Mülheim. René Steinberg, Wilhelm Knabe, Damian Wierling: Nach dem Super-Abi der Mülheimerin Alexandra Hufnagel verraten bekannte Mülheimer ihre Abi-Noten.

Alexandra Hufnagel ist die Mülheimerin mit dem Super-Abi: mit vollen 900 Punkten und einem Schnitt von 0,66 schaffte die Otto-Pankok-Schülerin ihren Abschluss. Nun verraten bekannte Mülheimer ihre Abi-Noten. Und erinnern sich an außergewöhnliche Momente in der Oberstufe.

René Steinbergs Schulzeit lässt sich wohlwollend mit den Worten zusammenfassen: „War anwesend“. „Und selbst das ist angesichts meiner Fehlstunden noch geschönt“, erinnert sich der 47-Jährige. Heute kann der Kabarettist aus Saarn über seinen Abi-Schnitt im „mittleren Dreier-Bereich“ lachen. Damals habe es ebenso viele Momente gegeben, in denen es hart herging am Gymnasium Heißen, wo er 1992 sein Abi absolvierte. „In den Leistungskursen Deutsch und Sowi, Mathe als drittes und Philosophie als mündliches Fach“.

Kabarettist René Steinberg: Verdattert vor dem Periodensystem

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Vor fünf Jahren, zum Schuljubiläum des Gymnasiums Heißen, wurde René Steinberg gebeten, etwas über seine Schulzeit zu schreiben. In diesem Text berichtet er von Freud und Leid seiner Schulzeit, von skurrilen Lehrertypen und Angst vor Klassenarbeiten. Es seien weniger die Lehrinhalte, die ihm im Gedächtnis geblieben sind, sondern vielmehr die Erlebnisse. „Noch heute gucke ich ebenso verdattert auf ein Periodensystem wie einst. Gut, dass es mir erklärt wurde, denn so habe ich zumindest eine leise Ahnung, was dieses merkwürdige Ding sein soll. Aber es spielt keine Rolle in meinem Erinnern.“ Vielmehr bleiben Prügeleien, Not-Duschen im Physikraum und Matschbrötchen aus der Caféteria im Gedächtnis.

Heute kann der Mülheimer Kabarettist René Steinberg über seine Schulzeit lachen. Er legte 1992 am Gymnasium Heißen sein Abitur ab.
Heute kann der Mülheimer Kabarettist René Steinberg über seine Schulzeit lachen. Er legte 1992 am Gymnasium Heißen sein Abitur ab. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Und skurrile Lehrertypen - einige wenige Pädagogen, die den Job mit Leidenschaft ausübten. „Ich kann bis heute den Ruf des Grünfinken erkennen, weil unser damaliger Bio-Lehrer ihn bei einer Exkursion ins Rumbachtal laut rufend und quasi beseelt mehrfach imitierte“, erinnert sich Steinberg. Daher appelliert er an die Lehrer von heute: „Auch wenn der Druck auf euch immer größer wird: Es sind nicht nur eure Inhalte, auf die es ankommt. IHR seid es, die eure Schüler ,bilden’.“

Politikerin Monika Griefahn: Samstags zum Chemie-Unterricht

Die SPD-Oberbürgermeisterkandidatin und Greenpeace-Mitbegründerin Monika Griefahn hat ihr Abi 1973 an der Luisenschule absolviert – damals der letzte Jahrgang als Mädchenschule. „Nach uns kamen die Jungs“, erinnert sich die heute 65-Jährige. Auf ihrem Abschlusszeugnis stand eine 2,3. „Damals sensationell gut für ein unteres Mittelschichtskind wie mich, denn ich war die erste aus unserer Familie, die Abitur gemacht hat.“ Ihre Hauptfächer: Mathe, Englisch, Deutsch, Französisch und Chemie. „Das Kurssystem, wie wir es heute kennen, gab es damals noch nicht.“

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Auch eine Abifeier habe es nicht gegeben. „Unser Zeugnis haben wir uns einfach aus dem Sekretariat abgeholt.“ Zum Chemie-Unterricht gingen Monika Griefahn und ihre Schulfreundinnen samstags ins benachbarte Max-Planck-Institut. „Dort erinnere ich mich an spannende Chemie-Versuche“, sagt sie und lacht: „Später habe ich dann einen Chemiker geheiratet.“

Grünen-Mitbegründer Wilhelm Knabe: Von der Schulbank an die Front

Mit 96 Jahren kann sich Wilhelm Knabe, Mitbegründer der Partei Die Grünen, immer noch gut an seine Schulzeit und das Abitur erinnern. Als er im März 1942 seinen Abschluss an der Fürstenschule in Meißen ablegte, bekam er ein gutes Reifezeugnis überreicht. Eine Abitur-Note, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Vielmehr war das Zeugnis in drei Teile unterteilt, „eine Beurteilung über die Persönlichkeit, ein Teil mit Fachzensuren und ein Extrazeugnis über die Leibesübungen“, erklärt Knabe.

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Mit Doc Esser auf der Bühne

Kabarettist René Steinberg hat seinen nächsten Auftritt am Sonntag, 12. Juli, 19 Uhr, im Duisburger Steinhof. Dort zeigt er zusammen mit Doc Esser das Programm „Lachen und die beste Medizin“. Der eine ist Mediziner und Rockmusiker, der andere Kabarettist und Literaturwissenschaftler. Gemeinsam treffen sie sich, um sich auf die Suche zu begeben: Was tut einem Menschen gut?

