Mülheim. Die Mülheimer Politik diskutiert über die Notwendigkeit einer Polizeiwache in Styrum. Was für den Vorschlag des BAMH spricht, was dagegen.
Es ist ein düsteres Bild, das der Styrumer BAMH-Kandidat Alexander Kocks von seinem Stadtteil zeichnet: Geschäftsinhaber öffneten morgens mit Bauchschmerzen ihre Türen, Styrum entwickle sich zum Angstraum. Deswegen fordert der BAMH eine Polizeidienststelle für den Stadtteil. Die Grünen halten dagegen, die Beamten gehörten auf die Straße, nicht in eine Wache. Was spricht für den Vorschlag, was dagegen?
Styrum als Angstraum zu bezeichnen und dort eine feste Wache zu fordern, sei „weit weg von der polizeilichen Realität“, sagt Mülheims Polizeichef Alexander Prim. Hintergrund des BAMH-Antrags für den kommenden Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung (BSO) waren zwei Raubüberfälle kurz hintereinander auf eine Lottoannahmestelle und eine Tankstelle Ende Mai und Anfang Juni, beide an der Oberhausener Straße.
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Styrum kein polizeilich auffälliger Mülheimer Stadtteil
„Einzeltaten können nicht dazu führen, dass man sagt: Hier ist es richtig schlimm“, betont Alexander Prim. In Styrum gebe es gesellschaftsstrukturelle Herausforderungen – aber polizeilich sei der Stadtteil nicht besorgniserregend. Das zeigen auch die Zahlen der Einsätze im vergangenen Jahr: Da liegt Styrum an fünfter Stelle der Stadtteile. Die Innenstadt führt die Statistik mit großem Abstand an mit etwa 10.000 Einsätzen, dahinter kommen Heißen, Speldorf, Saarn und eben Styrum mit rund 2500 bis 3500.
Im Stadtteil gibt es eine Bezirksdienststelle; sie ist zwei Stunden täglich geöffnet. Vor allem aber sind die Bezirksbeamten dafür zuständig, mit den Menschen im Viertel zu kommunizieren, auf ihre Sorgen und Nöte einzugehen, Schulen, Kitas und Altenheime zu besuchen – und weniger zur Einsatzbewältigung.
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„Eine Bezirksdienststelle und damit eine Anlaufstelle für Bürger ist genau das, was so ein Stadtteil braucht“, sagt Alexander Prim. Was die BAMH-Fraktion aber fordert, ist eine Wache, von der aus Notrufe gefahren werden, „mit angemessenen Öffnungszeiten, entsprechender personeller Besetzung und kurzen Anfahrtswegen in Styrum“.
Mülheim-Styrum: „Wir haben hier genug Probleme“
Einen anderen Blick hat da Max Schürmann von der Feldmannstiftung, der regelmäßig Stadtviertelkonferenzen in Styrum veranstaltet. „Wir würden es begrüßen, die Präsenz der Polizei zu erweitern“, sagt Schürmann. „Viele fänden es sicherlich gut, wenn es hier eine Polizeiwache gäbe.“ Die Bezirksbeamten seien oft mit anderen Aufgaben beschäftigt, der Stellenwert der Präsenz vor Ort müsse erhöht werden. „Wir haben hier Probleme genug, es macht keinen Sinn, das kleinzureden.“
Dezernent: „Keine Auffälligkeiten in Styrum“
Frank Steinfort, Dezernent für Sicherheit und Ordnung, verweist auf Anfrage auf die Sitzung des BSO-Ausschusses am 20. August. Bis dahin werde die Verwaltung eine Stellungnahme vorbereiten.
„Bislang sind uns aber keine Auffälligkeiten bekannt, die eine besondere Behandlung von Styrum rechtfertigen würden“, sagt Steinfort.
Die Verteilung von Polizeidienststellen ist Sache des NRW-Innenministeriums. Die Stadt könnte sich lediglich dafür starkmachen.
Vor allem seit der Corona-Zeit gebe es verstärkt Auffälligkeiten, Kinder und Jugendliche, die sich draußen zu Drogen- und Alkoholexzessen treffen, die zum Beispiel auf die Baustelle des neuen Sportparks einsteigen, die randalieren. „Wir haben im Park der Feldmannstiftung fast täglich Probleme mit Vandalismus“, sagt Schürmann.
Bezirksbürgermeister wünscht sich mehr Präsenz auf der Straße
Auch Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon (SPD) würde sich mehr Präsenz auf der Straße wünschen, optimalerweise eine Doppelstreife mit Polizei und Ordnungsamt, wie in der Innenstadt. „Aber ich bin auch Realist und weiß um die Personalknappheit bei Polizei und Stadt.“
Er kennt die Klagen der Styrumer, die sich abends nicht mehr wohlfühlen auf der Straße. „Aber die objektiven Fallzahlen der Polizei belegen dieses subjektive Gefühl nicht.“ Mehr Ordnungsamts- und Polizeipräsenz ja, eine neue Wache nein – „das ist eine überzogene Forderung“.