Mülheim. Mülheims Stadtarchiv hat mit Stefan Pätzold einen neuen Leiter. Insbesondere Jugendliche will Pätzold für die Geschichte der Stadt interessieren.
„Ich habe in Bärbel Frensch-Endreß eine tolle WG-Partnerin. Wir werden das Haus bespielen und mit Leben füllen.“ Stefan Pätzold, seit Anfang Mai Leiter des Stadtarchivs, ist an seinem neuen Arbeitsplatz angekommen. „Ich habe in den ersten Tagen prima Kollegen kennengelernt, mit denen ich unser Archivmaterial allen zugänglich machen möchte, die daran Interesse haben.“ Pätzold setzt dabei vor allem auf den Nachwuchs. Neue Ideen, wie Schüler und Studenten in die Forschung in der Mülheimer Geschichte integriert werden können, hat der Archivar viele. Nun geht es an die Verwirklichung.
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Mit „Schule 2.0“ bezeichnet er beispielsweise ein Projekt. „Die jungen Leute kommen nicht mehr zu uns ins Archiv, weil die Stundenpläne zu eng getaktet sind. Darum werden wir bald in die Schulen gehen“, kündigt Pätzold an.
Kooperation mit der Uni Duisburg-Essen
Er selbst, oder Mitarbeiter seines Teams, sollen mit einem Koffer voller Quellen und Dokumente den Unterricht besuchen und in den Klassen Projekte anschieben. „Vor Ort können wir auch zeigen, wie schnelle Quellenforschung geht und dass die Vergangenheit der Stadt Mülheim stets Bezüge zur Gegenwart hat.“
Mehrere runde Geburtstage stehen an
Mehrere Ereignisse stehen an, die in den kommenden Jahren einen runden Geburtstag feiern. In 2022 besteht das Mülheimer Stadtarchiv 50 Jahre.
In 2023 sind 1140 Jahre vergangen, dass Burg und Schloß Broich erstmals Erwähnung fanden. 883 eroberten die Wikinger Duisburg und richten ihr Winterlager ein. Wahrscheinlich deshalb ließ der ostfränkische Herzog Heinrich im Winter 883/884 in Broich ein befestigtes Militärlager aufbauen.
Mit der Universität Duisburg-Essen soll es ein Jahresprojekt geben. Die Stadt schließt für das Archiv mit der Universität einen Vertrag. Für ein Jahr wird eine Forschungsstelle im Haus der Stadtgeschichte eingerichtet für die Arbeit vor Ort. Weitere Partner können sich beteiligen und am Ende werden die Ergebnisse in einer Zusammenfassung veröffentlicht.
Beliebte Vortragsreihe startet im Juni wieder
Aus diesen Jugendprojekten sollen im Idealfall Nachwuchskräfte erwachsen, die sich dauerhaft für die örtliche Geschichte engagieren. Das könne ehrenamtlich oder direkt im Haus der Stadtgeschichte passieren. Pätzold hat erkannt, das viele Hobbyhistoriker inzwischen eine Altersgrenze erreicht haben, die ihre Aktivitäten einschränkt. Einige dieser Vielwisser sind bereits gestorben.
Die stets gut besuchte Vortragsreihe zur Mülheimer Geschichte soll im nächsten Monat wieder starten. „Wir haben die Sitzprobe mit Abständen im großen Saal gemacht. Maximal 30 Besucher können rein“, erklärt der Archivleiter. Er hofft, auch den Referenten für den gesetzten 18. Juni, unter den besonderen Bedingungen, begeistern zu können.
„Im Digitalbereich haben wir noch Nachholbedarf“
Das von Pätzold angeregte Zusammenwirken mit der Musikschule ist dort auf begeisterten Gleichklang gestoßen. Mit Bärbel Frensch-Endreß, der Leiterin, sind bereits Ideen und Interessen ausgetauscht, wie Vorträge und Ausstellungen der Historiker die passende musikalische Begleitung finden. Da bestünden viele Möglichkeiten in allen Epochen.
Der neue Archivleiter möchte darüber hinaus von den Mülheimern erfahren, wie sie mit der Mülheimer Geschichte umgehen, wo sie ihnen begegnen, was bei der Aufbereitung der Quellen verbessert werden sollte. „Im Digitalbereich haben wir noch Nachholbedarf. Von den elf Planstellen seien zurzeit zwei unbesetzt. „Die digitale Erfassung ist personalintensiv wie das Bereitstellen der abrufbaren Dateien“, wirbt Stefan Pätzold um Besetzung der Stellen.
Geplant: Kompakter Geschichtsführer zu ausgewählten Denkmälern
Was Mülheim noch fehlt, hat der Stadtarchivleiter in der kurzen Zeit an der Von-Graefe-Straße bereits herausgefunden. Einen kompakten Geschichtsführer, der die Menschen zu den historischen Baudenkmälern der Stadt begleitet. So ein Büchlein möchte der neue Archivleiter herausgeben.
Neben der Archivarbeit muss sich Stefan Pätzold auch um ein Nutzungskonzept für das Tersteegenhaus kümmern. Für den Bochumer ist das Neuland, „aber es wird hilfreiche Berater geben“. Die Komplettsanierung des Heimatmuseums steht an. Auch dieses Objekt fällt in die Zuständigkeit des Archivleiters.