Mülheim. Der einst beliebte Mülheimer Gasthof „Engel im Feld“ hatte eine Brauerei. Ihre Anfänge gehen bis 1763 zurück. Ein Engel braute dort wirklich.
Die ehemalige Gaststätte „Engel im Feld“ ist vielen Mülheimern in guter Erinnerung geblieben. Davon zeugen die zahlreichen Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Der Gasthof war ursprünglich auch eine Brauerei.
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Darauf hatte Andrea Abels hingewiesen, deren Großeltern einst den beliebten Gasthof an der Parsevalstraße betrieben. Bernd Brinkmann hat die Geschichte der Mülheimer Brauereien erforscht und in einem Band für den Geschichtsverein festgehalten. Auch die „Engelbrauerei“ hat Brinkmann darin auf mehreren Seiten dokumentiert. Hier einige Auszüge.
Steuerregister bieten erste Belege
Begonnen hat alles mit dem Land- und Gastwirt Engel Tübben. Er braute in Menden das Bier für seinen Ausschank selbst. Er ist in den Malzakziselisten (Steuerregister) der Jahre 1767 bis 1786 immer wieder genannt. Aber schon vor ihm wurde auf dem Tübben-Kotten gebraut. Von 1763 bis 1766 ist die Witwe Tübben als Akzisezahlerin in den Listen aufgeführt, hat Brinkmann ermittelt.
Wenn „Engel“ auch allgemein als Kurzform von Engelbert angesehen wird, so dürfte es sich in diesem Fall sicher um einen eigenständigen Namen handeln. Der Vorname Engel wurde bereits bei der Geburt ins Taufregister der reformierten Gemeinde eingetragen. Er ist in dieser Form sowohl in den Malzakziselisten als auch in späteren Personenstandsregistern genannt.
1650 Liter Bier für den Jahresausschank
Engel Tübben wurde am 27. April 1734 als Sohn der Eheleute Caspar und Elsgen Tübben geboren. Er heiratete am 29. Juli 1764 Catharina Hesseln. Der Tübben-Kotten lag in der Flur „im Feld“ in Menden. „Man trank also schon damals sein Bier beim ,Engel im Feld’“, stellt Bernd Brinkmann klar. „Unter dieser Bezeichnung ist der Kotten auch 1801 im Feuer-Assekuranzverzeichnis aufgeführt.
Wie lange Engel Tübben seinen Hof, die Gaststätte und die Brauerei bewirtschaftete, konnte Brinkmann nicht ermitteln. Auch sein Tod bleibt im Dunkeln. Bei der Erfassung der Brauereiausstattung im Jahr 1819 wird jedoch sein Schwiegersohn Heinrich Heckmann als Inhaber des Betriebes genannt. Damals verfügte die Brauerei über einen Braukessel von zwölf Ohm Inhalt (1650 Liter) und eine gleich große Gärbütte.
Neffe sicherte den Familienbesitz
1827 zog Johann Wilhelm Hempelmann, der 23-jährige Neffe, Sohn des Johann Wilhelm Hempelmann und der Anna Catharina Tübben, zu den Eheleuten Heckmann nach Menden, um ihnen in der Wirtschaft zur Hand zu gehen. Die Eheleute Elisabeth Tübben und Heinrich Heckmann waren kinderlos geblieben. So bestimmten sie 1833, als sie in den Ruhestand gehen wollten, ihren Neffen als Nachfolger.
Wilhelm Hempelmann heiratete dreimal. Die ersten beiden Ehen endeten tragisch mit dem frühen Tod der Frauen. Anna Feldmann aus Styrum war seine dritte Frau. Sie starb im Januar 1859 und ließ ihren Mann mit fünf minderjährigen Kindern zurück. Der am 24. April 1852 geborene Johann Wilhelm übernahm 1878 Gaststätte, Brauerei und Ländereien des Vaters.
Einige Gebäude stehen noch heute
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Der Vater hatte noch ein neues Gasthaus gebaut. Er braute nur so viel Bier, wie er für seine Schankwirtschaft benötigte. Das geht aus den Steuerlisten hervor. Unter den Mülheimer Brauern lag er mit 14 Talern an vorletzter Stelle. Als der Vater mit 81 Jahren starb, baute der Junior die Hausbrauerei zu einem modernen Betrieb aus. 1887 errichtete Johann Wilhelm Hempelmann einen Neubau. Diesen lies er 1899 erweitern. Er brauchte Platz für eine größere Eismaschine. Einen weiteren Ausbau der Brauerei plante er für 1900.
„Die Brauerei stand an der heutigen Parsevalstraße, dort, wo die Riemelsbeck in diese Straße einmündet“, beschreibt Bernd Brinkmann. Einige der ehemals zur Brauerei gehörenden Gebäude wurden zu Wohnhäusern umgebaut und stehen heute noch. Dazu gehört auch die alte Gastwirtschaft „Engel im Feld“ (Parsevalstraße 35) und der ehemalige Pferdestall (Parsevalstraße 181).