Mülheim. Einmal waren Pläne für eine Wohnbebauung auf dem Areal des Wasserwerks Dohne schon gescheitert. Jetzt will es der neue Eigentümer besser machen.

Der zweite Anlauf für eine Wohnbebauung auf altem Areal des Wasserwerkes an der Dohne soll sitzen. Die Stadt hat dem Investor auferlegt, zur Fahndung nach dem besten Entwurf einen städtebaulichen Wettbewerb abzuhalten. Jetzt fand eine erste Bürgerversammlung statt.

Investor Bonava (vormals NCC), der das Areal mittlerweile von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) gekauft hat, hatte dazu ins Franky‘s am Güterbahnhof eingeladen. Rund drei Dutzend Bürger waren der Einladung gefolgt. Dass ein Investor so frühzeitig den Kontakt zu Bürgern, insbesondere Anwohnern aus dem Umfeld sucht, ist schon außergewöhnlich. Schließlich ist das offizielle Bebauungsplanverfahren längst nicht angeschoben.

Erste Pläne waren im Gestaltungsbeirat „krachend durchgefallen“

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Bonava ist sich offenbar bewusst, dass Baupläne auf dem attraktiven Grundstück, das direkt an Leinpfad und Schleusenkanal angrenzt, kritisch beäugt werden. Alt-Eigentümerin RWW hatte bereits vor gut einem Jahr einen Testlauf unternommen, um zu arrondieren, wie das Grundstück möglichst gewinnbringend am Markt zu platzieren wäre.

Bei einer Bürgerversammlung haben Anwohner ihre Vorstellungen geäußert, was aus ihrer Sicht bei der Planung zu berücksichtigen ist.
Bei einer Bürgerversammlung haben Anwohner ihre Vorstellungen geäußert, was aus ihrer Sicht bei der Planung zu berücksichtigen ist. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

RWW hatte Planer engagiert, die Skizzen für ein Projekt namens „Ruhrterrassen“ fertigten. Diese gingen schließlich in den städtischen Gestaltungsbeirat, fielen dort aber „krachend durch“, wie Planungsdezernent Peter Vermeulen seinerzeit auf Anfrage dieser Zeitung die vertrauliche Debatte im Beirat resümierte.

Sechsstöckig sollen die Wohnhäuser auf keinen Fall werden

Insbesondere die Massivität der skizzierten Bebauung erklärte der Beirat im Frühjahr 2018 als inakzeptabel. Abschreckend hatten Querschnitte gewirkt, die auf dem zur Ruhr hin abschüssigen Gelände teilweise bis zu sechsstöckige Wohngebäude, angeordnet in Terrassenform, zeigten.

Die Planungspolitik machte den künftigen Bauherren in der Folge einen städtebaulichen Wettbewerb zur Pflicht. Diesen hat die neue Eigentümerin nun gestartet. Acht Planungsbüros sind aufgerufen, innerhalb der nächsten zwei, drei Monate ihre Ideen zu erarbeiten. Darunter auch die Smyk Fischer Architekten aus Saarn.

Anwohner fürchten um ihre attraktive Sicht Richtung Dohneinsel

Stimmen aus der Politik

Planungsausschuss-Vorsitzender Dieter Wiechering (SPD) sagte am Rande der Bürgerversammlung, es handele sich hier um ein „Projekt mit großen Herausforderungen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es eine Bereicherung für die Örtlichkeit und die ganze Stadt werden kann.“

Wiechering ist zuversichtlich, dass die Frage der Parkplätze und der Baumasse „sich in einer für Bewohner und Anwohner zu akzeptierenden Weise lösen lassen“. Dafür werde auch das Bauleitplanverfahren Sorge tragen, das im Zusammenspiel von Stadtverwaltung und Politik möglicherweise zum Jahreswechsel startet.

Ursula Schröder (CDU), stellvertretende Ausschussvorsitzende, äußerte sich ähnlich. Es sei sehr positiv, dass sich die Nachbarschaft schon vorab habe einbringen können, „das ist einmalig hier in Mülheim“. Es gelte Rücksicht auf die Nachbarn zu nehmen bei der Planung für dieses „Filetgrundstück“.

Im Oktober tagt das Preisgericht und soll den besten Entwurf küren, danach wird es ein Bebauungsplanverfahren geben, während dem Bürger erneut ihre Anregungen und Kritik anbringen können.

Schon am Dienstagabend bezogen Anwohner klar Stellung. Sie wünschen eine nicht allzu massive Bebauung. Eine Bebauung, die ihnen nicht die attraktive Sicht Richtung Dohneinsel nimmt und die sich in ihrer Qualität deutlich etwa vom Kondor-Wessels-Bau im Ruhrbania-Quartier absetzt. Auch der ohnehin hohe Parkdruck im Quartier bereitet Sorgen. Ebenso gewünscht: eine Rücksichtnahme auf Fauna und Flora vor Ort.

Projektleiterin: Wohnumfeld soll für alle ansprechend sein

Stadtplaner Jochen Füge von der ISR (Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH) stellte am Dienstag die Eckdaten für den Wettbewerb zur Neubebauung auf dem Grundstück des ehemaligen RWW-Wasserwerks Dohne vor.
Stadtplaner Jochen Füge von der ISR (Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH) stellte am Dienstag die Eckdaten für den Wettbewerb zur Neubebauung auf dem Grundstück des ehemaligen RWW-Wasserwerks Dohne vor. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die Investoren gaben sich kompromissbereit, versprachen, genau jene Punkte den acht am Wettbewerb beteiligten Büros entweder schon ins Aufgabenheft geschrieben zu haben oder ihnen jetzt nach der Bürgerversammlung weiterzugeben.

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Bonava plant ausschließlich mit Eigentumswohnungen in der Größenordnung zwischen 40 bis 140 Quadratmetern (Penthouse). Alle benötigten Parkplätze sollen auf dem Areal selbst eingeplant werden, wohl meist unterirdisch in einer Tiefgarage. Man wolle ein Wohnumfeld schaffen, das „für alle ansprechend ist“, so Projektleiterin Corinna Tiggelman. Bewusst seien Landschaftsarchitekten involviert in die Planungen.

Vorgabe: Leinpfad muss in seiner jetzigen Form erhalten bleiben

Vorgabe ist auch, dass am Leinpfad nicht geknabbert wird und die das Grundstück durchschneidende öffentliche Zuwegung bleibt. Rücksicht soll die Planung auf die Denkmäler am Leinpfad 1 (Bootshaus Böhm) und an der Dohne 56 (Wohnhaus anno 1892) nehmen. Der viel frequentierte Kiosk am Leinpfad soll bleiben.

Den Leinpfad für eine Radweg-Erweiterung zu verbreitern, wie ein Bürger wünscht, schließt Planungsamtsleiter Felix Blasch indes aus. Dafür sei der Platz andernorts, wo der Leinpfad mitunter gar auf privatem Grund verlaufe, zu schmal. Blasch verwies auf die Pläne, zur Internationalen Gartenbauausstellung im Jahr 2027 den Radweg auf der gegenüberliegenden Dohneinsel zu ertüchtigen. Ebenso nicht vorgesehen sei, einen Anteil an Sozialwohnungen vorzuschreiben.

Wenn alles glattgeht, ist 2024/2025 mit einem Einzug der neuen Wohnungseigentümer zu rechnen.