Düsseldorf. Schulfrei schon ab 19. Dezember? Das könnte Infektionsrisiken verkleinern, würde Schulen aber vor organisatorische Probleme stellen.
Die Überlegungen der NRW-Landesregierung, den Unterricht vor Weihnachten vier Tage früher zu beenden (Vorquarantäne), stößt bei Lehrern und Eltern auf ein recht positives Echo. „Das ist eine interessante Überlegung“, sagte Stefan Behlau, der NRW-Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), dieser Redaktion. Die Entscheidung müsse aber schnell getroffen werden, damit sich Schulen und Eltern vorbereiten können, zum Beispiel auf die Kinderbetreuung.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich im WDR offen gezeigt für ein Vorziehen der Weihnachtsferien: „Die Schulministerin denkt bereits darüber nach. Die Idee ist nicht schlecht.“
Präsenzunterricht würde schon am 18. Dezember enden
Vorquarantäne würde bedeuten, dass der Präsenzunterricht schon am 18. Dezember endet und nicht am 22. Dezember. Die Schüler könnten am Montag und Dienstag vor Weihnachten daheim lernen. Dadurch soll das Risiko verringert werden, dass infizierte Schüler an den Feiertagen ihre Großeltern anstecken. Niedersachsen verfolgt ähnliche Pläne. NRW überlegt, als Ausgleich bewegliche Feiertage an Karneval zu streichen.
Der VBE sieht in der Vorquarantäne eine Chance, Kontakte vor Weihnachten zu reduzieren und den Schulen „ein wenig Ruhe und Luft zu verschaffen“.
Ein paar Tage mehr Zeit
„Die beiden Ferientage vor Weihnachten verschaffen einige Tage Zeit, um die
Infektionsgefahr zu reduzieren“, sagte auch Franz-Josef Kahlen aus dem Vorstand der Landeselternschaft der Gymnasien. Grundsätzlich sei eine langfristige Festlegung gut, „weil sie Planungssicherheit für die Feiertage und für die Reise- und Touristikbranche bringt.“ Die Vorquarantäne müsse allerdings pädagogisch unterfüttert werden.
Der Virologe Christian Drosten hatte das Prinzip Vorquarantäne schon vor Wochen als „gute Idee“ bezeichnet. Sie sollte etwa eine Woche vor dem Familienbesuch bei Opa und Oma beginnen.
Eher skeptisch ist die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): Mit Blick auf Klassenarbeiten könne die Vorquarantäne Schulen vor organisatorische Probleme stellen. Das befürchtet auch Anke Staar von der Landeselternkonferenz NRW. Aus GEW-Sicht sind die Überlegungen der Regierung vor allem ein Eingeständnis, dass das Infektionsrisiko an Schulen steige.
SPD spricht von Chaos
SPD-Schulexperte Jochen Ott warf Armin Laschet vor, mit der Diskussion „Chaos“ auszulösen. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) habe die Vorquarantäne abgelehnt, so Ott. Im Gespräch mit dieser Redaktion hatte Gebauer aber zuletzt doch Sympathie für die Pläne durchblicken lassen.