Mülheim. Auslandssemester sind wertvoll, aber nicht für jeden erschwinglich. Die HRW hat sich etwas einfallen lassen – und sie wird großzügig unterstützt.

Trotz Corona und weltweiten Reisebeschränkungen setzt die Hochschule Ruhr West (HRW) auf internationale Begegnungen. Persönliche Treffen sind aktuell nicht leicht zu realisieren, doch via Computer lässt sich eine Menge für den Austausch tun. Digitale Lehr- und Lernprogramme werden ausgebaut. Und nun gibt es sogar eine Finanzspritze für das Projekt „Virtual Exchange+“, das sich die Digitalisierung internationaler Hochschulkooperationen auf die Fahne geschrieben hat. Die HRW, die Hochschule Harz sowie drei Partnerhochschulen in den USA machen mit – zumeist via Internet, aber auch live. Das Bundesbildungsministerium unterstützt das Projekt bis Ende kommenden Jahres mit 220.000 Euro.

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Für die Vita eines Studenten ist ein Auslandssemester immens wichtig, sagt Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Susanne Staude. Finanzielle oder zeitliche Einschränkungen, vielleicht auch familiäre Verpflichtungen verhindern diese Erfahrung aber oft. Via „Virtual Exchange+“ können dennoch Kontakte über Grenzen hinweg geknüpft werden. „Eine Erfahrung von fast unschätzbarem Wert“, so Staude.

Drei Hochschulen aus dem Norden der USA sind an Bord

Drei Hochschulen im Norden der USA – die Wayne State University, die Michigan State University und die Iowa State University – kooperieren mit der HRW und der Hochschule Harz in Wernigerode. Sie haben ähnliche Themen, ähnliche Probleme. Auch die US-Hochschulen nämlich liegen in Regionen mit Strukturwandel. Auch sie haben Studierende mit sehr unterschiedlichem Bildungshintergrund und divergierenden finanziellen Voraussetzungen.

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Susanne Staude, Präsidentin der HRW, hält internationale Begegnungen von Studierenden für „eine Erfahrung von fast unschätzbarem Wert“.
Susanne Staude, Präsidentin der HRW, hält internationale Begegnungen von Studierenden für „eine Erfahrung von fast unschätzbarem Wert“. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Im anstehenden Wintersemester und darüber hinaus treffen deutsche und amerikanische Studenten aufeinander, bearbeiten gemeinsam Projekte – wegen Corona allerdings zunächst nur online. Doch auch zu echten Begegnungen soll es kommen; der Zeitpunkt ist wegen der Krise noch ungewiss. Im Frühjahr könnte es klappen, heißt es von der Hochschule. Für jeweils eine Woche sind dann die Mülheimer zu Gast in Amerika und die Partner aus Übersee zu Besuch an der Ruhr. „So haben sie zumindest eine gewisse Auslandserfahrung und auch der Teamarbeit kommt das zu gute“, sagt Staude. Die Förderung vom Ministerium soll unter anderem dazu dienen, die Reisekosten der Studenten zu decken.

Auch die Lehrende wollen zusammenwirken

Und auch die Lehrenden wollen zusammenwirken. Zum Beispiel in Online-Schulungsseminaren, in denen sie sich über pädagogische Fragen austauschen oder über Bewertungsmethoden. Für September 2021 ist eine Konferenz aller Dozenten geplant.

In den virtuellen Kursen für die Studenten, an denen Professoren von dies- und jenseits des Atlantiks beteiligt sind, geht es unter anderem um Krisenkommunikation in den Sozialen Medien oder um Data Science für Ingenieurwissenschaften.

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Amerikanische Teams gehen oft ganz anders an Problemlösungen heran

Joachim Friedhoff, Institutsleiter Maschinenbau, lobt das Projekt, weil es nicht nur fachliche, sondern auch interkulturelle und sprachliche Kompetenz vermittelt.
Joachim Friedhoff, Institutsleiter Maschinenbau, lobt das Projekt, weil es nicht nur fachliche, sondern auch interkulturelle und sprachliche Kompetenz vermittelt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Für Prof. Dr. Joachim Friedhoff, den Chef des Maschinenbau-Instituts, der sich zunächst auf Veranstaltungen mit Kollegen konzentrieren wird, liegen die Vorzüge des Austausches auf der Hand: „Studierende können meist nicht abschätzen, ob sie einmal in internationalen Teams arbeiten. Sie brauchen neben fachlicher Kompetenz die überfachliche, nämlich interkulturelle, sprachliche Kompetenz.“ Asiatische und amerikanische Teams gingen oft anders an Probleme heran. „Das wundert die deutschen Teammitglieder.“ Diese Erfahrung in einem entspannten Umfeld zu machen, sei „einfach wunderbar“.

Auch Prof. Dr. Christian Weiß, der das Institut für Naturwissenschaften leitet und den Kurs „Data Science für Ingenieurwissenschaften“ anbieten wird, begrüßt das „niedrigschwellige Angebot“ für die Studierenden. „Es ist ein kurzer überschaubarer Aufenthalt mit Betreuung durch Lehrende. Es wird eine Brücke in die USA gebaut, über die die Studierenden nicht allein gehen müssen. Denn für viele von ihnen gibt es Barrieren, einen Studienaufenthalt zu meistern.“

Vielleicht wird ein internes Bewerbungsverfahren vorgeschaltet

Geplant ist, je zehn Studierende pro Kurs in die USA zu schicken. Für den Fall, dass sich mehr Frauen und Männer einschreiben, als es Austausch-Plätze gibt, könnte es ein internes Bewerbungsverfahren geben.

Arne Eimuth zu drittem Vizepräsidenten der HRW gewählt

Die Hochschule Ruhr West hat einen neuen Vizepräsidenten für Innovationen in der Lehre: Prof. Dr. Arne Eimuth (37). Studium und Promotion hat Eimuth an der Johannes-Gutenberg-Uni Mainz absolviert. Vor der Berufung ins Wirtschaftsinstitut der HRW im Herbst 2018 war er in diversen Positionen im Bereich Finanzen und Controlling tätig. Nebenberuflich übernahm er Lehraufträge an Hochschulen im In- und Ausland.

Eines seiner Projekte an der HRW: ein „Service-Learning-Projekt“ mit dem Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten im Ruhrgebiet. Ziel: Die Studierende sollen fit werden in Kostenrechnung und Controlling, aber auch ethische und gesellschaftliche Werte vermittelt bekommen.

Dem Präsidium der HRW gehören nun an: Präsidentin Susanne Staude, Kanzler Helmut Köstermenke, Arne Eimuth, Vizepräsident für Innovationen in der Lehre, Marion Gelien, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Oliver Koch, Vizepräsident für Forschung und Transfer.

Die Zusage der Förderung von „Virtual Exchange+“ gab es übrigens, nachdem sich die HRW erfolgreich beim Programm „International Virtual Academic Collaboration (IVAC)“ beworben und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst ausgewählt worden war. Insgesamt 50 Projekte kommen in den Genuss der Förderung des Bundesministeriums.