Mülheim. Um ihre Klimaziele zu untermauern, setzte OB-Kandidatin Monika Griefahn (SPD) jetzt auf einen prominenten Duzfreund: Ernst Ulrich von Weizsäcker.
Mit einem hochrangigen Gast aus der deutschen Klimaforschung setzte OB-Kandidatin Monika Griefahn (SPD) am Dienstagabend zum Schlussspurt vor der OB-Stichwahl an. Der international renommierte Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker, 81 Jahre alt, spielte dabei nicht nur Ping-Pong mit seiner Duz-Freundin Griefahn.
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Von Weizsäcker, langjähriger Leiter des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie, vielfach ausgezeichneter Wissenschaftler und zuletzt auch Mitbegründer der „Scientists for Future“, warb in der Alten Dreherei auch für die ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft, mit der Griefahns Familie seit Jahren unterwegs ist. Die Lösung für all die Klimaprobleme sei nicht nur im Energiesektor zu suchen, so von Weizsäcker. Weil das Wirtschaften zu wenig auf Recycling ausgerichtet sei, seien hier „riesige Energiefresser“ zu orten. Etwa sei jungen Leuten vor Augen zu führen, dass auch das Streaming im Netz ein erheblicher Klimaschädling sei.
Das Dilemma: Wegwerfgesellschaft ist weiter profitabler als die Kreislaufwirtschaft
Von Weizsäcker ist sicher, dass mit einer Kreislaufwirtschaft „die Hälfte der Klimaaufgaben“ zu bewältigen sei. Leider stecke die Entwicklung hier noch „in den Kinderschuhen“. Er sieht das Dilemma darin, dass globale Märkte mächtiger seien als nationale Rechtsetzung. So bleibe die „Wegwerfgesellschaft profitabler als die Kreislaufwirtschaft“.
Staatlich konzertiertes Eingreifen sei nötig. Hoffnung mache etwa der „Green deal“ der EU. Klimapolitisch komme man nur weiter, wenn die Preise von Produkten zumindest „annähernd die ökologische Wahrheit sagen“. Ein „Ping-Pong“ müsse her, so von Weizsäcker: Energiepreise müssten in dem Maße steigen wie die Energieeffizienz zunehme. Dies sei der Schlüssel.
Griefahn: Wir müssen Dinge, die schon da sind, nur kopieren
Die große Frage, auch im gut gesetzten Plenum der anschließenden Podiumsdiskussion mit von Weizsäcker, Griefahn und dem Journalisten Ulrich Reitz: Was kann lokal getan werden für eine Klimawende? Griefahn kündigte an, einen Klimaplan für Mülheim umsetzen zu wollen, falls sie am Sonntag zur OB gewählt werde. Dabei müsse man gar nicht groß neue Programme auflegen. „Wir müssen Dinge, die schon da sind, nur kopieren, damit es auch schnell geht mit der Umsetzung“, blickte sie etwa auf Krefeld mit seinen Projekten zur Kreislaufwirtschaft, Bottrop mit seiner „Innovation City“ oder Lüneburg, das mit seinen Vorgaben für ökologisches Bauen ein Vorbild sein könne.
Griefahn rekurrierte dabei auf zahlreiche Punkte zu Klima- und Umweltschutz, die sich im Wahlprogramm ihrer Partei wiederfinden, so auf das 1000-Dächer-Programm für Solarenergie, Ziele für eine klimafreundlichere Mobilität oder Initiativen zur Begrünung öffentlicher Räume, aber auch von Dächern und Fassaden.