Drei Monate vor der geplanten Schließung hat am Montag der Räumungsverkauf im Kaufhof begonnen. Bis Ende Mai will Interimsgeschäftsführer Steffen Siewert die prall gefüllten Lager geleert sehen. Im Juni wird aufgeräumt – was danach passiert, steht noch in den Sternen.

Projektentwickler Kölbl Kruse feilt weiter am endgültigen Konzept für das im Kommunalwahlkampf mit Pauken und Trompeten angekündigte neue Einkaufscenter namens Ruhrbanium.

Bis zu 60 % betragen die Preisnachlässe, die der Kaufhof gewährt. Laut Geschäftsführer Siewert, der eigens für die Abwicklung des Hauses im Januar nach Mülheim beordert worden ist, gibt es Rabatte nahezu auf sämtliche Ware. Der reguläre Preis gelte lediglich für diejenigen Artikel, für die Lieferanten ausdrücklich darauf bestanden hätten.

Siewert war schon zum Start des Ausverkaufs angetan von der Resonanz. „Es ist gigantisch, der Laden ist voll, an den Kassen sind lange Schlangen“, sagte er nach den ersten Stunden mit preisreduziertem Sortiment. „Wenn das immer so gewesen wäre, wäre es sicher anders gekommen.“ So soll nun Ende Mai, 83 Jahre nach der Eröffnung des Hauses, das Kapitel Kaufhof in Mülheim geschlossen werden.

Drei Monate Ausverkauf – man habe dafür noch reichlich Ware auf Lager, so Siewert. Wenn „interessante Posten“ im Angebot seien, werde man auch noch Neuware ins Haus holen. Natürlich, das ist ja der Sinn des Räumungsverkaufes, soll der Kaufhof peu à peu schrumpfen, die Verkaufsfläche wird sich nach und nach verkleinern, am Ende dürfte nur mehr das Erdgeschoss geöffnet sein. „Bis zum letzten Tag“ sollen alle Serviceleistungen im Angebot bleiben, auch das Restaurant ist geöffnet.

Den ehemals 72 Mitarbeitern des Hauses habe man zu 100 % Angebote unterbreitet, anderswo bei Kaufhof unterzukommen – und zwar nicht in Hintertupfingen, sondern in der nahen, erreichbaren Umgebung. „80 Prozent bleiben im Unternehmen“, so Siewert. Zehn Mitarbeiter seien bereits in anderen Filialen eingesetzt, im Mülheimer Haus ersetze man sie durch Aushilfen. Man könne „seinen Hut ziehen“ vor dem Unternehmen, das eine derart soziale Lösung für die Mitarbeiter angeboten habe. Das, so Siewert, habe er zuletzt während seiner Tätigkeit bei Hertie anders erlebt.

Und nun? Ein konkretes Konzept für das Ruhrbanium, das für den Kaufhof die bedeutende Lage am einen Ende der Schloßstraße einnehmen soll, lässt auf sich warten. Laut Pia Steindor, Sprecherin von Projektentwickler Kölbl Kruse, ist gar die Entscheidung offen, ob ein Neubau her oder die Kaufhof-Immobilie doch „nur“ umgebaut werden soll. Eigentümer Jochen Hoffmeister sagte der WAZ am Montag allerdings: „Das Ding hauen wir weg. Aus wirtschaftlichen Gründen." Hoffmeister wie Projektentwickler Kölbl Kruse halten am Zeitplan fest, im Herbst mit dem (Um-)Bau zu beginnen und das Ruhrbanium im Winter 2011 zu eröffnen. Hoffmeister: „Die Mieterstruktur steht weitestgehend – und die Finanzierung kriegen wir locker hin.“