Mülheim. Mülheimer erinnern sich an historische Aufnahmen und erzählen ihre Geschichte. Insbesondere die Verortung einer Straße ist noch nicht gelungen.

Manchmal dauert es etwas länger, bis die „aule Mölmsche“ die festgehaltenen Szenen auf alten Bildern erkennen. Manchmal gibt es auch keine Auflösung, weil die gezeigten Häuser nicht mehr stehen, die Umgebung sich komplett verändert hat. Es sind nicht immer die Kriegsbomben gewesen, die Wohnraum zerstört haben. Auch nach dem Krieg hat es in Mülheim zahlreiche Abrisssünden gegeben, „weil das nicht mehr modern“ war. Stadtentwicklung bedeutet aber stets Veränderung.

Zurückkommen müssen wir aber noch einmal auf ein Foto aus der Kriegszeit. Die drei Kinder mit ihren Tornistern, die gerade unter der Absperrung „Achtung Blindgänger“ hindurchhuschen, hat viele Leserinnen und Leser bewegt. Eine Allee mit Altbauten und nassem Kopfsteinpflaster zeigt diese Aufnahme.

Sirenengeheul war beängstigend

„In der Cheruskerstraße zwischen Hermannstraße und Teichstraße sind etwa 1942 einige Bomben abgeworfen worden“, schreibt Günter Fraßunke. Darum komme für ihn die Cheruskerstraße „in die engere Wahl“. Nach Bombentreffern waren die Häuser der Nummern 34-40 unbewohnbar geworden und wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Die meisten Leserinnen und Leser tippen auf den Muhrenkamp. Andere meinen, die Kinder waren auf der Cheruskerstraße in Broich oder auf der Dohne unterwegs. Belegt ist das bisher nicht.
Die meisten Leserinnen und Leser tippen auf den Muhrenkamp. Andere meinen, die Kinder waren auf der Cheruskerstraße in Broich oder auf der Dohne unterwegs. Belegt ist das bisher nicht. © Udo Richter, FUNKE Foto Services | Repro: DANIEL ELKE


Dazu passen auch einige Erinnerungen von Günter Voss aus dem Bombenkrieg. „Mitte 1941 begannen in Mülheim bereits die Sirenen zu heulen. Ich hatte dieses Geheule der Sirenen als Fünfjähriger noch sehr gerne, denn ich brauchte nicht zu Bett gehen, sondern ab in den Keller. Meines Wissens fiel bereits 1941 mit allem Drum und Dran die erste Bombe in Broich, auf der Maxstraße.“ Ab diesem Zeitpunkt fand er Alarm nicht mehr schön, sondern beängstigend.

Junge saß beim Exerzieren der Soldaten auf deren Schulter

„Ein Jahr später fielen in ­Broich auf der Kirchstraße einige Bomben und die Zerstörungen an den Häuserrückwänden an der Cheruskerstraße waren schon gewaltig. Im Keller saßen die Hausbewohner, die Decken und Wände stürzten ein. Man kann sich diese Schreie und das Durcheinander der Menschen krass vorstellen“, berichtete Voss bereits vor mehreren Jahren.

„Da die Kellerdecke durch starke Pfeiler abgestützt war, gab es wie ein Wunder keine Toten, sondern ,nur’ verletzte Bewohner. Die Häuser Cheruskerstraße 34, 36, 38 und 40 waren zum Teil nicht mehr bewohnbar. Einige Bewohner zogen, bis ihre Häuser notdürftig repariert waren, zur Infanteriekaserne an der Kaiserstraße. „Auch dort wurde es für mich als Knirps noch mal lustig, denn ich saß häufig beim Exerzieren der Soldaten auf deren Schultern“, erinnert sich unser Leser.

Kinder waren vielleicht im Murenkamp unterwegs

„Obwohl mein Mann und ich keine gebürtigen Mülheimer sind, denken wir, dass die abgebildete Straße der Muhrenkamp sein könnte. Und zwar das Stück, welches von der Kämpchenstraße abgeht. Auf der einen Seite ist die Martin-von-Tours-Schule, auf der anderen Seite ist eine Trinkhalle“, schreibt Kirsten Kremer. „Eher unwahrscheinlich sind Adolf-, Kämpchen- oder Von-Bock-Straße.“

Ob mit dem Wagen auch Bier ausgeliefert wurde, ist wahrscheinlich, aber nicht bestätigt. Die Gäste des Gasthauses posierten gern für den Fotografen.
Ob mit dem Wagen auch Bier ausgeliefert wurde, ist wahrscheinlich, aber nicht bestätigt. Die Gäste des Gasthauses posierten gern für den Fotografen. © Stadtarchiv Mülheim | Stadtarchiv Mülheim

Auf diese Gegend im heutigen Südviertel haben bereits mehrere Leserinnen und Leser getippt. Aber einen konkreten Anhaltspunkt der Wiedererkennung gab es bisher nicht. Andere Leser meinen, die drei Jungen waren damals auf der Dohne unterwegs. Vielleicht sind die Häuser Neubauten gewichen.

Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit


Die Geschichte zur ehemaligen Brauerei Engel – heute würde man sie als Hausbrauerei bezeichnen – hat viele Mülheimer in Erinnerungen schwelgen lassen. Das Lokal „Engel im Feld“ war für viele ein beliebter Treffpunkt in der Nachbarschaft oder Anlaufstelle nach einer Wanderung über die Holthauser Höhen.


„Schwebten hier wirklich Engel?“, fragt Barbara Freitag. „Ob in den 1970ern Engel über den Feldern nahe der Lufthansa-Basis in Raadt schwebten, kann ich nicht bestätigen. Sehr präsent aber ist die Erinnerung an feucht-fröhliche Treffen in der Gastwirtschaft ,Engel im Feld’ im Anschluss an Reitstunden im Reitclub an den Holthauser Höfen“, schreibt Barbara Freitag. „Es ist auch nicht auszuschließen, dass nach Bier- und Schnäpschenrunden sich einige von uns Reitern wie im ,Himmelreich’ gefühlt haben. Es sind Erinnerungen, an eine unbeschwerte Zeit“, fügt die Leserin hinzu.