Mülheim. C&A schließt seine Filiale in Mülheims Innenstadt. Das verschärft die Krise im Einkaufscenter Forum. Die Eigentümer wollen bald investieren.
Zumindest ein Standort der zwei Mülheimer Filialen von C&A soll geschlossen werden: Am Standort im Forum ist schon ein „Final Sale“ (letzter Schlussverkauf) angekündigt. Der Mietvertrag wurde zum 30. September 2020 gekündigt.
Die Textilhandelskette C&A will in diesem Jahr 13 ihrer rund 450 Geschäfte in Deutschland schließen. Genannt werden auch Filialen in Nordrhein-Westfalen, so in Witten und Mülheim.
Auch interessant
Schließungsgerüchte kursieren zwar schon länger: „Wir überprüfen ständig unser Filialnetz und entscheiden auf der Basis von standortabhängigen Marktanalysen, ob wir eine Filiale modernisieren, schließen oder neu eröffnen“, betonte ein C&A-Sprecher. Die Zahl der betroffenen Filialen könne sich im Laufe des Jahres sogar noch geringfügig verringern oder erhöhen.
13 Filialen von C&A sollen geschlossen werden – auch in Mülheim
Großmodernisierung im Jahr 2011 kostete 30 Millionen Euro
Die letzte Großinvestition ins Forum ist noch nicht allzu lange her. Bis Ende 2011 investierte die ehemalige Eigentümerin rund 30 Millionen Euro in eine Modernisierung.
Mit der Investition hatte das Forum die Kundenführung verbessert, das Erscheinungsbild moderner werden lassen. Unter anderem wurde ein Glasdach eingebaut, um mehr Tageslicht in die Mall gelangen zu lassen.
C&A bemühe sich, den Mitarbeitern Jobs in anderen Filialen anzubieten, hieß es seitens der Modekette. C&A habe – so die Begründung – in den vergangenen Jahren mit Umsatzrückgängen zu kämpfen gehabt.
Mülheims Citymanagerin Gesa Delija äußerte am Freitag in erster Reaktion ihr Bedauern. „Das ist natürlich bitter“, sagte sie mit Blick vor allem auf die Mülheimer Kunden, denen das Angebot des Mode-Discounters in der Innenstadt fehlen werde. Schon der Wegzug von C&A seinerzeit von der Schloßstraße ins Forum hatte der City einen Schlag versetzt. Der endgültige Abschied jetzt reißt ein noch größeres Loch.
Kunden scheinen das Ende erwartet zu haben
„Final Sale“ heißt die auf Englisch kaschierte Formel für den Schlussverkauf bei C&A – im wohl doppelten Sinne. Wer den schlauchartigen Laden durchquert, mag eine offensive Strategie erkennen: Vorne stehen die roten Schnäppchenstandarten mit bis zu 50 Prozent Abzug dicht in Formation. Dort drängen sich die Jäger und Sammlerinnen. Hinten aber lichtet sich das Schlachtfeld der Waren – und auch der Kunden. Reden will von ihnen niemand: „Schluss? Echt? Schade.“ Richtige Betroffenheit kommt nicht auf – mancher hat das Ende wohl erwartet.
Auch interessant
Die Krise im Forum kennt damit aber einen neuen Tiefpunkt. Schon vor einem Jahr waren die Sorgen groß, die Zahl der Leerstände hatte schon damals ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Laut Center-Manager Daniel Wahle stehen derzeit 19 Ladenflächen leer. Selbst auf der Hauptmeile im Erdgeschoss ist das Centermanagement immer häufiger gefordert, Leerstände mit allerlei Tricks zu kaschieren. Für die C&A-Fläche gebe es bereits potenzielle Nachmieter, mit denen Gespräche geführt wurden.
Leerstände auf der Hauptmeile lassen sich kaum mehr kaschieren
Dabei feilt die Eigentümerin des Centers, die Commerz Real AG aus Wiesbaden, offenbar schon seit Längerem an einer Neuaufstellung des Centers. Jan Trimborn von der Wirtschaftsförderung „Mülheim & Business“ bestätigte einen „regelmäßigen Austausch“ dazu mit der Eigentümerin. „Wir haben unsere Einschätzungen zu möglichen Entwicklungen abgegeben und warten im Moment auf eine Präsentation der Eigentümer, um über deren Pläne ins Gespräch zu kommen“, sagte Trimborn. Dazu sagt der Center-Manager Wahle: „Die verschiedenen Konzepte einer möglichen neuen Ausrichtung sind ausgearbeitet und werden in den kommenden Wochen in einem Gremium auf Eigentümerseite final diskutiert und sollen zeitnah entschieden werden.“ Weitere Details nannteer nicht.
Auch interessant
Wer heute ins Forum hineinschaut, erkennt: Viel hat sich an der schwierigen Lage nicht geändert. Die lange Zeile im Untergeschoss, wo einmal der Tierladen war, zeigt noch immer bunt bebilderte Einkaufssituationen. Eine Sinnestäuschung. Die „Be:Werbung“ am Eingang ist duster. Ganz oben im 1. OG glotzen dem Besucher etliche beklebte Schaufenster neben H&M, Venezia, Takko entgegen. Sie verheißen Café und Konsum – alles, nur nicht die Realität: den Leerstand.
Im Erdgeschoss wimmelt’s hingegen. Das ist zu einem nicht geringen Teil der Laufkundschaft zwischen City, Hauptbahnhof und Post geschuldet. Und doch: Einige Leerstände findet man hier ebenso: Tally Weijl hat keinen Nachfolger, neben Runner’s Point gähnen zwei dekorierte Schaufenster.
„Die Leute gehen nicht in die Läden und bringen auch kein Geld mit“
hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus mülheimTrimborn und Delija bestätigen den Eindruck: Die Frequenz ist nicht das Hauptproblem für das Einkaufscenter. „Frequenz ist eigentlich da“, sagt Trimborn. „Die Leute gehen aber nicht in die Läden und bringen auch kein Geld mit“, spielt er auf die schwache Sozialstruktur in der Innenstadt an. Der wachsende Leerstand bestätige nun „die unschöne Tendenz“.
Die Frequenz könnte absehbar aber auch schwinden – dann nämlich, wenn der direkte Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum abgerissen und durch ein transparentes Dach ersetzt ist. Ob dann noch viele Bahnkunden durch das Forum gehen werden, ist zumindest fraglich.
Laut Trimborn peilen die Eigentümer, die eine Anfrage der Redaktion bislang unbeantwortet ließen, eine Investition „innen und außen“ an. Umbauten soll es geben, auch über alternative Nutzungen mit Büros, mehr Gastro oder Ärzten werde nachgedacht.