Die Wasserwerksgesellschaft RWW will ihr Pumpwerk an der Dohne aufgeben und das Areal vermarkten. Der Gestaltungsbeirat ist nicht begeistert.
Wieder sorgen Wohnbaupläne am Ruhrufer für Aufregung: Die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) plant ihr Wasserwerk an der Dohne aufzugeben und das Grundstück zu vermarkten. Mit ersten Plänen ging die RWW jetzt in den städtischen Gestaltungsbeirat – und stieß damit dem Vernehmen nach auf breite Ablehnung.
RWW-Sprecher Ramon Steggink bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung die Pläne zur Stilllegung des Wasserwerkes an der Dohne, das 1875 gegründet worden war, um etwas gegen die schlechte Wasserqualität der Mülheimer Brunnen zu unternehmen und der Bevölkerung mehr Schutz vor Seuchen zu geben.
Die RWW unterhält für ihr hiesiges Versorgungsgebiet aktuell vier Wasserwerke, eines davon in Kettwig. Die Anlage in Kettwig sei in den vergangenen Monaten „deutlich ertüchtigt“ worden, so Steggink. So sei die Gesellschaft absehbar in der Lage, das Wasserwerk an der Dohne aufzugeben und trotzdem das Wasser per Druck auch hinauf zur Saarner Kuppe fließen zu lassen. Noch sei unklar, wann genau das Pumpwerk abgeschaltet werden könne, es liefen noch Tests.
Idee ist krachend durchgefallen
Auf die Planungen für eine Vermarktung des direkt an den Leinpfad angrenzenden Areals machte Steggink keine Angaben. „Der Gestaltungsbeirat muss dazu erst mal sein Votum abgeben“, sagte er. Jenes Votum ist wohl noch nicht verschriftlicht, macht aber doch schon die Runde – und Planungsdezernent Peter Vermeulen bestätigte am Mittwoch auf Anfrage: „Die Idee ist im Beirat krachend durchgefallen.“
Dieser Zeitung liegen Skizzen für das Projekt namens „Ruhrterrassen“ vor. Demnach wollte die RWW offensichtlich ausloten, was maximal auf dem Gelände möglich ist; danach würde sich später auch der Grundstückspreis bemessen. Querschnitte zeigen bis zu sechsstöckige Wohngebäude samt Tiefgaragen an der Hanglage, drei Häuserreihen zwischen Leinpfad und Dohne, eingerahmt am Leinpfad vom kleinen Fachwerkhaus und Kiosk. Zu wuchtig. Die Hanglage nicht berücksichtigt. Fachleute im Gestaltungsbeirat sowie die beratende Politik waren, so ist von mehreren Teilnehmern übereinstimmend zu hören, nicht begeistert.
städtebauliche Entwicklung mit Augenmaß
Planungsdezernent Vermeulen erläuterte gegenüber dieser Redaktion, dass der bestehende Bebauungsplan eine wasserwirtschaftliche Nutzung des Geländes festsetze. Theoretisch gäbe es zwar die Möglichkeit, den Bebauungsplan aufzuheben und so zuzulassen, dass die entstehende Baulücke nach § 34 des Baugesetzbuches „in Eigenart der näheren Umgebung“ geschlossen werden könnte. Doch diese Option will Vermeulen für die exponierte Ruhrlage nicht ziehen. „Neues Baurecht sollte über einen neuen Bebauungsplan geschaffen werden“, sagt er.
Vermeulen fordert für das Areal „eine städtebauliche Entwicklung mit Augenmaß“. Wie dem Vernehmen nach im Gestaltungsbeirat angeregt, soll einem Bebauungsplanverfahren ein städtebaulicher Wettbewerb vorgeschaltet werden, um Vorgaben für eine Bebauung herauszuarbeiten, die der sensiblen Lage am Ruhrufer gerecht werden. „Es wird sicher eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, etwas mit Augenmaß zu finden“, so der Planungschef der Verwaltung.