Mülheim. Dass nur nicht-störendes Gewerbe auf dem alten Tengelmann-Gelände in Mülheim Platz finden würde, war klar. Wohnungsbau soll auch möglich werden.

Der Stadtrat hat mit breiter Mehrheit einer Umwidmung des ehemaligen Tengelmann-Areals in Speldorf in ein Allgemeines Siedlungsgebiet zugestimmt. Damit machte er den Weg frei für den österreichischen Investor Soravia, auf dem geräumten Areal grundsätzlich neben Gewerbe- auch Wohnungsbau verwirklichen zu können. Das letzte Wort hat aber die Politik.

Kritik am Beschluss des Rates übten die BAMH-Fraktion und Jochen Hartmann als mittlerweile fraktionsloser Stadtverordneter. Der OB-Kandidat des BAMH, Martin Fritz, brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass erneut Gewerbeflächen verloren gingen, obwohl durch Analysen und Gutachten belegt sei, dass der Stadt Gewerbeflächen zur Ansiedlung neuer innovativer und gewerbesteuerträchtiger Unternehmen fehlten. Dass andere Ratsparteien in der Debatte darum bislang beteuert hätten, zunächst bereits vorhandene Flächen einer diesbezüglichen Nutzung zuzuführen, bevor neue Gewerbeflächen erschlossen werden sollen, habe angesichts des aktuellen Ratsbeschlusses keinen Wert.

Planungsdezernent: Das letzte Wort hat nach wie vor die Politik

Schon in der Ratssitzung hatte Fritz diese Kritik geäußert, Planungsdezernent Peter Vermeulen hatte ihm daraufhin eine unsachliche Argumentation vorgeworfen. In einem noch ausstehenden Bebauungsplanverfahren für das Gelände habe es die Politik weiter selbst in der Hand, festzulegen, zu welchem Anteil Wohnungsbau möglich werde und zu welchem Anteil eine gewerbliche Nutzung Vorrang habe.

An einem Gewerbe- und Industriegebiet festzuhalten, entspreche längst nicht mehr den Gegebenheiten vor Ort. Die umliegende Wohnbebauung schließe Gewerbeansiedlungen mit Störpotenzial aus, so Vermeulen. Daniel Mühlenfeld (SPD) konterte den BAMH ebenfalls: Eine Umwidmung sei nicht widersinnig, denn auch für Wohnungsbau gebe es in der Stadt Bedarf.

Investor Soravia will in Kürze seine ersten Pläne präsentieren

Eigentlich wollte der Chef des österreichischen Investors Soravia, der die Tengelmann-Fläche erworben hat, dieser Tage seine Pläne für das Areal auch der Mülheimer Öffentlichkeit präsentieren. Doch die österreichischen Reisebeschränkungen nach dem Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh lassen einen Besuch in Mülheim derzeit nicht zu.

Dezernent Vermeulen verkündete der Ratspolitik, dass Soravia seinen Besuch, sobald möglich, nachholen wolle. Derweil sei ein namhafter Essener Makler damit beauftragt, für die Bestandsgebäude auf dem alten Tengelmann-Areal gewerbliche Mieter zu akquirieren. Der Investor zeige somit, dass er einer Gewerbenutzung nicht abgeneigt sei. Er habe das Grundstück erworben in dem Wissen, dass Baurecht erst später festschreiben werde, was dort möglich werden könne.