrig und kein Betreuungsnetzwerk haben, die haben Glück: Einfach die Corona-Krisenhotline anrufen, der Rest regelt sich von selbst. Noch ein Vorteil der langen Winterferien: Vor dem Fest bleibt mehr Zeit zum Kofferpacken, denn am zweiten Feiertag geht es ja mit der ganzen Bagage in den Skiurlaub. Und nach dem massiven Unterrichtsausfall im Frühling und Sommer, den chronischen Lücken im Stundenplan kommt es auf die paar Tage auch nicht mehr an. Oder?