Mülheim. In der ersten Phase wird das komplette Fachwerk des Mülheimer Heimatmuseums instand gesetzt. Das allein kostet 1,2 Mio. Euro. Arbeitsende offen.
„Endlich passiert dort etwas.“ „Es wird Zeit, dass die Sanierung beginnt.“ Aufatmen bei den Politikern der Bezirksvertretung 1 sowie in Kultur- und Planungsausschuss: Die Sanierung des Tersteegenhauses kann bald beginnen.
Stimmen demnächst noch Finanzausschuss und Rat der Vorlage zu – davon ist auszugehen –, wird das Mülheimer Heimatmuseum vorübergehend sein Dach verlieren, komplett entkernt und mindestens für die nächsten 100 Jahre fit gemacht. Auch über einen behindertengerechten Zugang denken die Architekten und Bauingenieure bereits nach. Die erste Sanierungsphase schlägt bereits mit 1,2 Millionen Euro zu Buche. Mit weiteren Millionen ist zu rechnen.
Kriegsschäden waren 1950 nicht fachgerecht behoben worden
Ursachen für die jetzt unausweichliche Sanierung des Gebäudes auf dem Kirchenhügel sind fachliche Fehler bei der Instandsetzung der Kriegsschäden im Jahr 1950. Handwerker haben das Fachwerk mit Streckmetall und Putz überdeckt.
„Darum konnte die Holzkonstruktion nicht atmen, die Feuchtigkeit bereitete sich in den Balken aus“, erklärte Wolfgang Kamieth im Kulturausschuss. Das ging fast 70 Jahre lang gut, weil es von außen nicht sichtbar war, haben die Gutachter mit dem Mülheimer Architekten nun ermittelt.
Im feuchten Holz fühlen sich Insekten wohl
Im feuchten Holz fühlen sich auch Insekten wohl. Sie haben über die Jahrzehnte ganze Arbeit geleistet, die Bodenschwellen sowie das aufgesetzte Ständerwerk von innen ausgehöhlt. Diese bröseligen Hohlräume wurden erst bei der geplanten Instandsetzung der Fenster sichtbar. „Das Tersteegenhaus musste sofort gesperrt werden“, betonte Kamieth. Es hätte auch schon vorher aufgrund seine Instabilität zusammenbrechen können. Das ist zum Glück nicht passiert.
Wegen der mangelhaften Statik der Fachwerkkonstruktion waren auch die Prüfungen schwierig. Erst musste ein kompliziertes Gerüst aufgestellt werden. „Es dient als Korsett, damit das Fachwerk stehen bleibt“, erklärte Frank Buchwald vom Immobilienservice. Erst danach konnten Wolfgang Kamieth und andere Statiker überhaupt mit den Prüfungen beginnen.
Nun steht fest: „Viele Teile der Balkenkonstruktion aus dem Jahr 1530 bleiben erhalten und werden bei der Sanierung wieder integriert“, beschrieb Anna Schmid-Engbrodt. Sie hatte die historische Bewertung des Heimatmuseums erarbeitet. Alle vom Schwamm befallenen Stücke müssen weg. Er wächst zurzeit noch immer“, fügte Frank Buchwald an.
Altbausubstanz biete viele Überraschungen
Wann genau die Handwerker auf dem Kirchenhügel anrücken, hängt nun mit der Auftragsvergabe und dem Finden der Fachfirmen ab. „Leider können wir auch keinen exakten Bauzeitenplan erstellen. Vielleicht warten noch einige Überraschungen auf uns“, sagt Wolfgang Kamieth. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir viele Dinge gefunden, die bisher unbekannt waren.“
Maximal drei Bauabschnitte sind für die Komplettsanierung des Tersteegenhauses angesetzt, vielleicht auch nur zwei. „Die Bezirksregierung akzeptiert auch den Abriss des Anbaus, um dort einen barrierefreien Zugang zu bauen“, blickt Kamieth in die Zukunft. Wie der aussehen wird, steht aber noch nicht fest.
Holzarbeiten unter Dach aus Schutzfolie
Vielleicht zum Beginn des Sommers wird das Heimatmuseum sein Dach verlieren. Eine Folienabdeckung wird danach das Eindringen des Regenwassers verhindern. Unter dem Schutz der Folie sanieren Fachleute die komplette Holzkonstruktion. Erst wenn die wieder selbstständig steht, kann das Gerüstkorsett verschwinden. Wann das sein wird? Genaue Terminangabe unmöglich.
Kosten kaum exakt kalkulierbar
Wie teuer die komplette Sanierung des Mülheimer Heimatmuseums am Ende wird, lässt sich zurzeit nicht exakt berechnen. Erst bei der Entkernung und Untersuchung der Holzbalken und Mauerteile lässt sich das Ausmaß der Schäden erkennen, wissen die Experten. Der Hausschwammbefall ist bereits bekannt.
Bei der fachmännischen Sanierung sind Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen und mit aktuellen Ansprüchen der Barrierefreiheit zu kombinieren. Das kostet in solchen Fällen extra. Gleichzeitig hofft die Stadt auf Fördermittel aus den Denkmalpflegeprogrammen von Bund und Land.
Danach erst kann der Innenausbau des Heimatmuseums beginnen. Ob sich auch die Raumaufteilung ändern wird – weg von kleinen Zimmern und hin zu großen – wie beim Ursprungsbau –, das wird gerade diskutiert und geplant. „Parallel zu ersten Arbeiten planen wir die zweite Phase, um Verzögerungen zu vermeiden“, erklärte Frank Buchwald.
Bund und Land geben Zuschüsse
Beruhigend für den Kämmerer: Bund und Land haben Fördergeld für die Sanierung zugesagt. 500.000 Euro kommen dafür aus Berlin, 360.000 Euro will die Landesdenkmalpflege beisteuern. 340.000 Euro wird die Stadt zahlen. Für die zweite und eventuell dritte Bauphase gibt es noch keine Kostenberechnung. Diese hängt maßgeblich vom zukünftigen Nutzungskonzept des Heimatmuseums ab. Die Stadt wird weitere Sanierungszuschüsse beantragen müssen. Fertigstellung? Bei diesem historischen Gebäude noch nicht absehbar.