Dümpten/Winkhausen/Styrum. . Mit St. Barbara hat die dritte Pfarrei ihre Zukunftsvorstellungen vorgelegt. Überall soll es weiterhin ein pastorales Angebot geben.

„Wir sind in Deutschland auf dem Weg, eine kleinere Kirche zu werden“, hat Bischof Franz-Josef Overbeck erklärt und die Pfarreien aufgefordert, Strategien zu erarbeiten, mit denen man – trotz des Rückganges an Gläubigen – das pastorale Leben vor Ort sichern und dabei lebendiger machen kann.

Schmerzliche Schritte für die Pfarrei

Nach den zwei Pfarreien St. Mariae Geburt und St. Maria Himmelfahrt hat jetzt auch die Pfarrei St. Barbara ihre Zukunftspläne (das sogenannte „Votum“) öffentlich gemacht und den schriftlichen Entwurf in einem Festgottesdienst an die Kirchenbesucher verteilt. Schmerzliche Schritte werden darin aufgezeigt, darunter die Aufgabe der Kirchen St. Engelbert in Eppinghofen und St. Albertus Magnus in Styrum bis 2025. „Eine Renovierung von St. Engelbert würde 1,3 Mio kosten, das lässt sich einfach nicht realisieren“, sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Ulrich Schweda.

Von Jugendheim und das Gemeindehaus von St. Mariae Rosenkranz am Marienplatz will man sich wohl  bis 2025 trennen.
Von Jugendheim und das Gemeindehaus von St. Mariae Rosenkranz am Marienplatz will man sich wohl bis 2025 trennen.

Zur Pfarrei St. Barbara zählen die Gemeinden Christ König, St. Engelbert, St. Mariae Rosenkranz mit der Filialkirche St. Albertus Magnus und St. Barbara. Auch wenn sie fast alle zu den 100 besucherstärksten Standorten im Bistum gehören, die Statistik ist ernüchternd: Die Zahl der Katholiken in der Pfarrei wird sich Berechnungen zufolge von 23 496 in 1995 auf 13 162 in 2030 verringern, die der Gottesdienstbesucher von 3113 auf 816. Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird, ausscheidende Priester zu ersetzen und dass es bei den Gebäuden der Pfarrei einen „erheblichen Instandhaltungsrückstau gibt“.

Noch sei der Haushalt der Pfarrei „knapp ausgeglichen“, man habe aber die erforderlichen Rückstellungen für die Gebäude nicht machen können. „In einigen Jahren werden die Instandhaltungsaufwendungen das vom Bistum bereitgestellte Budget deutlich übersteigen, die Mehrkosten müsste die Pfarrei erwirtschaften. Das wären mehr als 170 000 Euro jährlich“, heißt es im Votum. Um die wirtschaftliche Situation zukunftsfähig zu machen, müsse man sich unter anderem von einigen Immobilien trennen.

„Kein Standort soll aufgegeben werden!“ war der Leitsatz für die Überlegungen. Verschiedene Gremien tagen viele Male, so Ulrich Schweda. Überall solle es auch weiterhin pastorale Angebote geben – unter Umständen aber eben nicht in einer Kirche. Das Votum sieht folgende Veränderungen vor:

Die Krypta wird zum Gemeindezentrum

Von den fünf Kirchen in der Pfarrei sollen St. Barbara, Christ König und St. Mariae Rosenkranz (denkmalgeschützt, auch genutzt von kamerunischer und polnischer Gemeinde) langfristig erhalten bleiben. In Christ König plant man, die Krypta zum Gemeindezentrum auszubauen. Die Filialkirche St. Albertus Magnus an der Eberhardstraße in Styrum, die auch von einer kroatischen Gemeinde genutzt wird, soll bis 2025 aufgegeben werden (die Kroaten ziehen um in die Marienkirche in Styrum). Für St. Engelbert in Eppinghofen gibt es ganz spezielle Visionen: Ein Investor solle das Kirchenschiff umgestalten, dort möchte man Gemeinderäume und Wohnungen entstehen sehen. Den Turm aber will man gerne als Landmarke und die Apsis als Ort für Gottesdienste erhalten.

Gemeindehaus von Christ König aufgegeben

Auch hier wird man Einschnitte vornehmen müssen. Bis 2025 will man das Gemeindehaus von Christ König am Steiger Weg aufgeben, es könnte eventuell Teil eines neuen Kindergartens werden, auch vom Gemeindezentrum von St. Mariae Rosenkranz am Marienplatz will man sich zwischen 2020 und 2025 trennen. Eine langfristige Perspektive haben dagegen das Pfarrheim von St. Barbara am Hingberg in Dümpten (inklusive Jugendheim „Der springende Punkt“) und von St. Engelbert an der Engelbertus-straße in Eppinghofen. Dort könnte man in Gemeinderäumen „eventuell einen Kindergarten installieren“.

