Mülheim. Styrum soll für junge Familien attraktiver werden. Dafür soll die Stadt ein Integriertes Handlungskonzept erarbeiten. Bisher ist wenig passiert.

„Styrum? Da fährt man doch nur im Notfall hin.“ Saarner und Speldorfer, die in ihre Stadt kaum kennen, rümpfen die Nase, wenn das Gespräch auf den Stadtteil im Mülheimer Westen zielt. Sie wissen vielleicht noch, dass Styrum ein Schloss hat. Dass der Stadtteil zur Blüte und wirtschaftlichen Stärke Mülheims beigetragen hat, ist Vergangenheit. Styrum hatte bis vor 40 Jahren eine händlerstarke und vielfältige Einkaufsmeile, da konnten Düsseldorfer und Duisburger Straße nur von träumen. Inzwischen hat sich Styrum zum Stadtteil mit dem höchsten Ausländeranteil und den niedrigsten durchschnittlichen Einkommen entwickelt. Gleichzeitig hat Styrum immer noch attraktive Wohnbereiche, von denen es in Zukunft wieder mehr geben soll. Junge Familien mit Kindern sollen dort die soziale Durchmischung der Bevölkerung verbessern.

Die Bezirksvertretung 2 hat bereits 10.000 Euro gegeben

Um die Lebensbedingungen in Styrum attraktiver zu gestalten, hat die CDU im September 2018 die Idee eingebracht, für den Stadtteil ein Integriertes Handlungskonzept zu entwickeln und zu verwirklichen – nach dem Vorbild von Eppinghofen. Die SPD ergänzte den Antrag. Die Bezirksvertretung 2 ist diesem gemeinsamen Vorschlag einstimmig gefolgt.

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50.000 Euro kostet das Entwickeln eines solches Konzeptes, hatte der damalige Sozialdezernent Ulrich Ernst gesagt. 10.000 Euro gab sofort die Bezirksvertretung 2 aus ihrem Verfügungstopf. Um das restliche Geld wollte sich der Dezernent kümmern. Ob er diesen Anspruch an seinen Nachfolger Marc Buchholz weitergereicht hat, werden Gespräche im September ergeben.

Alte Baustruktur und hohe Verkehrsbelastung

„Der Stadtteil hat eine vorwiegend alte Baustruktur und sehr wenige Grünflächen. Er trägt mit der Oberhausener Straße eine starke Verkehrsbelastung“, hatte damals Petra Seidemann-Matschulla, Sprecherin der CDU-Fraktion im Bezirk 2, ihren Antrag zum Integrierten Handlungskonzept für Styrum begründet.

Zahlreiche Stellen arbeiten in Styrum bereits eng zusammen, unterstützen sich gegenseitig. Sie stimmen sich ab, ergänzen Handlungsabläufe. Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen bilden bereits aufeinander aufbauende Unterrichtsstränge. Im kulturellen und sportlichen Bereich werden Projekte verknüpft.

Gute Einzelprojekte reichen nicht mehr

Dennoch erkennen Fachkräfte vor Ort und Politiker immer wieder, „dass in diesem Stadtteil etwas getan werden muss“, hieß es im Antrag für die Bezirksvertretung. Das Aufbau eines Schulcampus’ an der Augustastraße trägt bereits erste Früchte. „Das werden wir weiterentwickeln“, sagte Sozialdezernent Marc Buchholz vor knapp zwei Wochen beim Besuch der Baustelle. Die Grundschule bekommt einen Neubau sowie eine Erweiterung.

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Von Frank-Rainer Hesselmann

Diese guten Einzelprojekte reichen den Bezirksvertretern jetzt aber nicht mehr. „Wir müssen auf das große Ganze schauen und Ziele entwickeln, was wir für Styrum erreichen wollen“, lautet ihr klarer Auftrag an das Planungs- und Sozialdezernat. „In diesem Stadtteil sollte nicht gewartet werden.“

Keine Konzentration sozialer Schichten und den Trend umkehren

Im Lauf der Jahrzehnte haben sich ebenso sozial benachteiligte Quartiere herausgebildet, „in denen einkommensschwache und unterprivilegierte Bevölkerungsschichten zunehmend räumlich konzentriert wohnen“, heißt es im Beschlussprotokoll des Bezirksparlamentes. „Die Dynamik dieser sozialen Entwicklung kann zu einer Abwärtsspirale für diese Wohngebiete führen und die sozialen und städtebaulichen Probleme dort noch vergrößern.“ Mit dem übergreifenden Handlungskonzept soll dieser Trend gestoppt und umgekehrt werden.

Passiert ist bisher allerdings nicht viel. „Ich habe im September ein Gespräch beim Sozialdezernenten dazu“, hat gerade Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon bestätigt.