Mülheim. Im Mülheimer Integrationsrat fehlen Zuwanderer aus Polen, findet Dariusz Florecki. Und was tut er? Tritt bei der Wahl als Einzelbewerber an.

„Wybory Do Rady Integracyjnej“ – wer diese Worte mühelos übersetzt in „Wahlen zum Integrationsrat“, gehört zur Zielgruppe, die Dariusz Florecki erreichen will. Mit zweisprachigen Flyern wirbt der Kandidat für sich. Er bietet sich an als „Przedstawicielstwo Polonii“ in Mülheim, als „Vertretung für Polen“.

Die Ergebnisse der Integrationsrats-Wahlen vor sechs Jahren haben den 49-Jährigen nicht so richtig begeistert. Denn er musste feststellen: „Dort gibt es keinen einzigen polnischen Namen. Warum nicht?“ Anstatt die Gründe tiefer zu analysieren, tritt er bei den Wahlen am 13. September jetzt selber an, als einer von drei Einzelbewerbern, neben acht internationalen Listen.

Zwei der vier Kinder sind in Mülheim geboren

Eine polnische Liste war auch Floreckis erste Idee, aber er fand nicht genügend Mitstreiter, die die nötige Zeit aufbringen können. Immerhin: Seine Ehefrau Jolanta ist als Stellvertreterin mit im Boot. Das Paar hat vier Kinder im Alter zwischen zehn und 21 Jahren. Die beiden Ältesten waren schon auf der Welt, als sie im Mai 2003 ihr Land verlassen haben. Die Jüngsten sind in Mülheim geboren.

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Dariusz Florecki stammt aus Kluczbork (Kreuzburg) in Oberschlesien und hat in Mülheims polnischer Partnerstadt Opole studiert: Politologie. Er sagt: „Ich bin nach Deutschland gekommen, um die Situation meiner Familie zu verbessern. Ich habe gehofft, nach einem Sprachkurs sofort Arbeit zu finden.“ Es war dann viel schwieriger als er dachte. Beruflich musste der Akademiker Abstriche machen – heute verdient er sein Geld als Lagerist.

Facebook-Gruppen machen es Neuankömmlingen leichter

An seine ersten Jahre in Mülheim hat Dariusz Florecki noch lebhafte Erinnerungen. Verwandte und Bekannte, die schon hier lebten, hätten sehr geholfen. „Heute ist die Integration einfacher“, glaubt der 49-Jährige. „Es gibt Facebook-Gruppen, in denen man Fragen stellen kann.“ Verwurzelt ist die Familie inzwischen auch in der katholischen polnischen Gemeinde, die regelmäßig muttersprachliche Gottesdienste in der Styrumer Kirche St. Mariae Rosenkranz feiert.

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Aber immer noch bekommt Florecki mit, dass Menschen aus Polen in Mülheim Probleme haben – bei Ärzten oder im Berufsleben, „viele haben wegen Corona auch ihre Arbeit verloren, manche Sachen sind so kompliziert“. Dariusz Florecki hofft, dass er Landleuten helfen kann, wenn er im Integrationsrat sitzt. Er stellt klar: „Politik mache ich nicht. Damals in Polen wollte ich eine Partei gründen. Aber dann habe ich mich anders entschieden.“