Nur das Pfarrhaus von St. Mariae Rosenkranz bleibt

Langfristig „überleben“ wird wohl nur das Pfarrhaus von St. Mariae Rosenkranz am Marienplatz 9. Aufgegeben und verkauft werden bis 2025 die Pfarrhäuser von St. Barbara am Schildberg (zuzüglich Kaplanei, Büros werden ins Pfarrheim verlagert), St. Engelbert in der Engelbertusstraße und St. Albertus Magnus in der Eberhardstraße. Künftig werde man für Pastöre oder pastorales Personal Wohnungen anmieten, das sei kostengünstiger und besser planbar. Das Pfarrhaus von Christ König am Steiger Weg 1 soll an das Bistum vermietet werden, das dort eine Priester-WG einrichten könnte – unter Bereitstellung von Gemeinderäumen. Bis Januar 2018 hatten hier Pallottiner-Mönche gewohnt.

 Die Engelbertuskirche in Eppinghofen müsste renoviert werden, die Kosten dafür sind aber zu hoch. Man hofft auf einen Umbau unter Erhalt des Turmes.
Die Engelbertuskirche in Eppinghofen müsste renoviert werden, die Kosten dafür sind aber zu hoch. Man hofft auf einen Umbau unter Erhalt des Turmes.

Zur Pfarrei zählt auch die Auferstehungskirche Heilig Kreuz, die 2009 in eine Urnenbeisetzungsstätte verwandelt wurde. Ein Konzept, das aufgegangen ist und erhalten bleiben soll.

<<< GEMEINDEN KÜNFTIG VERMEHRT VOM EHRENAMT GETRAGEN

„Die Kirche der Zukunft wird noch mehr auf ehrenamtlichen Schultern ruhen müssen als bisher“, glaubt Pfarrer Manfred von Schwartzenberg. Auch in der Pfarrei St. Barbara gibt längst nicht mehr für jede Gemeinde einen Vollzeit-Pastor. Zur Zeit zählt man einen Pfarrer, einen Pastor, zwei Teilzeit-Pastöre. Außerdem eine Gemeindereferentin als Gemeindeleiterin und zwei Gemeindereferentinnen. Hinzu kommen ein Pastor im Ruhestand, die zwei Pastöre der ausländischen Gemeinden, ein Diakon im Nebenamt und ein Diakon im Ruhestand. 5,8 Stellen teilen Küster, Kirchenmusiker und Verwaltungsmitarbeiter unter sich auf (bis 2030 sollen sie auf 3,5 reduziert werden). Zudem gibt es drei refinanzierte Stellen.

„Die Prognose des Bistums für Pfarreien wie unsere ist, dass das Pastoralteam künftig aus zwei Priestern und drei Personen aus den anderen pastoralen Berufsgruppen besteht“, heißt es im Votum. Man sei überzeugt davon, dass auf bestimmte Zeit drei Gemeindereferentinnen benötigt würden, um in den vier Stadtteilen eine ehrenamtliche Leitungsstruktur für das Gemeindeleben aufzubauen. Denn: „Aktive Ehrenamtler gibt es in allen Gemeinden, besonders viele in St. Barbara“, erklärt Pfarrer von Schwartzenberg.

Bis zu zwei Samstags- und zwei Sonntagsmessen

Anbieten könne man den Gläubigen unter den genannten Umständen wohl mittelfristig (bis 2025) am Samstag bis zu zwei Samstags- und zwei Sonntagsmessen (im Wechsel an den vier Standorten). Es werde weiterhin möglich sein, die hohen Feste würdig zu feiern, jedoch nicht mehr überall. Langfristig könnte es auf zwei Messen hinauslaufen.

Pfarrer Manfred von Schwartzenberg wird 2019 in den Ruhestand gehen, für ihn werde man wohl aber einen neuen Priester finden. Für die Pfarreien St. Barbara und St. Mariae Geburt sei „auf kurze Sicht aber die Zusammenlegung der jetzt noch getrennten Verwaltungen denkbar“.

Als „unverzichtbare Einrichtung“ sieht das Votum die Ladenkirche in der City an. Über alle geplanten Veränderungen in der Pfarrei St. Barbara hat man und will man mit den Gläubigen auch weiterhin intensiv sprechen. Daher gibt es im April erneut eine große Versammlung mit Diskussion. Pläne können modifiziert werden. Über das Votum entscheidet letztlich der Bischof.