Mülheim. Seit der Auslagerung der OP-Oberstufe an die Bruchstraße, kommt der Mülheimer Koop-Bus ständig zu spät. Stadt und Schulen suchen nach Lösungen.

Generationen Mülheimer Schüler haben schon auf ihn gewartet: Den „Koop-Bus“. Diese Linie der Ruhrbahn pendelt seit den Achtzigerjahren zwischen den fünf Mülheimer Gymnasien und bringt die Oberstufenschüler zwischen den Unterrichtsstunden zu ihren Kooperations-Leistungskursen. „Seit einiger Zeit hat der Bus jedoch massive Verspätungen von bis zu 45 Minuten“, klagen Eltern und Schüler. „Und ist obendrein total überfüllt.“

Mutter: Mindestens zwei bis drei Unterrichtsstunden fallen pro Woche aus

Zwei Gelenkbusse pendeln bei den Koop-Fahrten zwischen dem Gymnasium Broich und dem Gymnasium Heißen. Zwischenstopps gibt es an der Luisenschule, der Karl-Ziegler-Schule und der Otto-Pankok-Schule. 25 Minuten Fahrtzeit sind dafür eingeplant. In dieser Zeit schaffen es die beiden Busse aber selten.

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„Zweimal in der Woche fallen mindestens zwei bis drei Unterrichtsstunden wegen der Busverspätungen aus“, berichtet Andrea Baratta. Ihre Zwillingssöhne besuchen die elfte Klasse des Gymnasiums Heißen und müssen zwischen den Unterrichtsstunden zu ihren Leistungskursen, die an der Otto-Pankok- und der Luisenschule stattfinden. Zu diesen kommen sie in der Regel nie pünktlich an. „So verpassen sie eine Menge Unterricht, ausgerechnet in den Leistungskursen.“ So gehe es auch zahlreichen Mitschülern, die den Koop-Bus nutzen – betroffen sind etwa 250 Oberstufenschüler.

OP-Oberstufe wegen Renovierungsarbeiten an die Bruchstraße ausgelagert

Seit diesem Schuljahr ist die gesamte Oberstufe der Otto-Pankok-Schule wegen Renovierungsarbeiten an die Bruchstraße in Eppinghofen ausgelagert. „Das ist eine weitere Strecke zu fahren und führt zu den massiven Verspätungen“, weiß die Mutter. Viele Eltern haben sich bereits beschwert, damit zusätzliche Busse eingesetzt werden. „Aber Amt und Ruhrbahn schieben die Verantwortung untereinander hin und her und verweisen auf nicht vorhandene Kapazitäten.“

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Teil des Ausschreibungspakets „Schülerverkehr“

Die Koop-Busse sind Teil des Ausschreibungspakets „Schülerverkehr“. Dieses umfasst auch die Fahrten zwischen den Schulen und den Sporthallen und Schwimmbädern. Die Anzahl der Busse und Fahrten ist dort genau festgelegt, daher seien keine Kapazitäten zum Umschichten frei, so die Ruhrbahn.

Auch die SPD hat das Thema für sich entdeckt und fordert, weitere Busse einzusetzen. „Es müssen sofort so viele Busse zur Verfügung gestellt werden, wie es braucht, damit alle Schüler pünktlich zum Unterricht kommen“, so Daniel Mühlenfeld vom SPD-Ortsverband Heißen/Heimaterde. Wenn es dazu eine Gremienentscheidung brauche, dann sei diese im Nachhinein einzuholen.

In der Tat wissen Ruhrbahn und Stadt über das Problem Bescheid, eine Lösung sei bereits auf den Weg gebracht, berichtet Jörg Albrecht, im Amt für Kinder, Jugend und Schule zuständig für den Schülerverkehr. Er kann den Unmut der Eltern gut verstehen. „Daher haben wir die Route verbessert und testen gerade, ob sich dadurch Zeit einsparen lässt.“ Nach der kommenden Woche werde er wieder Kontakt zu den Schulen aufnehmen. „Hat sich dann immer noch nichts verbessert, wollen wir gemeinsam mit den Schulleitungen, Eltern und Schülern Ideen für eine Entzerrung sammeln.“

Ideen: Sammelpunkte einrichten oder Schokotickets vergeben

Angedacht sei etwa, Sammelpunkte für die Schüler einzurichten, damit die Busse nicht mehr durch enge Seitenstraße bis vor die Schultore kurven müssen. „Oder den Schülern kostenlose Schokotickets zur Verfügung zu stellen, damit sie den öffentlichen Linienbus oder die U-Bahn nehmen können.“ All diese Maßnahmen seien jedoch keine dauerhafte Lösung. „Ziel ist es, mindestens zwei neue Busse zu bekommen“, so Albrecht.

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Dies gestaltet sich jedoch schwierig, erklärt die Ruhrbahn. Diese wird von der Stadt mit den Koop-Fahrten beauftragt und führt diese selbst, bzw. mit einem Subunternehmer aus. Zwei zusätzliche Busse seien aufgrund der aktuellen Marktlage kaum zu bekommen, erklärt Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann. „Bei der Ruhrbahn sowie bei den bislang beauftragten Subunternehmern sind derzeit alle Kapazitäten erschöpft.“ Verschärft werde die Situation noch durch die Coronakrise, da einige Anbieter vom Markt verschwunden sind.

Ausschreibungsverfahren nötig, um weitere Busse auf Strecke zu bringen

Um zwei zusätzliche Koop-Busse auf die Strecke zu bringen, benötige es zudem ein Ausschreibungsverfahren, so die Ruhrbahn. „Nach einer erfolgten Ausschreibung muss der mit dem Amt für Kinder, Jugend und Schule geschlossene Vertrag um die in der Ausschreibung ermittelten Kosten für den zusätzlichen Bus ergänzt werden“, sagt Sylvia Neumann. Ein solches Verfahren kann Monate dauern.

Dennoch strebe die Stadt möglichst schnell eine Vertragserweiterung mit der Ruhrbahn an, die zusätzliche Busse für den Koop-Verkehr ermöglicht, so Albrecht. Denn spätestens wenn der erste G9-Jahrgang die Oberstufe erreicht, werden noch mehr Schüler auf den Koop-Bus angewiesen sein.