Mülheim. Der Bund deutscher Architekten bietet Mülheim an, einen Workshop zur VHS-Sanierung zu veranstalten. Er soll einen kreativen Impuls geben.
Es ist ein kreativer Impuls im Streit um die Sanierung der Volkshochschule an der Bergstraße: Die Kreisgruppe des Bundes der Architekten (BdA) bietet der Stadt an, in einem Kreativworkshop die Zukunft der VHS zu gestalten. Gute Erfahrungen hat man mit diesem Prozess schon in Gelsenkirchen bei der Sanierung des Hans-Sachs-Hauses gemacht – auch dort waren die Parteien zerstritten, letztlich gab es einen guten Konsens. Gunvar Blanck vom Planungsbüro Gunvør erklärt im Gespräch für den BdA Mülheim, welche Chancen der Kreativworkshop für die Zukunft der VHS birgt.
Herr Blanck, wie kann man sich den Ablauf eines solchen Kreativworkshops vorstellen?
Gunvar Blanck: Es geht darum, einmal den Atem anzuhalten und sich Kreativität zu gönnen. Planer haben immer diese Quadratur zwischen Nutzung, Geld und Qualität. Wir machen einen Break und sagen: Wir nehmen ein paar gute Leute, die in einem Workshop zusammenarbeiten und ihre Ideen zu einem Projekt ausarbeiten. Voraussetzung ist, dass sie gut aufgeklärt sind, dass sie alle Informationen haben, auch die Kommunikationsproblem-Infos, die baulichen Infos, die Ideen, die es schon gibt. Viele haben Angst vor dieser Kreativität, weil sie meinen, dabei käme nichts heraus. Aber es ist doch oft das, was bemängelt wird: dass Investoren, Bauunternehmen und Architekten nicht vor Fantasie sprühen.
Wie setzen sich die Teilnehmer des Workshops zusammen?
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Es sollten etwa zwölf Leute teilnehmen, so dass vier Teams mit je drei Personen gebildet werden können. Das sind alles Planer. Sechs davon werden vom BdA gesetzt; sie bringen nachweislich schon eine gewisse Qualität mit, kommen aus guten Büros, haben schon Preise gewonnen. Das werden alles BdA-Kollegen sein, weil andere nicht bereit sind, für so wenig Geld zu arbeiten. Sechs weitere Teilnehmer werden dazugelost. Sie können sich bewerben. Das ist ergebnisoffen und das macht alle nervös.
VHS-Sanierungen: Nutzungsideen, die noch keiner hat
Sie sagen, für wenig Geld. Wie viel wird dieser Workshop die Stadt kosten?
Für nichts können wir nicht arbeiten. Aber es ist auch die Frage, ob es noch irgendwo ein Budget gibt für so einen Workshop, vielleicht gibt es auch noch irgendeinen Fördertopf. Dann muss ich bei den Kollegen betteln gehen: Wir haben ein Budget, das ist soundso hoch, geteilt durch zwölf, macht ihr das dafür?
Warum macht der BdA das überhaupt, wenn es sich monetär nicht lohnt?
Wir haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag. Der BdA findet es wichtig, dass immer, wenn bauliche Probleme da sind, alles so verkrampft ist, eine gute Lösung für die Sache gefunden wird. Wir wollen versuchen, aus der Situation, die jetzt herrscht, noch was Superschönes für Mülheim hinzukriegen. Da geht es um bauliche Sachen, aber auch im Nutzungsideen, vielleicht auch Ideen, die noch keiner hat. Das kann auch zur Folge haben, dass sich neue Fördermöglichkeiten ergeben.
Wie wäre der zeitliche Ablauf?
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Es braucht die Unterstützung von allen Beteiligten, also von Verwaltung, Politik und Bürgerinitiative. Ich gehe davon aus, dass der Vorschlag in der nächsten Ratssitzung diskutiert wird. Wir würden versuchen, den Workshop Anfang des Jahres zu machen. Es ist eine Menge Arbeit. Wir treffen uns einmal, um alle Informationen zusammenzutragen, anschließend wird in Kleingruppen ein Wochenende gearbeitet und abschließend gibt es eine öffentliche Vorstellung der Ergebnisse.
Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus: Verfeindete Parteien haben miteinander geredet
Inwieweit verzahnt sich Ihre Arbeit mit dem Gutachten, das erstellt wurde, und mit der Ausschreibung für die Planungsphase, die ebenfalls Anfang des Jahres starten soll?
Wir müssten vereinbaren, dass die Planungsphase bis nach dem Workshop offen bleibt. Es ist ganz wichtig, dass die Ergebnisse mit in die Ausschreibung kommen. Wir leisten den kreativen Teil der Ausschreibung. Diese drei Wochen sollte man sich gönnen.
Wie lief der Prozess in Gelsenkirchen? Inwieweit hat der BdA bei der Sanierung des Hans-Sachs-Hauses geholfen?
In Gelsenkirchen war die Situation vor über zehn Jahren noch viel schlimmer, sowohl bautechnisch als auch, was die Kommunikation angeht. Dort gab es vorher wirkliche bauliche Probleme, die wir hier bei der VHS nicht haben. 20 Leute haben an dem Workshop teilgenommen und die Ergebnisse sind eingeflochten worden in die Ausschreibung. Es ist super, was daraus geworden ist. Wir haben eine Auslastung der Räume, auf die Sie nie gekommen wären. Und als wir die Ergebnisse präsentiert haben, haben alle Parteien, die vorher verfeindet waren, wieder miteinander geredet.
Klimawandel: 6000 Quadratmeter nicht einfach plattmachen
Haben Sie schon konkrete Ideen für die VHS? Welche Gestaltungsmöglichkeiten gibt es?
Nein, noch nicht. Wichtig aber ist: Wir sprechen von Klimawandel und wir haben hier 6000 Quadratmeter graue Energie. Man darf heutzutage nicht mehr 6000 Quadratmeter unbegründet plattmachen. Wenn es dann auch noch ein Gebäude ist, das von der Architektur außergewöhnlich gut ist, erst recht nicht. Wir sollten sorgsamer mit der vorhandenen Gebäudeumwelt umgehen.
Der Saarner Jürgen Abeln möchte ein Begegnungs- und Kommunikationszentrum aus der VHS machen. Inwieweit könnte eine solche Idee in die Planungen aufgenommen werden?
Das wird bei so einem Workshop Thema sein: Was kann das Gebäude noch viel mehr sein als VHS? Das hat auch etwas mit Zeiten zu tun: Wer ist da wann drin, wer hat welche Notwendigkeiten? Da muss man sehr flexibel drangehen und alles diskutieren. Wenn ich jetzt schon eine Lösung hätte, wie man es am besten macht, wäre ich der Super-Gott. Es gibt immer mehrere Lösungen. Ziel ist es jetzt, eine Grundlage zu schaffen, mit der man alle Entscheidungen gut begründen kann. Der Workshop gibt da einen guten Impuls.