Mülheim. Stadtplaner wollen mit Projektentwickler Soravia Mülheims Tengelmann-Areal gestalten: Mit innovative Firmen, Wohnraum, Grünzügen und neuen Wegen.

Die Tengelmanngruppe hat ihren Firmensitz an der Wissollstraße noch nicht an den österreichischen Projektentwickler Soravia verkauft und übergeben, da laufen bereits Überlegungen, was mit den Flächen und den Gebäuden zukünftig geschehen kann. Felix Blasch, Leiter des Stadtplanungsamtes, stellte jetzt in der Bezirksvertretung 3 Ideen vor. Er hatte gleich die notwendige Änderung des Flächennutzungsplanes dabei. Die Ortspolitiker stimmten dieser zu. Der Planungsausschuss wird nächste Woche folgen. Fest steht: Die Stadtplaner wollen bei der Entwicklung des 14 Hektar großen Areals mitreden, sich mit dem Investor abstimmen und „gemeinsam dort Stadtentwicklung vorantreiben“.

„Besteht Denkmalschutz für die Tengelmanngebäude?“, fragte Carsten Voß von den Grünen. Die Bauten stammen aus dem Jahr 1912, als Tengelmann seinen Firmensitz vom Ruhrufer nach Broich verlegte. „Experten haben die Gebäude als nicht denkmalwürdig beurteilt“, antwortete Felix Blasch.

Nur die alte Kraftzentrale genießt Denkmalschutz

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Der Grund sei, dass im Lauf der Jahrzehnte innen zahlreiche Veränderungen vorgenommen wurden. „Dort ist teilweise nichts mehr von der ursprünglichen Bausubstanz erhalten. Anders sieht das mit der Kraftzentrale des ehemaligen Schlachthofes aus. Die habe Denkmalwert und würde geschützt. „Wir müssen darüber mit dem Investor reden, diese zu integrieren“, erklärte der Leiter des Planungsamtes.

Wahrscheinlich würde der Projektentwickler die Tengelmannbauten nicht abreißen, weil sie in ihrer Substanz gut erhalten seien und das Stadtbild prägen. „Die Hochschule Ruhr West wollte sich doch erweitern. Kann sie dort Räume bekommen?“, hakte Carsten Voß nach.

Hochschule mit innovativen Firmen verbinden

„Dafür muss das Land Grünes Licht geben“, antwortete Blasch. Es sei durchaus vorstellbar, die Gebäude mit ihren tiefen Räumen für den Hochschulunterricht zu nutzen. Die alte Quellezentrale in Nürnberg sei ebenfalls für den Unibetrieb hergerichtet worden. „Das können wir in Mülheim auch, falls gewünscht.“

Gleich nebenan könnten Start Ups und innovative Firmen entstehen, die mit der Hochschule zusammenarbeiten. „Wir können uns das sehr gut zwischen Liebig- und Koloniestraße vorstellen.“ Aber nicht jeder Quadratmeter müsse mit Gewerbe belegt werden. „Wir brauchen schonende Übergänge zu den angrenzenden Wohnbereichen. Deshalb sollten auf dem Tengelmann-Areal zusätzlich neue Wohnungen entstehen“, sagte Blasch.

Die ehemalige Tengelmannzentrale aus einer anderen Perspektive.
Die ehemalige Tengelmannzentrale aus einer anderen Perspektive. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Wegeverbindung vom Uhlenhorst zum RS 1

Um das bisher geschlossene Firmengelände zu öffnen, soll es beispielsweise vom Broicher Wald bis zum Radschnellweg RS 1 eine grüne Verbindung geben. „Das haben wir noch mit den Planern von Tengelmann entwickelt und möchten dieses Ziel gern auch mit dem neuen Projektentwickler verwirklichen“, betont Felix Blasch.

Vom Broicher Waldweg über einen Grünstreifen zwischen Stern- und Saarner Straße, dann weiter über die Lindenstraße durch das Tengelmann-Gelände zur Ulmenallee und über die Liebigstraße zur Radschnellweg soll die Fuß- und Radwegeverbindung verlaufen. „So können wir das neue Quartier an die Nachbarschaft anschließen“, blickt der Planungsamtsleiter voraus.

Attraktives Quartier mit grünen Bereichen

Stadt soll klare Kante zeigen

Für das angrenzende Bebauungsplangebiet „Liebig-/Wissollstraße - Y 12“ wird es eine Veränderungssperre geben. Damit wollen die Stadtplaner erreichen, dass dieses Plangebiet mit der zukünftigen Nutzung des Tengelmann-Areals in Einklang gebracht werden kann. Das gilt für Bebauung und Wegeverbindungen.

Die Grünen loben das Schaffen erster Fakten für das Tengelmann-Gelände. „Gut ist, dass nach der Hängepartie um den Verkauf des Geländes nun weiter geplant werden kann“, erklärt Fraktionssprecher Tim Giesbert. „Wir begrüßen den Investor Soravia in Mülheim.“ Die Grünen setzen auf einen Mix aus Wohnen und nicht-emittierendem Gewerbe. „Bei zu viel Wohnbebauung muss die Stadt klare Kante zeigen.“

Wichtig ist für die Stadtplaner ebenfalls, dass im Gebiet zwischen Ulmenallee und Vereinsstraße auch grüne Bereiche erhalten und neue geschaffen werden. „Es soll ein attraktives Quartier werden“, forderten die Ortspolitiker. Sie stimmten mit den Stadtplanern überein, dass Anlieger nicht zu sehr belastet werden dürften.

Nach der Änderung des Flächennutzungsplans wird im Rathaus der Bebauungsplan erarbeitet. Dazu soll es einen Gestaltungswettbewerb geben. Dieser bringe sicher weitere neue Ideen, wie das Areal genutzt und in Firmen-, Grün, Wege- und Wohnbereiche gegliedert und mit der Nachbarschaft verschmolzen werden kann, sagte der Planungsamtsleiter. Dann werden Anlieger und politische Gremien erneut eingebunden.