Mülheim. Der Kauf von Mülheims Tengelmann-Areal durch den Projektentwickler Soravia biete „tolle Entwicklungsmöglichkeiten“. Gewerbe steht im Vordergrund.
Nachdem Tengelmann am Montagnachmittag bekanntgegeben hat, sein Firmengelände in Speldorf an den österreichischen Projektentwickler Soravia zu verkaufen, sieht Planungsdezernent Peter Vermeulen darin eine große Chance für die Stadt. „Für Mülheim ist das eine tolle Entwicklungsmöglichkeit“, sagt Vermeulen. Damit sind die Möglichkeiten für die Nachnutzung des Areals wieder offen.
Mit der Übernahme durch Soravia steht für Vermeulen fest: „Es wird keinen jahrelangen Stillstand geben.“ Das Unternehmen mit Sitz in Wien war zuletzt für kleinere Projekte in der Region verantwortlich, unter anderem für den Bau eines Hotels in Duisburg. „Dies ist nun das erste große Engagement von Soravia im Ruhrgebiet“, sagt Vermeulen, der sich davon eine positive Strahlkraft auf das Revier verspricht. „Mein Anspruch ist, ein Vorzeigeprojekt für das Ruhrgebiet zu schaffen.“
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Tengelmann-Areal: Mischung aus Gewerbe und Wohnen
Mit Soravia sei ein Partner gefunden worden, der andernorts gezeigt habe, solch große Vorhaben realisieren zu können, sagt Vermeulen und verweist dabei unter anderem auf eine alte Tabakfabrik im österreichischen Linz, die zu einem Zentrum der Kreativwirtschaft entwickelt wurde.
Wie die Entwicklung aussehen kann, ist aber weiterhin unklar. Ende Januar hatte ein von Tengelmann beauftragtes Architekturbüro dem vertraulich tagenden Gestaltungsbeirat erste Überlegungen für eine Nachnutzung vorgestellt: Demnach sollte auf der 14 Hektar großen Fläche eine Mischung aus Gewerbe- und Wohnflächen entstehen, unter anderem mit einem 15-stöckigen Wohn-Hochhaus und Mehrfamilienhäusern. Die Politik hatte sich dagegen ausgesprochen, ein gewachsenes Industriegebiet zugunsten von Wohnbebauung umwidmen zu lassen. Was Tengelmann den größeren Gewinn versprochen hätte, brächte der Stadtkasse weniger ein.
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Entwicklungspotenzial des Mülheimer Areals
Nun ist diese Idee ersteinmal vom Tisch, hat aber aufgezeigt, welche Möglichkeiten der Bebaubarkeit herrschen, welches Entwicklungspotenzial in der Fläche steckt – und damit Tengelmann geholfen, den Marktwert zu ermitteln und die Fläche attraktiv für Investoren zu machen. Tengelmann habe, so Sprecher Matthias Goldbeck, „mehrere alternative Wege sondiert und geprüft“. Die Entwicklung in eigener Verantwortung sei eine Alternative gewesen, letztlich habe man sich aber für die Veräußerung entschieden. Über den Kaufpreis wahren die Parteien Stillschweigen.
Offizieller Sitz bleibt auf dem Dudel
Tengelmann hat seine ehemalige Firmenzentrale in Speldorf bereits fast komplett leergezogen. Im dritten Quartal 2020 wird sie an Soravia übergeben. Die deutlich verschlankte Holding Tengelmann Twenty-One mit rund 40 Mitarbeitern hat ihren Sitz im ehemaligen Gästehaus auf dem Dudel an der Ruhr.
Dabei werde es auch bleiben, sagt Unternehmenssprecher Matthias Goldbeck. „In unserem Konzept des vernetzten Arbeitens unter Nutzung dezentraler Projektbüros braucht es keine weitere Immobilie.“
Ebenso bislang über die weiteren Pläne: Soravia teilt auf Nachfrage mit, noch keine weiteren Kommentare zum Kauf abgeben zu wollen. In der Mitteilung des Unternehmens vom Montag hieß es lediglich: „Die Metropolregion Ruhr schätzen wir als bedeutende Zukunftsregion. Gemeinsam mit den Mülheimerinnen und Mülheimern wollen wir den Standort in diese Zukunft führen.“
Großteil der Bausubstanz soll erhalten bleiben
Auf diese Zusammenarbeit mit der Bevölkerung legt auch Peter Vermeulen wert: Politik und interessierte Öffentlichkeit sollen in die Planung eingebunden werden. Es soll ein „Miteinander von Wohnen und Industrie“ auf dem Areal geben, der Schwerpunkt soll auf dem Gewerbe liegen. Vermeulen geht davon aus, dass ein Großteil der Bausubstanz in eine andere Nutzung überführt wird.
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Dazu gehört unter anderem das Technikum, in dem der verschollene ehemalige Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub ein Museum für ausgediente Firmenwagen geschaffen. Diese seien mittlerweile bis auf zwei Oldtimer alle verkauft, so Tengelmann-Sprecher Goldbeck. „Über die zukünftige Nutzung des Technikums entscheidet der Erwerber.“
Bleibt die Frage, welche Art von Gewerbe nach der Übernahme durch Soravia im dritten Quartal dieses Jahres sich in den Gebäuden ansiedeln soll. Das werde nun, so Peter Vermeulen, über eine fundierte Marktanalyse herausgefunden. In jedem Fall werde es nicht mehr der große Konzern sein, der dort seinen Sitz hat, sondern eine kleinteiligere Aufteilung geben. „Wir warten darauf, dass Soravia mit Vorschlägen auf uns zukommt.“