Mülheim. Paris, London, Berlin: Jeder kennt sie. Aber was gibt es hier? Schüler der GGS Heinrichstraße entdecken im Stadtarchiv das neue und alte Mülheim.

In Paris steht der Eiffelturm. Die Queen lebt in London. In Berlin findet man den Bundestag. Alles kein Problem, auch nicht für Grundschüler. Doch was ist eigentlich mit der eigenen Stadt? „Die Kinder wissen erschreckend wenig über Mülheim“, berichtet Veronique Höter-Hoffmann, Lehrerin an der Gemeinschaftsgrundschule Heinrichstraße. Genau das ist der Grund, wieso am Dienstagvormittag 25 Dritt- und Viertklässler nicht wie normalerweise in ihren Klassenräumen sitzen. Stattdessen waren sie zu Besuch im Mülheimer Stadtarchiv.

Seit zwei Wochen schon beschäftigen sich die Kinder der Grundschule Heinrichstraße im Sachkundeunterricht mit ihrer Heimatstadt Mülheim. Das Ganze ist Teil einer Projektreihe, in der sich die Kinder Klassen-unabhängig mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzten. Das Highlight vom Thema „Mülheim“ war der Besuch im Stadtarchiv. „Die Kinder sehen gerne, wie es früher aussah. Das alte Mülheim ist spannend“, weiß Höter-Hoffmann.

Mülheimer Stadtkarten, Postkarten und Fotos aus alten Zeiten begeistern die Schüler

Dementsprechend erstaunt sind die Blicke der Grundschüler, als der stellvertretende Archivleiter Jens Roepstorff das älteste Stück des Stadtarchivs zeigt – eine fast 800 Jahre alte Urkunde vom Kloster Saarn. Weiter geht es mit einer Stadtkarte von Mülheim aus dem Jahr 1750. Sofort startet ein aufgeregtes Gemurmel im Raum, jeder überlegt, was zu sehen ist.

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Viele Bauwerke werden schnell erkannt: „Das ist doch die Petrikirche!“ Unterschiede zu heute haben die Grundschüler auch rasch gefunden. Nachdem Roepstorff den Kindern noch Registerbücher, Postkarten und alte Fotos von Mülheim gezeigt hat, präsentiert er ihnen die älteste Mülheimer Zeitung von 1797. „Die ist aber voll klein!“, sind die erstaunte Reaktionen auf das Original im Din-A5 Format.

Seit 2015 kommen Schüler der Grundschule Heinrichstraße ins Stadtarchiv

Zum Abschluss wird ein Blick in die Magazinräume des Archivs geworfen. Zwei der Kinder dürfen einmal das Rollregal drehen, aus dem Roepstorff die allererste Ausgabe der WAZ Mülheim herausholt. Die Kinder lernen, dass der Raum zum Schutz der Dokumente auf 16 Grad herunter gekühlt ist. „Im Sommer würde ich hier gerne drinnen sein!“, ist die erfreute Antwort eines Schülers. Auf Roepstorffs Frage, ob es denn den Kindern im Stadtarchiv gefallen habe, ertönt im Chor die eindeutige Antwort „Jaaaa!“

Kooperation seit fünf Jahren

Nachdem der ehemalige Archivleiter Kai Rawe 2019 nach Bochum gewechselt ist, hat der stellvertretende Archivleiter Jens Roepstorff die Koordination der Schnuppertage gänzlich übernommen.

Seit 2015 besteht die Kooperation zwischen GGS Heinrichtaße und dem Stadtarchiv. Dank des fünfminütigen Fußwegs kommen die Schüler einfach zum Archiv.

Die GGS Heinrichtaße besucht das Archiv im Rahmen einer Projektreihe im Sachkundeunterricht. Drittklässler und Viertklässler beschäftigen sich dabei in gemischten Gruppen für je vier Wochen mit sechs verschiedenen Themen, Mülheim ist eines davon. So soll der Sachunterricht gestärkt werden.

Die Kooperation zwischen der Grundschule Heinrichstraße und dem Stadtarchiv besteht schon seit 2015, jedes Jahr kommen mehrere Schülergruppen zu Besuch. „Wir wollten den Sachunterricht stärken und freuen uns, mit einer städtischen Institution so treu zu kooperieren“, berichtet Hötger-Hoffmann, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Elisabeth Küpper das Projekt leitet.

Stadtarchiv heißt weitere Grundschule zu Schnuppertagen willkommen

Und auch Jens Roepstorff ist froh über die Zusammenarbeit. Es biete die Möglichkeit, den Kindern Mülheim und seine Geschichte näherzubringen und ihnen einen ersten Eindruck vom Stadtarchiv zu vermitteln. „Ich mache das total gerne“, freut sich Roepstorff. Bisher sei die Grundschule Heinrichstraße die einzige, die regelmäßig ins Archiv käme. Häufiger kämen weiterführende Schulen.

Aber: „Man kann auch den Kleinen viel bieten“, so Roepstorff. Das Stadtarchiv würde sich deshalb auch sehr über weitere Grundschulen freuen, die zu einem Schnuppertag vorbeikommen, um etwas über Mülheims Geschichte zu lernen. „Das ist für beide Seiten schön.“