Mülheim. Die Eltern von 65 Mülheimer Kindern sind in Sorge: Vielleicht schließt die Kita bald. Grund für die Kündigung sind wohl Mietrückstände der Stadt.

Die Kita Kindertraum am William-Shakespeare-Ring in Holthausen ist in Gefahr: Der Vermieter des Gebäudes, in dem die Einrichtung mit 45 Kita- und 20 Hortplätzen untergebracht ist, hat der Stadt als Betreiberin fristlos gekündigt. Und mehr noch: Laut Lydia Schallwig, stellvertretende Leiterin des Amts für Kinder, Jugend und Schule, haben sich bereits potenzielle Nachmieter vor Ort umgeschaut. Die Eltern sind alarmiert.

Erste Informationen gab es am Mittwochabend in einer eilig einberufenen Versammlung. Schlimmstenfalls könnte bereits in drei Wochen Schluss sein, erfuhr der völlig überraschte Elternrat. Eine äußerst ungute Vorstellung für Jennifer Gernandt und ihre Kollegen. Die 35-Jährige hätte bei Schließung gleich ein doppeltes Problem: „Meine Tochter ist seit 2014 in der Einrichtung, erst war sie in der Kita, nun im Hort. Und mein Sohn ist seit 2019 dort.“

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Die Stadt Mülheim sei „säumiger Mieter“, hieß es

Der Vertreter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, der die schlechte Nachricht überbrachte, habe gesagt, der Vermieter habe die fristlose Kündigung damit begründet, dass die Stadt „ein säumiger Mieter“ sei. Laut Gernandt hat die Betreiberin tatsächlich die Miete reduziert, weil sie „Ersatzleistungen“ vorgenommen habe: „Das Törchen war mehrmals schon kaputt und die Hecke wurde nicht geschnitten.“ Da habe sich der Immobilienservice der Probleme selbst angenommen – und dementsprechend weniger überwiesen.

Markus Theis, kaufmännischer Leiter des Immobilienservice, sieht sich auch nach wie vor im Recht: „Wir haben der außerordentlichen Kündigung deshalb umgehend widersprochen.“ Man habe das städtische Rechtsamt eingeschaltet, der Fall – und damit auch die Frage, ob tatsächlich Mietrückstände bestehen – werde nun unverzüglich geprüft. „Und falls die Ansprüche des Vermieters doch gerechtfertigt sein sollte, werden wir alles bezahlen“, verspricht Theis.

Städtischer Vertreter bleibt zuversichtlich, dass es nicht zur Kündigung kommt

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Er bleibe „zuversichtlich, dass es nicht wirklich zur Kündigung kommt“, die Kuh noch vom Eis zu holen ist. Weitere Details wolle er – wegen des schwebenden Verfahrens – zurzeit nicht nennen. Nur soviel: „Wir sind auf die Mitwirkung des Vermieters angewiesen.“

Der Erhalt des Kindergartens im Herzen Holthausens ist für Lydia Schallwig, die stets um Kita-Plätze ringt, unerlässlich: „Wir brauchen die Kita dort.“ Auch sie hofft daher noch auf einen glimpflichen Ausgang, eine friedliche Lösung. „Aber wir als Betreiber mussten unsere Mitarbeiter und die Eltern jetzt informieren, damit Transparenz herrscht.“ Die 65 Jungen und Mädchen im Falle des Falles auf die Schnelle andernorts in der Stadt unterzubringen, sei übrigens „mehr als schwierig“.

Grünen-Politikerin spricht von „Hiobsbotschaft“

Auf dem ehemaligen Kasernengelände der „Wrexham Barracks“

Am Witthausbusch, auf dem ehemaligen Kasernengelände der „Wrexham Barracks“, hat 1998 die Städtische Tageseinrichtung „Kindertraum“ eröffnet.

Kinder zwischen drei und zwölf Jahren können dort laut städtischer Homepage betreut werden. Der angeschlossene Hort ist eine seltene Alternative zur Offenen Ganztagsschule.

Seit 2013 arbeitet die Einrichtung nach dem „Early Excellence“-Bildungskonzept.

Das sieht auch Franziska Krumwiede-Steiner so; auch ihre Tochter besucht den „Kindertraum“. Für die Grünen-Politikerin ist das Ganze „ein unerhörter Vorgang“, zumal den Eltern gesagt worden sei, „dass sie im Falle einer Schließung keinen Betreuungsplatz“ hätten. „Das würde ja bedeuten, dass einige Mütter ihren Beruf aufgeben müssten“ – für die 35-Jährige eine „Hiobsbotschaft“. Und selbst wenn die Kinder anderswo unterkämen, wären sie wohl übers Stadtgebiet verteilt. „Ich finde das echt heftig“, so Krumwiede-Steiner.

Den Namen des Vermieters übrigens, angeblich eine Gesellschaft aus Berlin, wollte die Stadt – auch auf mehrfaches Nachfragen – nicht verraten. Und auch im Umfeld der Kita gab es nur Achselzucken. Jennifer Gernandt, die als Tagesmutter auch jenseits der eigenen Kinder mit dem Thema Betreuung beschäftigt ist, hofft unterdessen weiter darauf, dass der große Unbekannte noch ein Einsehen hat und der Umzug abgewendet werden kann. „Unsere Kinder fühlen sich einfach superwohl im Kindertraum. Und auch die Erzieherinnen sollen ihren Job behalten.“