Mülheim. Es gibt deutliche Kritik am beschlossenen Verkauf des Dümptener Bürgermeisteramts. Der Bürgerverein fordert, die Denkmal-Fassade zu erhalten.

Ist das letzte Satz zum Dümptener Bürgermeisteramt wirklich gesprochen? Nun will der Dümptener Bürgerverein (DBV) noch ein Wörtchen mitreden. Denn für ihn ist die denkmalgeschützte Immobilie an der Mellinghofer Straße ein Wahrzeichen im Stadtteil, das es zumindest als Fassade zu erhalten gilt. Ihre Sorge: Ein Verkauf des Gebäudes an private Investoren könnte den späteren Abriss besiegeln.

Dabei hatte die Bezirksvertretung 2 im August mit denkbar knapper Mehrheit aus sieben Stimmen der SPD und MBI einen Verkauf des ehemaligen Bürgermeisteramts gegen das Votum der CDU, Grüne und FDP beschlossen. Eine Sanierung des seit einiger Zeit leerstehenden Gebäudes sei zu teuer. Eine genaue Kostenaufstellung allerdings blieb die Verwaltung der Politik bislang schuldig, und stellte lediglich einen siebenstelligen Millionenbetrag in Aussicht.

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Soll hier ein Mülheimer Neuschwanstein entstehen?

Doch selbst damit bleibt unklar, ob neun oder lediglich eine Millionen Euro für die Sanierung nötig wären. An der Riesenspanne stößt sich auch der Dümptener Bürgerverein: „Es hätte schon vor der Verkaufsentscheidung eine Kosten-Nutzen-Analyse für den Stadtteil Dümpten, beziehungsweise die Stadt Mülheim durchgeführt werden müssen“, kritisiert Bernd Lüllau, Vorsitzender des DBV. Und stichelt mit einem prominenten Beispiel: die Sanierung des Schlosses Neuschwanstein. „Hier wurde ein Kostenbeitrag in Höhe von 20.000.000 Euro errechnet. Da fragt sich der geneigte Leser, wieso die Sanierung dieses „kleinen Häuschens“ in Dümpten bis zu zehn Millionen Euro verschlingen soll?“

Eine Blitzbefragung unter den Mitgliedern des Bürgervereins stützt mit großer Mehrheit die Ansicht des Vorstands, die Entscheidung der Bezirksvertretung rückgängig zu machen, zumindest aber unbedingt die denkmalgeschützte Fassade des ehemaligen Bürgermeisteramts erhalten zu wollen.

Bürgerverein fordert, äußere Fassade in der historischen Form zu erhalten

Während etwa ein Viertel der Antworten sich einen Verkauf sogar vorstellen konnten, forderten jedoch nahezu alle Stimmen, dass in einem Kaufvertrag festgehalten werden soll, die äußere Fassade in der historischen Form zu erhalten. Ein Abriss des Gebäudes kommt ebenfalls für den weit überwiegenden Teil nicht infrage. „Das Ergebnis zeigt die Verbundenheit der Dümptener Bürger mit ihrer Historie und ihrer Kultur im Stadtteil. Es zeigt auch den Stolz der Dümptener Bevölkerung auf ihren Ortsteil“, resümiert der Vorstand.

Zudem fordert der DBV von einem möglichen Käufer zunächst ein verbindliches Nutzungskonzept mit Plänen und Kostenschätzung, das auch bei einem Wiederverkauf greifen soll. Gerade auf eine detaillierte Aufstellung der Kosten beharrten die Befragten ausnahmslos.

DBV will mit Forderungen zum Erhalt an Politik und Verwaltung herantreten

DBV sieht Belange der Bürger missachtet

Der DBV hofft auf Einsicht der Politik und Verwaltung, andernfalls sieht er die Belange der Bürger mit dem Beschluss der BV 2 sogar missachtet. Dabei stützt er sich auf den Paragrafen 23 der Gemeindeordnung.

Darin heißt es: „Bei wichtigen Planungen und Vorhaben der Gemeinde, die unmittelbar raum- oder entwicklungsbedeutsam sind oder das wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Wohl ihrer Einwohner nachhaltig berühren, sollen die Einwohner möglichst frühzeitig über die Grundlagen sowie Ziele, Zwecke und Auswirkungen unterrichtet werden.“

„Das ehemalige Bürgermeisteramt wird von der Bürgerschaft akzeptiert und geliebt. Ideal wäre wieder eine öffentliche Nutzung“, zieht der Vorsitzende Bernd Lüllau ein Fazit aus der Befragung. Mit dem Votum seiner Mitglieder will der Vorstand des DBV in einem Schreiben die Politik und Verwaltung auffordern, mit den Dümptener Bürgern in den Dialog zu treten, um eine einvernehmliche Lösung für den weiteren Umgang mit dem historischen Gebäude zu finden.

Ein erster Schritt zur Rettung könnte sein, diese Forderungen als Bürgerantrag nach §24 der Gemeindeordnung NRW in die Bezirksvertretung 2 einzubringen. Einige Vorschläge, etwa dort eine Polizeiwache und städtische Dienststellen unterzubringen, hatte der Bürgerverein selbst schon zur Debatte gestellt. Die Chancen auf eine andere Richtung sind in der Bezirksvertretung 2 seit den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag deutlich gestiegen, weil sich die Mehrheiten nun drastisch verschoben haben.

Drastische Veränderung der politischen Landschaft bietet Chancen

So verloren die Befürworter des Verkaufs deutlich an Sitzen. Die SPD hat ein Drittel ihrer Prozente eingebüßt, die MBI sogar 50 Prozent. Die Gegner des Verkaufs sind hingegen stark gewachsen, vor allem die Grünen haben ihren Anteil mehr als verdoppeln können.