Mülheim. Auf dem Bauhof der Stadt Mülheim rollen jetzt elektrische Arbeitsfahrzeuge. Bald übernehmen Solarzellen die Akku-Ladung. Weitere E-Autos folgen.

Ein Radlader mit Elektromotor hat jetzt seinen Vorgänger mit Dieselantrieb auf dem städtischen Bauhof abgelöst. Für die Mitarbeiter bietet er nicht nur ein neues Fahrgefühl, sondern „der stinkt nicht und macht kaum noch Lärm vor unseren Bürofenstern“, sagt Britta Us, Teamleiterin des Bauhofs. Fünf Stunden hält die Akkuladung, was für einen Arbeitstag des Helfers mit Schaufel reicht. Hersteller und Stadt starten damit ein Pilotprojekt für die Zuverlässigkeit von E-Baumaschinen im täglichen Einsatz. Ein neuer Gabelstapler „tankt“ ebenfalls an der Steckdose. Bund und Land fördern die Arbeitsfahrzeuge zur Verbesserung der Ökobilanz mit 90 Prozent der Anschaffungssumme.

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„Wir setzen damit die Ausrüstung des Dezernates 6 mit Elektrofahrzeugen konsequent fort“, erläutert Roland Jansen, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehrswesen und Tiefbau. Vier Dienst-Pkw sind bereits mit Stromladungen unterwegs. „Weitere sieben sind bestellt und machen den städtischen Fuhrpark umweltschonender.“

Baudezernent würde auch gern elektrisch fahren

Wann Baudezernent Peter Vermeulen selbst auf Elektroantrieb umsteigt, konnte er beim Vorstellungstermin der elektrischen Arbeitsfahrzeuge am Heifeskamp nicht sagen. „Aber ich hätte gern ein Elektroauto. Es ist leise, für das Stadtklima unschädlich und zukunftsorientiert.“

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Der städtische Bauhof will seine Ökobilanz nicht allein mit Elektrofahrzeugen verbessern. „Die neuen Carports werden mit Solarpaneelen bestückt. Das wird im nächsten Jahr folgen“, blickt Roland Jansen voraus. „Damit können wir 40 Prozent des Stromverbrauchs auf dem Bauhof selbst erzeugen. Sollten wir weitere Flächen mit Solarzellen erhalten, können wir auch 100 Prozent erreichen“, ergänzt Britta Us.

Die Luft in der Halle bleibt jetzt sauber

Gabelstapler mit E-Antrieb sind bereits weit verbreitet. In den Hallen großer Firmen sind solche Fahrzeuge nur noch unterwegs“, sagt Frank Gläser, Gebietsverkaufsleiter vom Hersteller Wacken Neuson. „Was sich drinnen bewährt hat, ist auch draußen besser als ein Verbrennungsmotor.“

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Auf dem Bauhof wird der Gabelstapler für verschiedene Aufgaben gebraucht. „Unser Material wird oft auf Paletten angeliefert. Da ist dieses Fahrzeug notwendig, weil es mehr Gewicht hebt als starke Menschenarme“, weiß die Bauhofchefin. „Und wenn der E-Radlader in die Halle fährt, bleibt die Luft ebenfalls sauber.“

Weniger Verschleißteile senken Wartungskosten

Der neue Radlader braucht eigentlich ein Soundmodul, weil man ihn kaum hört“, stellt Roland Jansen fest. „Für den Rückwärtsgang haben wir den schnarrenden Warnton eingebaut, damit er sich von den bisherigen Fahrzeugen mit Verbrennungsantrieb unterscheidet“, fügt Patrick Schlank, vom Vertrieb Kommunalmaschinen beim Hersteller Wasserberg hinzu. Corona- Inzidenz-Zahl in Mülheim steigt laut RKI auf 44,5

Für sein Unternehmen sei der Mülheimer Zuschlag eine Chance, den Elektroradlader im täglichen Dauereinsatz zu testen. „Weniger Verschleißteile und damit auch geringere Wartungskosten sollen den – bisher noch – höheren Anschaffungspreis innerhalb von acht bis zehn Jahren ausgleichen“, wirbt Patrick Schlank für den Elektromotor in der Baumaschine.

Mit Solarzellen will die Stadt eigene Energie beschaffen

Das Fahrzeug ist kompakter und damit wendiger, weil es weniger Schalldämpfer braucht“, schwärmt Roland Jansen. „Mit den Solarzellen speisen wir tagsüber den gewonnenen Strom ins Netz und laden nachts die Akkus der Fahrzeuge wieder auf“, beschreibt Andrea Neugebauer, Abteilungsleiterin Beschaffung und Fuhrpark, den Weg der Energiebeschaffung.

Schnarren statt piepen

Der elektrische Radlader für 70.000 Euro ist gegenüber seinem Vorgänger mit Dieselmotor 10.000 Euro teurer. Aber die Wartung fällt mit etwa 1.200 Euro pro Jahr um ein Viertel günstiger aus. Der E-Bagger braucht auch weniger Ersatzteile. Ladestrom ist günstiger als Diesel.

Beim E-Gabelstapler betragen die Wartungskosten nur noch ein Drittel von denen eines Benziners. Er hat weniger Verschleißteile. Das Rückwärtsfahren wird mit einer „Krähe“ hörbar angezeigt. Der schnarrende Wiederholungston löst das Piepen der Rückfahrfunktion ab.

Streusand, Fugensplit und Steine wird der neue Radlader mit seiner Schaufel bald aus den Bunkern holen und auf die städtischen Fahrzeuge kippen. Für den internen Hofbetrieb sehen Stadt und Hersteller dauerhaft Kostenvorteile und Klimaverbesserung. Auf großen Straßenbaustellen sind Elektrobagger noch nicht so angesagt, weil stets ein Ersatz-Akku vorhanden sein müsste und das Aufladen nicht überall möglich sei.