Mülheim. Judith und Walter Hufschmidt feiern Diamantene Hochzeit. Als Pfarrer wirkt er in der ev. Altstadtgemeinde. Sie engagiert sich in der Frauenhilfe .
„Es war auf einer Orgelbank, wo sie ihm in die Arme sank.“ Dieser treffende Vers eines guten Freundes aus der Kennenlernzeit begleitet Judith und Walter Hufschmidt seit 67 Jahren. Sechs Jahrzehnte sind die beiden am Donnerstag glücklich verheiratet – Diamanthochzeit. Ihre beiden Kinder, fünf Enkel und Familienangehörige treffen die beiden wertvollen Diamanten, wie es auf der Einladung liebevoll formuliert ist, erst in zwei Wochen. „Wir haben beide bald Geburtstag. Dann feiern wir alles zusammen“, lächeln sie und nehmen sich – wie früher – in die Arme.
Judith und Walter Hufschmidt sehen sich zum ersten Mal 1948 im Uerdinger Kirchenchor. Er stammt aus Rheydt, sie kommt aus Danzig an den Rhein. Er studiert Theologie, sie Kirchenmusik. „Gemeinsame Interessen und die guten Gefühle füreinander haben uns zusammengehalten“, blickt er zurück. „Aber mehr wie eine Wochenendbeziehung war das damals nicht“, erinnert sie sich. Göttingen und Bonn sind seine, Wuppertal ihr Studienort. Sie sind viel unterwegs, was sich mit zahlreichen Reisen weiter durch ihr Leben zieht.
Am 4. Juni 1955 heiraten sie und ziehen nach Ulm bei Wetzlar, wo er seine erste Pfarrstelle in einer evangelischen Landgemeinde antritt. Während der junge Pfarrer predigt, „habe ich in den Gottesdiensten die Orgel gespielt.“ Bevor ihr Sohn Martin in die Schule geht, wechseln die Hufschmidts nach Mülheim in die evangelische Altstadtgemeinde. Ihr und der Stadt bleiben sie auch nach seiner Pensionierung treu. „Man muss ein Zuhause haben, wo man sich wohl fühlt und gern ist“, sagt Judith Hufschmidt, die bald 86 Jahre wird. An der Ruhr kommt Tochter Dorothee zur Welt.
„In Mülheims evangelischen Kirchen kenne ich alle Orgeln“
Ihr Mann wirkt rund 30 Jahre lang als Seelsorger in der Altstadtgemeinde. In dieser Zeit entsteht das Zentrum am Scharpenberg. Dazu engagiert er sich im Kuratorium des evangelischen Krankenhauses. „Das ist immer noch eine Dauerbaustelle“, sagt der fast 90-Jährige. Während er in der Petrikirche auf der Kanzel steht, ist seine Gattin in der Frauenhilfe aktiv und übernimmt Musik-Vertretungen: „In Mülheims evangelischen Kirchen kenne ich alle Orgeln.“ Im Wohnzimmer hängt ein Bild Siegfried Redas – ein Erneuerer der Kirchenmusik nach dem 2. Weltkrieg – über dem Portrait Johann Sebastian Bachs neben einer Orgelpfeife aus der zerstörten Paulikirche. „Reda hat mich unterrichtet“, schwärmt Judith Hufschmidt über den früheren Petri-Kantor.
Ihr Mann spielt noch gern Theater im Ensemble des Wohnparks Dimbeck, wo beide leben. „Es geht uns hier gut“, sagen sie. Zu den Sternstunden in ihrer langen Ehe zählen sie Touren nach Danzig und mit ihren Enkeln: „Da durften sie mal ohne Eltern nur mit uns unterwegs sein. Das hat uns allen sehr viel Spaß gemacht.“ Den Namen „Vereinte evangelische Gemeinde“ findet der Pfarrer in Ruhe nicht originell: „Die Gemeinden waren vorher schon unierte Einheiten.“