Mülheim. Drei Wochen lang sind die Mülheimer beim „Stadtradeln“ verstärkt aufs Rad umgestiegen. Susanne Staude ist dabei zum Vorbild der Aktion geworden.

24 Tonnen CO2 hat Mülheims Straßenverkehr innerhalb von gerade einmal drei Wochen eingespart. Allein nur deshalb, weil 648 Menschen auf das Autofahren weitgehend oder sogar ganz verzichtet haben. Das alljährliche Stadtradeln zeigt Effekte, wenn’s auch mehr sein dürfte.

Am vergangenen Freitag wurden die Teams, die sich am meisten abgestrampelt haben, geehrt. Mit großem Abstand waren das „Triathlon Mülheim & Friends“ (3.8 Tonnen), Radwanderer Sturmvogel Mülheim (1,8 t.) und ADFC & Friends (ebenfalls 1,8 t.). 161.552 Kilometer legten alle Stadtradler zurück, auf dem Weg zur Arbeit und in der Freizeit.

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Das Fahrrad ist zum Alltagsvehikel geworden

Susanne Staude, Professorin und Präsidentin der Hochschule Ruhr West, gehört zwar nicht zu den Spitzenreitern der Aktion, dafür aber zu den bemerkenswerten Vorbildern für das Radfahren: Die gebürtige Bremerin hat ihr Auto abgeschafft und sogar auf den bequemen Dienstwagen verzichtet.

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Wie schwer fiel der Verzicht auf Auto und Status? „Als ich in Mülheim zum Vorstellungsgespräch angetreten bin, hat man mir gesagt, ‘mal sehen, ob sie das dann immer noch machen, wenn sie die Stelle haben’“, winkt Staude jedoch ab: „Ich bin aber mit dem Rad groß geworden. Meine Eltern sind immer mir dem Rad zur Arbeit – zwölf Kilometer eine Strecke. Ich bin davon überzeugt.“ Seit vier Jahren hat ihre Familie gar kein Auto mehr, und schon davor ging’s mit dem Sprit-Verbrenner meist nur in den Urlaub oder „mal aufs Land“. Das Rad ist Susanne Staudes Alltagsvehikel geworden. Und dies im verkehrsreichen Düsseldorf.

Mehr produktive Zeit und Lebensqualität ohne Auto

„Es gibt für mich keine Notwendigkeit für ein Auto. Denn ich kann ja Fahrrad und Nahverkehr kombinieren.“ Und falls der Platz in Bus und Bahn fehlt, lässt es Staude zuhause und steigt in Mülheim um aufs Zweitrad, das in der Radstation geparkt ist. Die Vorzüge aus Fahrrad und ÖPNV stechen die Bequemlichkeit des Autos: bessere Umwelt, mehr Zeit im Zug, um produktiv zu sein, keine Zeit mit Parkplatzsuche verschwenden – „kurz gesagt: mehr Lebensqualität. Und Städte sind auch noch schöner aus, wenn weniger Autos darin fahren.“

Das sagt jemand, die fünf Jahre lang als Entwicklungsingenieurin in der Automobilindustrie gearbeitet hat und Professorin für Thermodynamik und Fluidenergiemaschinen ist. Färbt das auf die eigenen Kinder ab? Die jüngste Tochter (12) weiß die Freiheit auf zwei Rädern schon zu schätzen, sagt Staude: „Sie merkt, dass sie mit dem Rad selbstständiger geworden ist.“