Karten (22 Euro) gibt es nur im Vorverkauf. Eine Gäste-Registrierung ist erforderlich. Das entsprechende Formular kann heruntergeladen und ausgefüllt mitgebracht werden (andernfalls erfolgt die Registrierung beim Einlass). Weitere Info: Steinhof-duisburg.de

In Fächern wie Deutsch, Geschichte, Englisch oder Erdkunde habe er stets ein „sehr gut“ erhalten. Dagegen waren einige „Leibesübungen“ nicht ganz seine Sache. „Ich war kein großer Fußballer, aber immer gut in Handball.“ Das Lernen habe ihm viel Freude bereitet, „die Neugier war mein Lebenselixier“. Vor allem die Gedichte aus dem Deutschunterricht sind ihm im Gedächtnis geblieben. „In den vielen Jahren, in denen ich im Krieg Wache schieben musste, wäre ich verblödet, hätte ich keine Gedichte gekannt.“

Weniger schön seien die Erinnerungen an einige seiner Mitschüler. „Es waren viele Sadisten darunter, die jüngere Schüler gequält haben.“ Etwa die Hälfte seiner Klassenkameraden habe sich zudem freiwillig zum Wehrdienst bei den Nazis gemeldet. „Ich wollte kein Vorzeigeheld sein und dachte mir, der Krieg dauert noch lange genug.“ So war es: Drei Tage nach der mündlichen Abiturprüfung musste der damals 18-jährige Knabe den Militärdienst antreten – von der Schulbank an die Front.

Schwimmstar Damian Wierling: Vor dem Unterricht ins Becken

Spitzen-Schwimmer Damian Wierling im Mülheimer Südbad. Vor und nach der Schule ging es für ihn auch während der Abi-Zeit zum Training ins Wasser.
Spitzen-Schwimmer Damian Wierling im Mülheimer Südbad. Vor und nach der Schule ging es für ihn auch während der Abi-Zeit zum Training ins Wasser. © Mara Tröger

Spitzensportler Damian Wierling, Deutscher Meister und Mitglied im Olympiakader des Deutschen Schwimm-Verbandes, hat vor vier Jahren Abitur gemacht. Der heute 24-jährige Schwimmstar aus Mülheim besuchte die Privatschule St. George’s School im Duisburger Süden. „Mit 2,3 habe ich abgeschlossen“, erinnert er sich. Seine Prüfungsfächer: Wirtschaft, Mathe und Deutsch. Viel Zeit zum Lernen blieb dem Leistungssportler während der Abi-Phase kaum. „Morgens um 4.30 Uhr war ich vor dem Unterricht schon zum Training im Wasser.“

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Fünf Kilometer schwamm er zur Vorbereitung auf die damaligen Jugendeuropameisterschaften bereits vor Unterrichtsbeginn. „Nach der Schule ging es dann um 16 Uhr wieder zum Training.“ Ab 19.30 bis 22 Uhr standen dann noch Lernen und Hausaufgaben auf dem Plan. Rückblickend ist Damian Wierling stolz, dass er so viel geschafft hat in der Zeit. Heute studiert er Wirtschaftswissenschaften. „Aber der Leistungssport steht klar im Vordergrund“, sagt er. „Schließlich ist man nur einmal jung. Studieren geht auch später noch.“

MST-Chefin Inge Kammerichs: Schule zwischen Kultur und Kaffeehaus

An ihren Abi-Schnitt aus dem Jahr 1981 kann sich Inge Kammerichs, Chefin des Mülheimer Stadtmarketings, nicht mehr genau erinnern. „Es war recht gut“, sagt sie. „Aber ich musste schon etwas dafür tun, die guten Noten sind mir nicht zugeflogen.“ Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich aufgewachsen, besuchte Kammerichs eine „Fremdenverkehrsakademie“ im Salzburger Schloss Kleßheim – und machte eine berufsbezogene Matura, wie es in Österreich heißt. „Eine sehr strenge Ausbildung mit Schulkleidung.“ Ihr Lieblingsfach: „Betriebswirtschaft.“

Das Leben und Lernen in Salzburg sei geprägt von Kultur- und Kaffeehaus-Erlebnissen. „Für uns Schüler war es alltäglich, Theatervorstellungen zu besuchen - das habe ich sehr genossen.“ Auch Jahre nach dem Abiturientenball trifft sich Kammerichs regelmäßig mit ihren ehemaligen Mitschülern. Viele von ihnen haben es nach dem Abschluss an der renommierten Schule in Top-Positionen der Tourismus-Branche geschafft.

Helge Schneider: Ohne Abschluss zur singenden Herrentorte

Mülheims bekanntestes Gesicht hat übrigens gar keinen Schulabschluss gemacht. Komiker Helge Schneider blieb in der neunten Klasse sitzen und brach das Gymnasium 1971 mit 16 Jahren ganz ab – ohne Abschluss. Um erfolgreich zu sein, brauchte er keinem Lehrplan, sondern nur seiner Leidenschaft zu folgen: der Musik.

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