Mülheim. Die Nominierungswahlen der Mülheimer SPD standen noch unter dem Eindruck der Affäre um OB Ulrich Scholten. So ist der Stand der Aufarbeitung.

Die Partei hat geurteilt. Es sind keine Roten Karten verteilt an Daniel Mühlenfeld, Claus Schindler und Co. – aber dunkelgelbe. Die letzte Ermahnung sozusagen ist ausgesprochen an diejenigen, die meinten, in der Affäre um OB Ulrich Scholten auf eigene Faust, an der Partei vorbei, Fakten schaffen zu können.

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Der Reinigungsprozess in der SPD wird noch Zeit in Anspruch nehmen, im Führungszirkel spricht so mancher von Jahren, die es brauchen wird, die streitvolle Vergangenheit aufzuarbeiten. Jetzt, nach den Nominierungswahlen, müssen sich doch alle zusammenraufen, wollen sie den Schaden, den die SPD bei den Wahlen für den Stadtrat sicher zu erwarten hat, möglichst gering halten.

Die Partei räumt den „Abgestraften“ eine zweite Chance ein

Den „Abgestraften“ hat die Partei eine zweite Chance eingeräumt. Alle sind nominiert und aufgefordert, am großen Ganzen, an der notwendigen Neuaufstellung der Mülheimer SPD mitzutun. Der Platz für Eitelkeiten ist da keinen Zentimeter mehr breit. Es wird spannend bleiben, wie die nach vorne drängenden Jungen und Frauen sich mit den Altvorderen auf eine Zusammenarbeit verständigen werden. Die wird nötig sein für die Politik im neuen Stadtrat.

OB-Kandidatin Monika Griefahn muss bewusst gewesen sein, dass sie mit ihrer Kandidatur auf eine Partei trifft, die schwer zu kämpfen hat um das Vertrauen intern und beim Wahlvolk. Immerhin kann Griefahn sich ungeteilter Unterstützung gewiss sein. Sie für eine Kandidatur zu gewinnen, gilt nicht nur parteiintern als Coup des jungen Parteichefs Rodion Bakum.

Bakum stellt die Interessen der Partei über seine eigenen

Noch ein Blick auf Bakum selbst. Er hat bei der personellen Neuaufstellung seiner Partei strategisches Geschick bewiesen, hatte dafür aber auch den Parteitagsbeschluss von 2019 zur Frauen- und Nachwuchsförderung als starkes Instrument zur Hand. Dass Bakum nicht nur seine Ziele durchzusetzen vermag, sondern auch für Ausgleich und Streitschlichtung einstehen kann, hat er bewiesen. Er hat seine eigene Person zurückgenommen.

Erst hat er auf seine erneute Kandidatur in der SPD-Hochburg Eppinghofen verzichtet, um in Broich-Süd den anspruchsvollen Wettbewerb zu suchen. Schließlich hat er für den Frieden mit Alexander Böhm auf seine Absicherung über die Reserveliste verzichtet. Bakum hat die Interessen der Partei über seine eigenen gestellt. So sollte es sein.