Mülheim. Die Mülheimer Politik hat nach einjähriger Debatte den Verkauf des Dümptener Bürgermeisteramts beschlossen. Wer investiert, ist noch nicht klar.
Nach einjähriger Debatte ist es nun offiziell: Die Stadt wird die ehemalige Dümptener Bürgermeisterei an der Mellinghofer Straße an einen noch unbekannten Investor verkaufen. In der Bezirksvertretung 2 holte sich die Verwaltung das Votum von der Politik. Das jedoch fiel mit sieben zu sechs Stimmen – plus eine Enthaltung – denkbar knapp aus. Denn der Verkauf ist hochumstritten.
Schließlich steht das Gebäude an der Hausnummer 275 unter Denkmalschutz, denn es ist eine optische Landmarke an der Dümptener Hauptverkehrsstraße. Als der heutige Stadtteil 1904 Bürgermeisterei wurde, beschloss man 1907 den Bau des repräsentativen Rathauses. Kaum aber fertiggestellt, wurde die Bürgermeisterei 1910 schon aufgelöst.
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Dümptener Bürgermeisteramt seit 2018 wegen Baumängel geschlossen
Danach ist das dreigeschossige Haus lange Zeit als Verwaltungsgebäude genutzt worden. Zuletzt fand der Kommunale Soziale Dienst dort Quartier. Schließlich wurde es auch unter Denkmalschutz gestellt. 2018 jedoch sperrten Bauaufsicht und Feuerwehr das Haus ab, weil sie Mängel beim Brandschutz, Tragwerk und Haustechnik festgestellt hatten. Das würde einer Kernsanierung gleich kommen, urteilt die Verwaltung und spricht von einem „siebenstelligen Betrag“ für eine solche Sanierung.
Hier aber liegt der Hase im Pfeffer: „Wir haben eine Kostenaufstellung nie zu Gesicht bekommen“, bestätigen sowohl der Grüne Sprecher Axel Hercher als auch Petra Seidemann-Matschulla, CDU-Fraktionsvorsitzende in der BV2. In der entscheidenden Sitzung räumte die Stadt dies auch ein: Es handle sich nur um eine „Kostenschätzung“, die „aus Erfahrung hochgerechnet“ sei.
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Sorge, dass der Investor das Gebäude abreißen lässt
Hercher sieht zwar ebenfalls, dass die Stadt aktuell nicht über genügend Mittel verfüge, das Haus wieder herzurichten, das allerdings gelte auch für einen künftigen Investor – der zudem noch gefunden werden muss. „Ich habe die Sorge, dass der neue Eigentümer das historische Gebäude abreißen lässt, weil es wirtschaftlich nicht darstellbar ist.“ In diesem Fall könnte auch der Denkmalschutz den Abriss nicht verhindern – „Beispiele dafür gibt’s in Mülheim an vielen Ecken“, mahnt Hercher.
Mit seiner Befürchtung steht er nicht allein: „Ein Abriss wäre fürchterlich – das ist für die Dümptener schließlich ‘unser’ Gebäude“, ärgert CDU-Sprecherin Seidemann-Matschulla, dass die Sanierungskosten nicht einmal im nicht-öffentlichen Teil der BV genannt wurden.
„Hoffen, dass der unbedingte Erhalte im Kaufvertrag festgehalten wird“
Gibt es einen Plan B?
„Durch eine entsprechende Bauverpflichtung wird vertraglich vereinbart, dass der neue Käufer innerhalb von drei Jahren nach Beurkundung des Kaufvertrages die vorgesehenen und erforderlichen Umbaumaßnahmen für die beabsichtigte Nutzung des Gebäudes fertig zu stellen hat“, verspricht die Stadt in der Antragsbegründung.
Im Falle eines Verstoßes gegen diese Verpflichtung, könnte die Stadt eine Vertragsstrafe verlangen oder aber vom vertraglich zu vereinbarenden Rücktrittsrecht Gebrauch machen. Dann wäre das denkmalgeschützte Haus wieder in der Hand der Stadt.
Auch die Nutzung des Gebäudes will die Stadt festlegen lassen: So lasse der Bebauungsplan nur „wohnwirtschaftliche als auch gewerbliche (Dienstleistungs-) Nutzungen in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und der Bauordnung“ zu.
Die SPD hingegen fand es zwar „nicht toll“, das Gebäude verkaufen zu müssen, erklärte Holger Remming, „aber so ist es nun mal leider“. Für eine siebenstellige Summe zur Sanierung fehle das Geld. Mit den Stimmen der Genossen, FDP und MBI – gegen die der CDU und Grüne – entschied die Bezirksvertretung, den Auftrag an den Immo-Service für den Verkauf zu vergeben. Das Bündnis für Bildung enthielt sich.
„Wir können jetzt nur darauf hoffen, dass der Immo-Service darauf achtet, dass der unbedingte Erhalt des Gebäudes im Kaufvertrag festgehalten wird“, kommentiert Seidemann-Matschulla.