Mülheim. Corona-Krise: Um Kosten zu sparen, hat das Mülheimer Diakoniewerk die Mietverträge von fünf Außenstellen gekündigt. Eine Filiale kann bleiben.
Corona hat die sozialen Einrichtungen der Stadt in finanzielle Schieflage gestürzt. Das Diakoniewerk Arbeit und Kultur hat daher die Mietverträge seiner fünf Außenstellen gekündigt, um Kosten zu sparen. In Mülheim-Heimaterde stand deshalb der Second-Hand-Shop „Altes Postamt“ an der Kleiststraße kurz vor der Schließung – zum Erschrecken vieler Bürger im Stadtteil. Die Filiale konnte nun doch noch gerettet werden. Vier andere Außenstellen stehen weiterhin auf der Streichliste.
An der Kleiststraße stöbern Kunden im „Alten Postamt“ zwischen gebrauchten, aber gut erhaltenen Dingen aus dem Alltag: Kleidung, Geschirr, Spielsachen. Vor allem aber wird das Lokal als sozialer Treffpunkt der Nachbarn aus dem Stadtteil genutzt. Wegen der Corona-Krise jedoch nur noch stark eingeschränkt. „Seit dem Ausbruch der Pandemie haben wir massive Umsatzeinbußen“, berichtet Ulrich Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerks (DW).
Betreiber und Vermieter an einen Tisch gebracht
Seit der Corona-Krise habe die gemeinnützige GmbH in ihren wirtschaftlichen Betrieben etwa 55 bis 60 Prozent weniger Geld eingenommen. Auch die Arbeitsmaßnahmen seien zur Zeit nur zu 40 Prozent besetzt, so dass es zu etwa 55 bis 60 Prozent Einnahmeverlusten komme. „Daher mussten wir, um Kosten zu sparen, die Mietverträge von fünf Außenstellen zum Ende des Jahres kündigen.“
Das DW betreibt vier Verkaufsfilialen, in denen Second-Hand- oder Upcycling-Waren für den kleinen Geldbeutel angeboten werden: das „Alte Postamt“ auf der Heimaterde, die „Sonderbar“ an der Kaiserstraße, den „Sonderverkauf“ an der Sandstraße sowie das „Urban Mining“ am Kohlenkamp. Zudem gibt es eine Schreinerei an der Aktienstraße, in der Menschen in geförderten Maßnahmen beschäftigt sind – auch hier wurde der Mietvertrag gekündigt. Diese soll an den Hauptstandort Georgstraße zurückverlagert werden.
Den Second-Hand-Verkauf zunächst auf Standort Georgstraße konzentrieren
Mindestens bis Jahresende haben alle Außenstellen weiterhin geöffnet. Danach soll der Verkauf von Second-Hand-Waren an der Georgstraße konzentriert werden, erklärt Schreyer. Der Upcycling-Laden „Urban Mining“, der erst Ende 2019 startete, muss zunächst geschlossen werden. Ob die Sonderbar an der Kaiserstraße weiter bestehen kann, sei noch unklar. „Vielleicht können wir den Standort erhalten, das muss am Ende der Kirchenkreis beschließen.“
Als die SPD im Stadtteil von der drohenden Schließung des „Alten Postamtes“ auf der Heimaterde erfuhr, brachten sie Betreiber und Vermieter SWB an einen Tisch, „um Spielräume für eine Senkung der Mietkonditionen auszuloten“, so Claus Schindler von der SPD. „Die SWB ist uns schließlich entgegengekommen, so dass wir das Ladenlokal zumindest bis Anfang 2021 weiterführen können“, berichtet Ulrich Schreyer. Auch die drei Mitarbeiter können dort einige Monate weitermachen.
Nachforderungen der Stadt können mit Rückstellungen beglichen werden
Vor der Corona-Krise sei das Diakoniewerk Arbeit und Kultur ein „gesunder Betrieb“ gewesen, so Schreyer. „Nur dank unserer Rückstellungen kommen wir durch die Krise.“ Wie es im kommenden Jahr weitergeht, bleibe abzuwarten. Abzusehen sei aber jetzt schon, dass es „Stellen-Reduzierungen beim Leitungspersonal“ geben muss – in welchem Umfang, stehe indes noch nicht fest.
Wie steht es um eine weitere finanzielle Belastung? Im vergangenen Jahr präsentierte die Stadt dem DW eine dicke Nachforderung von 200.000 Euro. Rechnungsprüfer hatten Mängel bei der Abwicklung von Arbeitsmarktprojekten herausgearbeitet. Das DW ließ den Bescheid rechtlich prüfen und beauftragte selbst externe Wirtschaftsprüfer – diese kamen auf eine geringere Summe.
„Das hat jedoch nichts mit der aktuellen finanziellen Situation zu tun – diese ist rein durch Corona bedingt“, sagt Schreyer. Inzwischen habe es eine Einigung mit der Stadt gegeben, die aber noch nicht öffentlich kommuniziert werden könne. „Die Nachforderung kann aber mit Hilfe von Rückstellungen beglichen werden“, so Schreyer.