Mülheim. Das Sinfoniekonzert im November wird abgesagt, Stadttouren fallen aus. Diese Auswirkungen haben die neuen Corona-Regeln auf Mülheims Kulturszene.
Die neuen Regeln zur Coronaschutzverordnung anlässlich der steigenden Infektionszahlen wirken sich direkt auf Mülheims Kultur- und Freizeitangebote aus. Stadtführungen sind vorerst abgesagt, und in dieser Woche gibt es coronabedingt auch keine weiteren Linienfahrten mit der Weißen Flotte mehr.
Camera Obscura noch bis 31. Oktober offen
„Wir haben uns schon am Freitag entschieden, alle Termine für Stadtführungen bis zum 31. Oktober abzusagen“, sagt Marc Baloniak, Tourismusleiter bei der Mülheimer Tourismus GmbH (MST). „Bisher waren ja bis zu zehn Personen bei Führungen erlaubt, jetzt sind es nur noch fünf. Wie sollen wir da eine Auswahl treffen?“ Die Absagen gelten für Führungen, bei denen die Tickets schon verkauft gewesen seien, aber auch für die öffentlichen Stadtrundgänge an Samstagen.
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Die gute Nachricht: In der Camera Obscura ändert sich vorerst nichts. Die Ausstellung können bis zu zehn Personen pro Stunde besuchen. Es wird empfohlen, die Tickets online zu buchen. Am 1. November allerdings beginnt in dem Museum im Turm die Winterpause, coronabedingt früher als sonst.
Schiffe fahren nur am Wochenende
Bei der Weißen Flotte war nach dem Saisonschluss am 18. Oktober noch eine Extra-Woche während der Herbstferien eingeplant worden. Bis zum 23. Oktober fallen die Fahrten nun aber aus. Am Samstag, den 24. und Sonntag, 25. Oktober, wird allerdings noch gefahren – dreimal täglich um 11, 13 und 15 Uhr ab Wasserbahnhof. An Bord ist nur eine begrenzte Anzahl an Fahrgästen erlaubt. „Dann gilt auch überall an Bord die Maskenpflicht“, sagt Marc Baloniak.
In große Schwierigkeiten bringt die neue Verfügung auch das Theater- und Konzertbüro. Laut Vorschrift sind nur noch 100 Personen zu Indoor-Veranstaltungen zugelassen. Das trifft die Sinfonie-Konzerte. Dabei hatte sich das Team um Stephanie Steinberg ein ausgeklügeltes Hygiene- und Sitzplan-Konzept ausgedacht, reichlich Platz war beim ersten Konzert im Oktober zwischen den Zuhörern. 170 Plätze konnten pro Konzert vergeben werden, die Musiker zwei Mal hintereinander auf.
Zu viele Karten für Konzerte waren schon verkauft
Nun muss man das Sinfoniekonzert am 13. November ersatzlos absagen – schweren Herzens. „Bis zum heutigen Tag sind für die beiden Konzerte, um 17 und 20 Uhr, bereits deutlich mehr als jeweils 100 Karten verkauft. Wir sehen uns außerstande, eine Auswahl zu treffen und bestimmten Karteninhabern den Zutritt zu verwehren“, so Steinberg. Alle Personen, die bereits Karten für das Konzert der Bochumer Symphoniker besitzen, werden persönlich angeschrieben. Der Ticketpreis wird umgehend zurückerstattet. „Wir haben Verständnis für die Sicherheitsvorkehrungen, die getroffen werden müssen, um das Infektionsgeschehen bestmöglich einzudämmen. Dennoch bedauern wir die Absage sehr“, heißt es seitens des Theater- und Konzertbüros.
Kinos trifft die neue Regelung nicht
Im Theater an der Ruhr, wo man ebenfalls ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept erstellt hatte, sind bisher immer rund 50 Plätze pro Vorstellung verkauft worden. Das passt zahlenmäßig eigentlich, dennoch wird die Situation erneut überdacht. Das Team des Ringlokschuppens will am kommenden Montag, nach den Herbstferien, beraten, wie es weitergehen soll. Bis dahin stehen ohnehin keine größeren Veranstaltungen auf dem Spielplan.
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Für die Mülheimer Kinos hat die neue Verordnung kaum Auswirkungen. Das Rio hat ohnehin nur 80 Plätze und besetzt derzeit nur einen Teil davon. In der Filmpassage kommt man derzeit nie auf 100 Zuschauer pro Saal. „Wenn es so wäre, wäre ich überglücklich, es sind derzeit eher zehn“, sagt Betreiber Meinolf Thies. Abstand ist also kein Problem, den Mundschutz müssen die Besucher auflassen, außer sie essen oder trinken etwas. Kindergeburtstage mit Beiprogramm im Kinderraum sind vorerst gestrichen. „Den Film schauen und Popcorn essen geht aber“, so Thies und betont: „Das Kino ist ein absolut sicherer Ort. Infiziert hat sich, das ist nachgewiesen, in einem Kino noch niemand.“
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Sol Kulturbar: Live-Musik spielt weiterhin am Raffelberg
In der Sol Kulturbar am Raffelberg will Pächter Hakan Mengil weiterhin Konzerte anbieten, wenn auch in abgespeckter Version. Denn viele Stammgäste freuen sich über Live-Musik – gerade in Zeiten der Krise. Unsere Veranstaltungen finden alle draußen im Garten statt, wir sind immer unter 100 Personen“, versichert er. Ein Kontingent von maximal 80 Karten stehe zur Online-Reservierung bereit, bei der die Käufer auch mit ihren Mail-Adressen registriert sind.
„Wir versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen“, sagt der Wirt. Der Biergarten sei so gestaltet, dass alle Besucher Abstand halten und trotzdem die Musik genießen können. „Wir schenken neben Bier auch Glühwein aus, achten aber darauf, dass die Veranstaltungen keinen Party-Charakter haben.“ Die Musik solle hochwertig sein, die Gäste von ihren Plätzen aus zuhören können.
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Bands spielen ohne Pause bis maximal 22 Uhr
„Die Sperrstunde ab 23 Uhr ist natürlich schwierig für uns“, erklärt Mengil. Eigentlich habe das Sol die Erlaubnis bis 24 Uhr Musik zu spielen. „Nun müssen wir darauf achten, dass die Bands ohne Pause durchziehen und bis 22 Uhr fertig sind.“ Wie wird es im anstehenden Corona-Winter weitergehen? „Solange es die Rechtslage erlaubt, wollen wir weiter Outdoor-Konzerte anbieten. Unsere Gäste kommen auch in Moon-Boots und Thermo-Unterwäsche“, scherzt Mengil.
Am kommenden Montag, 26. Oktober, spielen die „78 Twins“ ein Konzert ab 19.30 Uhr im Garten an der Akazienallee 61 und lassen dabei die Beatles gegen die Rolling Stones antreten. Karten (15 Euro) können online reserviert werden unter solkulturbar.de