Mülheim. Ulrich Schreyer übernimmt befristet erneut Geschäftsführung des Mülheimer Diakoniewerks. Schwierige Zeit mit hohen Verlusten in der Corona-Krise.

Der neue Geschäftsführer des Diakoniewerks Arbeit und Kultur ist der alte: Ulrich Schreyer hat diese Position jetzt wieder übernommen, nachdem seine Nachfolgerin Nadine Soth zum Quartalsende nicht mehr zur Verfügung steht. Das Diakoniewerk sieht schwierigen Zeiten entgegen, denn auch der gemeinnützigen Gesellschaft brechen in der Corona-Krise die Einnahmen weg. Die Tafel arbeitet künftig eingeschränkt mobil weiter.

Mülheim: Nadine Soth hat die Geschäftsführung verlassen

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Die Trennung von Nadine Soth, die erst im Januar die Geschäftsführerposition des Diakoniewerks Arbeit und Kultur übernommen hatte, bestätigte Superintendent Gerald Hillebrand auf Nachfrage. „Manchmal stellt man fest, dass die Vorstellungen doch nicht so weit übereinstimmen, wie man es beim Bewerbungsgespräch gedacht hat.“ Der Aufsichtsrat habe diese Entscheidung einstimmig beschlossen und Ulrich Schreyer gebeten, die Geschäftsführung befristet bis zur Etablierung eines Nachfolgers, einer Nachfolgerin zu übernehmen. Ulrich Schreyer, der sich aufgrund eines Augenleidens nach 24 Jahren aus der Geschäftsführung zurückziehen wollte, hat sich nach reiflicher Überlegung und ärztlicher Beratung entschlossen, die Geschäftsführung vorübergehend wieder zu übernehmen, allerdings nur bis spätestens zum Jahresende.

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Schreyer übernimmt das Diakoniewerk „im absoluten Krisenmodus“, denn beinahe alle Aktivitäten sowie der Verkauf sind eingestellt worden, es gibt keine Einnahmen „Für uns bedeutet das einen enormen Verlust Monat für Monat. Das ist ein sechsstelliger Betrag, den wir monatlich verlieren“, so Schreyer. „Wir müssen prüfen, ob und wie es weitergehen kann.“ Man habe gut gewirtschaftet und derzeit noch keine Liquiditätsprobleme. „Ich hoffe, dass wir da durchkommen.“ Es komme auf die Perspektive nach der Krise an.

Sachspenden werden derzeit in Mülheim noch angenommen

Die Annahme für Sachspenden an der Georgstraße 28 ist derzeit vormittags von 9 bis 12 Uhr besetzt. Eine Abholung in den Haushalten findet nicht mehr statt. Die Räumung der Textilsammelcontainer wird weiterhin gewährleistet. Aber alle Läden und Verkaufsstellen, von der „Sonderbar“ über den kürzlich eröffneten Upcycling-Laden „Urban Mining“ bis hin zur Kleiderkammer an der Georgstraße, sind geschlossen. Auch die Tafel hat dichtgemacht. Doch werden rund 50 Bedürftige in der Stadt ab Mittwoch vom Diakoniewerk mobil versorgt.

Besonders schwierige Situation für die Ein-Euro-Jobber

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Betroffen von der Corona-Krise sind im Diakoniewerk Arbeit und Kultur rund 200 Mitarbeitende, davon 25 Festangestellte. „Wir sind dabei, Kurzarbeitergeld zu beantragen“, so Ulrich Schreyer, der vor allem bedauert, dass für die Menschen in der Maßnahme „Mülheimer Arbeit“, besser bekannt als „Ein-Euro-Job“, die 1,50 Euro pro Stunde ersatzlos wegfallen. Maximal 45 Euro pro Woche darf man dazuverdienen.

Es treffe die am meisten, die ohnehin in einer schwierigen Lage sind, und für die die Situation in Corona-Zeiten besonders unerträglich sei, sagt er. „Ob man solchen Menschen den Mehraufwand zu Hartz IV streicht, muss man sich gut überlegen“, sagt Ulrich Schreyer, der bereits soziale Verwerfungen fürchtet. Derzeit werde so viel Geld staatlicherseits in die Hand genommen, da hätte man doch auch das belassen können, sagt er.