Mülheim. Über 30 Jahre war er Pfarrer, am Samstag wird der Mülheimer Walter Hufschmidt 95 Jahre. Im Seniorenheim hielt er vor Corona noch Gottesdienste.
Walter Hufschmidt ist immer zu einem Scherz aufgelegt: „Ich bin teuer. Ich koste der Rheinischen Landeskirche schon 30 Jahre Rente – fast so lange wie ich Pfarrer war.“ Heute vollendet der Pensionär in Unruhe sein 95. Lebenjahr. Trotz der Kontaktbeschränkungen werden sicher einige Gratulanten den Weg zu ihm finden.
Der Name Hufschmidt ist in Mülheim gut verbreitet. Mehrere Verwandte leben in der -Ruhrstadt, weshalb es für ihn auch leicht war, 1961 dem Ruf in die evangelische Altstadtgemeinde zu folgen. „Sie haben mich damals ein bisschen gelockt. Aber das habe ich nicht bereut. Ich hatte dort nette Kollegen und eine gute Gemeinde“, blickt er zurück.
Von der Schulbank in den Krieg eingezogen
1925 in Rheydt geboren, hatte er schon früh den Entschluss gefasst, Chemiker zu werden. Die gymnasiale Laufbahn unterbrach die Einberufung zur Luftwaffe. Hufschmidt kam nach Nordafrika, wo ihn die Briten 1943 in Tunesien gefangennahmen.
Auch interessant
Es folgten weitere fünf Jahre in ägyptischen Lagern, wo er sein Englisch zur Examensreife schliff. Die Umstände und Erlebnisse brachten ihn ebenfalls zu der Erkenntnis, die Chemie gegen die Bibel zu tauschen. Nach der Heimkehr machte Hufschmidt einen Sonderkurs für das Abitur und begann sein Theologiestudium.
Seine Frau unterstützte ihn in der Gemeinde
Nach einigen Stationen kam er bald mit seiner Frau nach Mülheim, wurde an der Ruhr heimisch. Seine Gattin unterstützte ihn in der Gemeinde bei der Kinder- und Frauenarbeit. „Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche übergemeindliche Aufgaben wahrgenommen, die mit Freude bereiteten“, sagt der Jubilar. Da stimmte auch die Chemie zwischen den Menschen.
In den vergangenen 95 Jahren konnte er ein buntes Leben führen. Die Rolle als „Roter Kardinal“ im Backsteintheater schien ihm wie auf den Leib geschneidert. „Mit Talaren und Predigten kannte ich mich ja aus. Ich habe sehr gern in diesem Ensemble mitgewirkt“ erinnert sich Walter Hufschmidt.
Gottesdienste für Altenheimbewohner gefeiert
Bis zum Beginn der Beschränkungen in der Coronazeit hat er im evangelischen Wohnstift Uhlenhorst noch den Gottesdienst mit den Bewohnern gehalten. „Das geht zur Zeit leider nicht mehr, aber es kommen wieder bessere Zeiten“, blickt der Pfarrer in Unruhe optimistisch in die Zukunft.
Seinen Lebenslauf hat er gar in Versform gestellt und aufgeschrieben. Er bedankt sich bei allen Menschen, die ihn auf seinem langen Lebensweg bisher begleitet und unterstützt haben. „Im Gottesdienst käme jetzt das Amen. Ich sage, noch ist nicht Schluss mit mir, in Gottes Namen.“