Mülheim. Hinweise der Mülheimer Leserinnen und Leser ergaben keine heiße Spur zur gesuchten Allee Sie kann längst abgerissen und nicht mehr zu finden sein.
Manchmal sind die gesuchten Ansichten aus der Vergangenheit wirklich schwer zuzuordnen. Udo Richter hatte ein Foto in die Redaktion gebracht, das aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammt. Wir haben es vor einigen Wochen an dieser Stelle gezeigt. Richter, der selbst historische Postkarten und Fotos sammelt, bei den meisten Motiven auch die Adressen kennt, weiß selbst nicht, wo diese Aufnahme in den 1940er Jahren entstanden ist. Reaktionen unserer Leserinnen und Leser darauf waren dürftig.
„Es könnten die Duisburger Straße oder der Blötter Weg in Speldorf sein. Vielleicht auch der Stammsberg, der von der Duisburger Straße angeht“, schreibt Heike Schaffland. Ganz sicher ist sie sich aber nicht. In einer zweiten E-Mail fragt sie: „Vielleicht entstand das Bild auch an der Trooststraße? Oder an der Eduardschule?“
Schüler standen auf der Eduardstraße
Diese Grundschule heißt heute Martin-von-Tours-Schule. Sie liegt an der Eduardstraße. Diese Straße könnte auch in Betracht kommen, weil zwei der Jungen einen Tornister auf dem Rücken tragen. Auch spitze Hausgiebel und Erker sind an der Eduardstraße zu finden. Aber von einer Allee ist heute dort nichts mehr zu sehen. Nur wenige Bäume sind geblieben.
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„Ich wohne zwar selbst nicht mehr in Mülheim, habe aber als ich diesen Artikel fand, direkt meine Mutter und Großmutter befragt. Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass es sich bei dem Foto um die Dohne handeln muss. Das Kopfsteinpflaster ist zwar Asphalt gewichen. Die Häuser sehen aber immer noch so aus“, hat Michael Robinson geschrieben.
Häuser an der Dohne zugeordnet
Eine dichte Allee, wie auf dem historischen Bild von Udo Richter zu erkennen ist, war die Dohne wahrscheinlich nicht. Selbst alte Postkarten zeigen diesen Straßenzug ohne Baumreihen. Eindeutige Erkenntnisse hat die Suche bis jetzt jedoch nicht gebracht.
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Mehrere Anrufer haben auch eine Straße im Dichterviertel vermutet: „Das ist wahrscheinlich die Klopstockstraße. Viele Bomben sind damals nicht auf die Bahnstrecke, sondern auf die Häuser in der Nähe gefallen“, erinnert sich eine Leserin, die ihren Namen nicht nennen wollte. Das war während des Krieges sicher so. Aber ganz sicher war sich die Dame nicht.
Vielleicht sind alle vorher genannten Straßen falsch. Es kann ebenfalls sein, dass die zu erkennende Allee mit den dahinter stehenden Häusern gar nicht mehr in der Stadtsilhouette existiert. Vieles haben die Kriegsbomben zerstört. Schlimmere Abriss- und Sanierungssünden wurden erst in der Nachkriegsära, in den 1960er und 1970er Jahren begangen.
Heute noch viele Bombenentschärfungen
Blindgänger sind im Krieg abgeworfene Bomben, die nicht explodierten. Öfter finden Baggerfahrer sie bei Ausschachtungen. An Gefahrenpotenzial haben die mit Sprengstoff gefüllten Metallzylinder nach fast 80 Jahren nichts verloren. Immer wieder müssen wegen Bombenentschärfungen Bewohner komplette Viertel vorübergehend räumen.
Ursache für Blindgänger können technisches Versagen, Fehlbedienung, ungünstige Einsatzbedingungen oder Sabotage bei der Produktion gewesen sein. Dazu unterscheiden die Experten noch: Beim Blindgänger hat der Zündmechanismus ausgelöst, damit aber keine Explosion bewirkt. Als Versager bezeichnen sie Bomben, bei denen der Zündmechanismus nicht oder nur unvollständig ausgelöst hat.
Noch lange mit Blindgängern leben
Ebenso haben Zünder der so genannten Langzeitbomben versagt. Andere Bomben sind beim Aufschlag nicht explodiert, sondern aufgerissen. Alle diese schlimmen und gefährlichen Kriegsreste begleiten uns noch bis in die Gegenwart. Mit Hilfe von Luftbildauswertungen lassen sich heute ebenfalls viele Blindgänger aufspüren. „Aber wir werden damit noch lange zu leben haben“, sagt ein Entschärfer. Manche Menschen säßen buchstäblich auf einer Bombe, weil sie nicht wüssten, dass sie unter ihrem Keller liegt und bisher nicht entdeckt wurde.