Mülheim/Essen. Atze Schröder und Till Hoheneder schwelgten im Autokino am Flughafen Essen/Mülheim in Erinnerungen. Dabei hatten sie mehr Spaß als das Publikum.
Einheizen mussten Atze Schröder und Till Hoheneder, Gründungsmitglied des Musikcomedy-Duos „Till und Obel“ dem Publikum bei ihrem Auftritt am Freitagabend im Autokino am Flughafen Essen/Mülheim bei kuscheligen 30 Grad nicht. Als „Zärtliche Cousinen“, benannt nach ihrem erfolgreichen Podcast, schwelgten die beiden Comedians in alten Zeiten – und begeisterten dabei nicht wirklich.
Über 400 Zuschauer in 162 Autos aus ganz NRW und sogar über die Landesgrenzen hinaus trafen sich bei hochsommerlichen Temperaturen im Autokino. Ausverkauft war die Veranstaltung nicht, denn auch wenn in Zeiten von Corona der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, und das Autokino eine Renaissance erlebt, machte die Hitze im Auto doch einigen zu schaffen.
Atze Schröder im Autokino: Nicht so selbstverständlich wie vor Corona
„Wir sind trotzdem gekommen, denn wir möchten zum einen die Künstler unterstützen, die ja momentan keine andere Möglichkeiten haben aufzutreten und teils eine schwere Zeit haben“, sagen Katja und Heiner aus Essen, die sich mit Freunden zu einem netten Comedy-Abend verabredet haben. „Außerdem ist es nach wochenlangem Stillstand und Quarantäne schon ein Erlebnis, es ist nicht mehr so selbstverständlich, wie es ein Kabarett- oder Kino-Abend vor Corona war.“
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Dann springen Atze Schröder und Till Hoheneder auf die kleine Bühne neben der Videoleinwand. „Hallo Mülheim, hallo Ruhrgebiet“, begrüßen sie das Publikum, das mit frenetischem Hupen antwortet. „Mülheim, die Stadt der Millionäre, zumindest war sie das mal“, stellt Atze fest und lässt seinen Blick durchs Publikum schweifen. „Hier fahren selbst die Assis einen Siebener!“
Atze Schröder und Till Hoheneder: Die Live-Dynamik fehlt
Was dann kommt, ist ein Ping-Pong-Spiel persönlicher Erinnerungen. Kindheit, Jugend, und Wegbegleiter. Die meisten Lacher kamen in der ersten Hälfte ihres Auftrittes eher von den Protagonisten selbst. Die vielen Hupen blieben nicht nur einmal stumm.
Es ist halt schwierig, ein Format, dass vom ansteckenden Lachen im Publikum, vom animierenden Applaus und Interaktion lebt, genau so erfolgreich über die Bühne zu bringen, wenn die Zuschauer mehr oder weniger für sich alleine lachen müssen und die Dynamik, die solche Live-Erlebnisse eben haben, fehlt.
Kein gutes Haar an Xavier Naidoo und Attila Hildmann
Manch ein Zuschauer fragte sich: Sind es die Zärtlichen Cousinen, oder doch eher Lästerschwestern? Nicht gerade pingelig gingen Atze und Till mit aktuellen Künstlern ist Gericht. War nicht früher alles besser? „Kiss waren ihr ganzes Leben auf Koks. Silbermond höchstens mal auf Rügen.“ Auch Udo Lindenberg, Peter Maffay oder Dieter Thomas Heck bekamen ihr Fett weg. An Xavier Naidoo und Attila Hildmann ließen die beiden Künstler sowieso kein gutes Haar.
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Langsam, aber stetig, steigerte sich dann auch die Stimmung im Publikum. Das könnte daran gelegen haben, dass nach Sonnenuntergang endlich ein laues Lüftchen durch die aufgeheizten Autos wehte. Aber auch die Parodien von Till Hoheneder, mit denen er schon zu Zeiten von Till und Obel die Fans begeisterte, kamen beim Publikum gut an. Grönemeyer, Maffay oder Howard Carpendale – für Hoheneder kein Problem. Atze Schröder, der sich bisher eigentlich nicht als talentierter Parodist einen Namen gemacht hat, versuchte sich – gar nicht mal schlecht – an Reiner Calmund.
Zuschauerin überlegte am Anfang, wieder zu fahren
Am Ende der Vorstellung hatten manche Besucher doch eher gemischte Gefühle. „Am Anfang habe ich wirklich überlegt, wieder zu fahren“, gesteht Besucherin Anja, die insbesondere den typischen Atze Schröder vermisst hat. „Die erste Zeit war einfach sehr zäh.“ Es sei einfach nicht der Atze, wie man ihn sonst kennt, meint auch Ehemann Wolfgang. „Es war aber schließlich auch ein ganz anderes Format.“
So ganz zufrieden mit dem Abend schien insbesondere Atze Schröder nicht und verabschiedete sich beim Publikum mit den Worten. „Es reicht langsam mit Corona! Wenn ich das so gewusst hätte, hätte ich bei Corona nicht mitgemacht.“